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Die grobe Sangerin: Renata Tebaldi

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Unserer Zeit mangelt es keineswegs an perfekten, ja glänzenden Sängerinnen. Große Persönlichkeiten dagegen, deren es um die Jahrhundertwende (und noch vor 20, 30 Jahren) einen ganzen Reigen gab, sind auf der Opernbühne selten geworden. Zu diesen wenigen gehört Renata T e b a lä i. Sie wurde, wie RoiRtiii,i& 9t*&iPWteSt*W und WJHtSip4arflsl9riaw deiw NariTflrianifhreisSäJhme er(idetSct'f*fceM34*tft{i' kam sie zu der berühmten Puccini-Sängerin Carmen 'Melis und feierte, 21jährig, 1943 in Rovigo ihr Operndebüt. Bereits drei Jahre später sang sie unter der Leitung des in seine Heimat zurückgekehrten Toscanini die Sopranpartie in Verdis „Te Deum“. Dann begann ein „steiler Aufstieg“, der aber nicht in so sensationeller Art erfolgte wie der der Me-neghini-Callas. Die ersten großen Partien von Renata Tebaldi wären: Elsa, Margarete, Mimi und Desdemona. Man sieht daraus, wo ihre eigentliche Begabung liegt. In Wien hörten wir sie erstmalig als T o s c a. .

Die äußere Erscheinung Renata Tebaldis ist die. der klassischen Tragödin; durch die Sicherheit und noble Zurückhaltung ihres Spiels wirkt sie als Grande Dame auf der Opernbühne. Ihre in allen Registern gleichmäßig durchgebildete Stimme ist ungewöhnlich schön timbriert, ausdrucksvoll und kräftig, ohne eine Spur von Schärfe. Man kann die Partie der Tosca auch anders auffassen und sie so spielen, wie etwa Maria Jeritza es tat. Die Tosca Renata Tebaldis ist von großer Art, und es besteht kein Grund, sie nicht gelten zu lassen. Denn Puccinis Musik, psychologisch kompliziert, hintergründig und schillernd, gibt ihr an vielen Stellen recht. Herbert von K a r a j a n interpretierte sie mit größter Aufmerksamkeit und klangspielerischer Freude am Detail. Viele Stellen klangen nach Debussy oder Ravel. KÄÖrlrtViÖft'das mt'ae?!Parriru,tIä,b“er'Äi? w£niW mkgmik-ls bK W3mp1öwaTWarJItf ungewöhnlich breit, bald nervös gerafft, aber immer in Uebereinstimmung mit den Intentionen der Sänger. Von diesen verdienten die beiden Gäste Tito G o b b i (Scarpia) und Giuseppe Z a m p i e r i (Cavaradossi) eine fast ebenso eingehende Würdigung wie die Sängerin der Titelpartie. Aber es sind noch einige Worte über Regie und Bühnenbild zu sagen.

Margarethe Wall mann, vor 1938 Ballettmeisterin der Wiener Staatsoper, jetzt vornehmlich an der Scala tätig, und Nicola B e n o i s, Sohn von Alexander Benois, dessen Petruschka-Ausstattung wir vor kurzem in der Staatsoper bewundern konnten, inszenierten Puccinis „Tosca“ im Stil der römischen Prurrkoper. Sie taten es mit zahlreichen neuen, aber keineswegs outrierten Einfällen und zeigten Geschmack im ganzen wie im Detail. Die Inszenierung, mehr dekorativ als realistisch, entspricht dem Gefühl unserer Zeit, die keinen rechten Glauben mehr an den Verismo auf der Opernbühne hat.

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