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Goldene Wände, silberne Rose …

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Zehn Jahre sind es her, daß das Land Steiermark und die Stadt Graz gemeinsam die Grazer Theater verwalten. Das kleine Jubiläum wurde im Opernhaus festlich mit einer Neuinszenierung des „R o- s e n k a v a 1 i e r s" begangen. Das Unterrichtsministerium hatte eine Sondersubvention für die Ausstattung gewährt, und so fehlte es denn auch nicht an äußerein Glanz. Es ist eine im ganzen sehr respektable Aufführung geworden, deren bester Teil im Optischen lag. Wolfram Skalicki gelang es. ohne die Tradition zu negieren, in seinen Bühnenbildern Hintergründiges spürbar zu machen und der Phantasie des Zusehers auch noch ihren Spielraum zu belassen. Wände von sattem Gold, durch zwei türkenzeltartige Türme unterbrochen und von einem Tiepolo-Him- mel überwölbt, dominieren den ersten Akt; Faninals Stadtpalais hingegen ist ganz in ätherisches Silber getaucht und gibt so eine gute Folie für die Über- •RifJftB dÄ Rose)

Kostmne," ‘brf deffeii nun tlfimaf wirklich nicht gespart werden mußte. Der Schauspielregisseur Fritz Z e c h a hat Regie geführt, und so kam frisches Blut in die singende Gesellschaft, die sich nun plötzlich vom Opern-Laienspiel in eine durchdachte und durchseelte darstellerische Interpretation geführt sah. Einfälle waren da uhd Freude am bewegten Spiel, aber doch wieder nicht so, daß dieses Spiel zum Selbstzweck geworden wäre.

Nicht ganz so ideal ging es im musikalischen Bereich zu. Günter Wich ver mochte zwar das Geflecht der Partitur stellenweise geradezu transparent zu machen, vieles aber geriet doch zu derb und — im Orchester — zu laut. Beglückend ist die Finnin Raili K o s t i a als Octa- vian: sie verfügt über eine kernige, jugendfrische Stimme, musikalische Intelligenz und ein sehr degagiertes Spiel. Daneben die Sophie von Dorit Hanak — zarte Holdseligkeit im Singen und Spielen. Gertraud Hopf ist auf dem Weg zur Marschallin, die Erfüllung bleibt jetzt noch versagt. Rolf P o 1 k e s Ochs ist ganz unkonventionell, weil nicht bloßer Tölpel, sondern Kavalier mit einigem Charme, aber die Profundität des Organs ist von diesem an sich hervorragenden Heldenbariton eben nicht zu erwarten.

Nicht jeder Besucher der Grazer Kammerspiele wird sich für Francois M a u r i a c s Schauspiel „A s m o- d i e“ erwärmen können Eine derart minu-

hindurch, ..ohne, viel äußeres Geschehen,

‘man’ Asmbdee, der die Dächer von den Häusern abhebt, um in sie hineinzublicken, nistet sich Mauriac im Herzen seiner Figuren ein, um ihre geheimsten Gedanken, Qualen und Sehnsüchte zu belauschen. Er zeigt ihre Bedrohung durch die Fangarme des Bösen, das mitten unter uns ist, er gibt aber auch Zeugnis von ihrer Entscheidung vor dem Angesicht Gottes. Die Aufführung unter der meisterlichen Regie Ludwig Ander-, s e n s ist ein äußerst subtiles Kammerspiel.,

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