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Theaterjubiläum in Salzburg

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Siebzig Jahre sind es her,/keit sich der Vorhang des Salzburger L-andestheaters zum erstenmal hob. Dieses kulturhistorische Ereignis, aber auch, die chronistisch nachgewiesene Tatsache, daß Claudio Monteverdis „Orfeo“ überhaupt die erste Oper war, die einsrt nördlich der Alpen — im Heilbrunner Szfeintheater bei Salzburg — zur Aufführung/gelangte, wurde von Intendant Df. Helnjrath M a t i a s e k zum Anlaß genommen, "dieses theatergeschichtliche Jubil.äum mit einer Neuinszenierung des von Carl O r f f neueingerichteten Monte- verdischen „O r p h e u s“ festlich zu begehen.

Hervorgerufen aus der gefühlvollen Naturreligion wurde die Gestalt des Orpheus zum Symbol der Poesie, zum Sinnbild der Kunst in der Renaissance schlechthin, wobei der italienische Barock-Madri- galist Claudio Monteverdi als erster Vertreter jener modernen Subjektivität anzusehen ist, dessen Äußerungen uns trotz ihrer zeitgeschichtlichen Färbung ganz unmittelbar berühren. Allerdings hat es den Anschein, als hätte der musikalische Neubearbeiter, Carl Orff, wie aber auch der Regisseur dieser Neuinszenierung, Manfred T a u b e r t, die Worte Ovids, der Orpheus sagen läßt „ .. . knüpft neu mir Eurydices voreilig Schicksal“, zu wörtlich genommen. Weder aus dem Instrumentations- noch aus dem Regiekonzept konnte man die Monumentalität dieser mystischen Handlung erkennen, und die bewußt dargebotene Einfachheit des musikalischen wie szenischen Ablaufes gaben anderseits dem Werk kaum die abzuverlangende spezifische Prägung. So wurden zum Beispiel die stilisierenden Bühnenbilder Ernst B r u z e k s statisch in den Hintergrund gestellt, um dem übrigens technisch ganz ausgezeichneten Ballett eine noch stärkere Ent faltungsmöglichkeit auf der dadurch weitoffenen Szenerie einzuräumen. Weiter wirkte sich dieses offensichtlich und ausschließlich auf Choreographie aufgebaute Regiekonzept dahingehend aus, als daß sogar die Handlungspersonen, von denen sich außer Rita Rufenach (Eurydice) und Peter Branoff (Totenwächter), besonders Jakob Soltermann (Orpheus)' und Sharon Bliss (Botin) auszeichnen konnten, auch nur mittels schemenhafter, bisweilen pantomimischer Bewegungen agieren konnten.

Als Zweitwerk des Abends wurde das von Festspielpräsident Hofrat Dr. Bernhard Paumgartner neueingerichtete und auch von ihm neuinszenierte Gelegenheitswerk W. A. Mozarts „Der Schauspieldirektor“ zur Aufführung gebracht. Und wenn auch im Konzept Professor . Paumgartners die Grundlinien des ursprünglichen Handlungsablaufes dieser Komödie bewahrt blieben, so fand die Form seiner vorgenommenen Modernisierung des Originaltextes, den er nun mit neu- zeitlich-extemporierten und zum Teil mit kabarettistisch anmutenden Wendungen ausfüllte, weder eine stilistische noch eine dramaturgische Bereicherung dieses an sich reizenden Werkes. Von den zahlreichen Mitwirkenden konnten sich besonders die Schauspieler Gerhard Mörtl in der Titelrolle, Jürg Holl als Bankier und Hertha Fauland als Madame Pfeil auszeichnen. Von den Sängern gaben sich die mit schärfstem Koloratur singende Valerie Mašterson und die nur zeitweise aus sich herausgehende Rita Rufenach größte Mühe, ihre stimmtechnisch schwierigen Rollen zu bewältigen. Opernchef Mladen B a s i c, der Dirigent beider Vorstellungen, sowie das Mozarteum-Orchester boten die künstlerisch ausgeprägteste Leistung des Abends.

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