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Blick in die Vergangenheit

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Eine kulturhistorisch wertvolle und be- deutsame Ausstellung veranstaltet die G e- sellschaft bildender Kunst- ler Wiens, Kunstlerhaus, an- lafilich ihres hundertjahrigen Bestehens. Ubersichtlich und geschmackvoll geglie- dert, zeigt sie den bedeutenden EinfluB, den diese Kunstlervereinigung auf das kul- turelle Leben Wiens ausubte und heute noch auszuuben imstan.de 1st. Wenn sich die kunstlerische Entwicklung Osterreichs auch zum grofien Teil im Widerspruch an den sorgsam gewahrten burgerlichen Ten- denzen des Kiinstlerhauses und neben ihnen vollzog, so dient es doch, soferne es sich durch den MaBstab der Qualitat leiten laBt, der Wahrung einer Kontinuitat, die aus der Wiener Einstellung zur Kunst nicht wegzudenken ist. Dariiber hinaus hat eg, begorg in den .letztpa Jp,hrcn jn groBzugigcr Gastfreun-dschaft 'seine R’aume so verschiedenen und verschiedenartigcn Aussteflungen zur Verfiigung gestellt, dafi man dem Jubilar nur ein: „ad multos annos" zurufen kann.

Einen Riickblick auf „5 0 Jahre Z e i c h n e n“ gibt der von der Akademie scheidende Professor Clemens Holz- m e i s t e r in einer grofiangelegten Schau von Reise- und Entwurfsskizzen, denen ein tlberblick uber das vollendete Saiz* burger Festspielhaus angegliedert ist. Uber das Werk des Architekten Holzmeister kann an dieser Stelle kaum mehr etwas gesagt werden — von diesen Zeichnungen und Aquarellen ist festzustellen, dafi eie dem Geist seiner Architektur vollkommen entsprechen, ja ihn sogar entscheidend be- stimmen. In diesem Zusammenhang ist'der an einzelnen Beispielen von der ersten Ideenskizze bis zum Modell gezeigte Weg eines Bauwerkes besonders interessant und deutlich.

..Abstraktive Malerei und Plastik in Osterreich seit 1 94 5“ wird in der Sezession in eilier angenehm sparsam gehangten Ausstellung gezeigt. Unter „abstraktiv“ wird hier, wenigstens in der Malerei, „ungegenstand- lich" verstanden, wobei, da die Arbeiten aus einer zeitlich grofieren Streuung stam- men, manche Maier, die ihre Anschauun- gen ofter wechselten, nicht gerade mit typischen oder besten Arbeiten vertreten sind. Aber auch hier laBt sich echtes Suchen von Imitation und Mache, mo- dische Anpassungsfahigkeit von Eigen- willigkeit unterscheiden. Die Plastik — vor allem Wotruba, Pillhofer, Avramidis, Ber- toni, Hoflehner — auf die menschliche Gestalt bezogen, steht fremd und nicht dazugehorig inmitten der Malerei. Die Begriffsverwirrung des Katalogvorwortes gipfelt in der falsohen Anwendung des Wortes „Anthropomorphismus“, das in Wirklichkeit die Zuschreibung mensch- licher Form oder Eigenschaften' an Gott oder Erscheinungen der Natur bedeutet.

Der ausgezeichnete und viel zuwenig bekannte Gebrauchsgraphiker Rudolf K o- r u n k a stellt in der Galerie , J u n g e Generation" Zeichnungen und Aquarelle aus. Sie zeichnen sich einerseits dutch eine expressive Auseinandersetzung mit Sinneseindrucken aus. anderseits durch den Versuch, fiir bedrangende innere Bilder einen adaquaten gegenstandlichen Aus- druck zu finden Ihre impulsive Vitalitat und ihr Expressionismus bilden anschei- nend einen Gegenpol zur exakten Arbeit des Graphikers und sind das Zeugnis einer echten und eindrucksvollen Bemuhung, mit den inneren und auBeren Erlebnissen auf dem Wege der Gestaltung fertig zu werden. Die unbedingte Ehrlichkeit dieser Arbeiten wirkt uberzeugend.

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