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Aus Österreichs Vergangenheit

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Graf Jakob Hannibal I. von Hohenems, 1530 bis 1587. Ein Leben im Dienste des katholischen Abendlandes. Von Dr. Ludwig W e 11 i. 420 Seiten. 40 Tafelbilder mit 2 Stammtafeln. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck.

Im Zeitalter der Hochrenaissance und Reformation gelangte das kriegstüchtige Reichsrittergeschlecht von Ems zur Hohenems im Dienste des zur Weltgeltung aufgestiegenen Hauses Habsburg zum gesellschaftlichen Aufstieg der abendländischen Hocharistokratie. Schon Merk Sittich I. (f 1533) und sein Sohn Wolf Dietrich von Ems (f 1538) legten den Grund zum Reichtum und hohen Ansehen des Hauses Hohenems in der zweiten Hälfte des 16. und im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. Diesen Wegbereitern zum Aufstieg der Hohenemser konnte der Verfasser bereits 1952 eine eigene Arbeit widmen (L. Welti, Merk Sittich und Wolf Dietrich von Ems, die Wegbereiter zum Aufstieg des Hauses Hohenems, Vorarlberger Verlagsanstalt, Dornbirn). Die unter Kaiser Maximilian I. vollzogene Umstellung im Kriegsweser, von den schwerfälligen Ritterheeren zur leicht beweglichen Landsknechttruppe eröffnete den Hohenemsern als Landsknechtführern weitreichende verwandtschaftliche Beziehungen, die durch die Ehe des jungen Wolf Dietrich mit der Mailänderin Clara de Medici, 1528, bedingt waren. Die schwäbischalemannische Erbmasse und der mediterran-welsche Blutstrom begann sich in den folgenden Generationen auszuwirken. Steht der Graf Jakob Hannibal als Zentralfigur im Mittelpunkt der anziehenden und bis ins kleinste lebensnahen Darstellung, so hellt der Verfasser auch die Schicksale dessen Geschwister, insbesondere die Beziehungen seines jüngeren Bruders, des Bischofs von Konstanz und Kardinals Marcus Sitticus Altemps (f 1595), zur römischen Kurie dank der erhalten gebliebenen Briefe auf. Altemps wird als Nutznießer des simonistischen Nepoten-systems, dem auch der Onkel, Papst Pius IV., verfallen ist, durch den Vetter der hohenemsischen Brüder, den nach der Glorie der Heiligkeit strebenden Carlo Borromeo, tief in den Schatten gestellt. Seit 1565 ist Hannibal mit dem Kardinal und Erz-bischof Karl Borromäus von Mailand auch durch Verehelichung mit dessen Schwester Hortensia Borromeo verschwägert. Aus einem rauhen Landsknechtführer wird durch den Einfluß des heiligen Kardinals Karl Borromäus und nicht zuletzt der leider allzu früh verstorbenen edlen Hortensia — sie starb mit

28 Jahren und hinterließ fünf Kinder, von denen Markus Sittich 1612 Erzbischof von Salzburg wurde — ein Aristokrat, der als Mäzen, Kunstsammler und Kulturmensch nach einem abenteuerlichen Lebensweg seinen ländlichen Adelssitz am Alpenrhein zur Kulturstätte hohen Lebensstiles emporzuführen vermochte.' Dem Verlag gebührt für die gefällige Ausstattung Anerkennung, dem Verfasser besonderer Dank für die objektive und lebensnahe Biographie des vorarlbergischen Landsknechtführers und Reichsgrafen.

Der Bauer in Kärnten. III. Teil: Das Kauf recht. Von Walther F r e s a c h e r. 43. und 44. Band des Archivs für vaterländische Geschichte und Topographie. Geleitet von Gotbert M 0 r o. Herausgegeben vom Geschichtsverein für Kärnten. Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt. 201 Seiten.

Aus Anlaß der Vollendung des 70. Lebensjahres seines Ehrenmitgliedes Professor Dr. Walther Fresacher am 30. Oktober 1954, veröffentlichte der Geschichtsverein für Kärnten den III. Teil der umfangreichen Arbeit (I. Teil, 31. Band, 1951; II. Teil, 39. Band, 1952) in der Untersuchung über die persönliche Stellung der Bauern und ihr Besitzrecht. Diese Arbeit ergänzt die beiden früheren: die persönliche Unfreiheit der bäuerlichen Bevölkerung Kärntens (I. Teil) und die auf diese zurückweisenden Besitzrechtformen, die Freistift (IL Teil). Der Verfasser zeigt auf Grund heimischer Quellen das Kaufrecht in seiner ausgeprägtesten Form, im sogenannten Gegnerischen (nach der „Gegend“, v/ie das von Villach nach Norden in die Norischen Alpen ziehende Talgebiet heißt, genannt), auf. Mit dem ausstehenden IV. Teil: die bäuerlichen Lehen und das Freisassentum in Kärnten, wäre das gesamte bäuerliche Besitzrecht in Kärnten abgeschlossen. Möge auch dieser Teil dem Verfasser gelingen!

Dignitäten und Kapitel in den ehemaligen Kol-legiatsstiften der Diözese St. Pölten. Eine rechtsgeschichtliche Abhandlung. Auetore Francisco Z a k. Dissertatio ad Lauream in Facultate Iuris Canonici Pontificiae Universitatis Gregorianae. St. Pölten 1955. 127 Seiten. Urkundenanhang noch nicht veröffentlichter Urkunden, Seite I bis XLII. Preß-vereinsdruckerei, St. Pölten.

Dr. Franz Z a k, Vizeoffizial des Diözesangerichtes St Pölten, zeigt in seiner Doktorarbeit auf Grund des vorhandenen Quellenmaterials und der umfang-

reichen, einschlägigen Literatur die innere Struktur der bedeutendsten vier ehemaligen Kollegiatkapitel der Diözese St. Pölten: Ardagger, Eisgarn, Zwettl und Kirnberg an der Mank, auf. Der Ursprung dieser Kollegiatskapitel — eine „Vita communis“ (gemeinsame Lebensweise) von Säkularklerikern, deren wesentliche Aufgabe im Chorgebet und in der Feier des Gottesdienstes bestand — geht auf Eusebius von Vercelli (um 371) und den heiligen Augustinus (f 430) zurück. Bereits Ende des 9. Jahrhunderts zeigten sich die ersten Spuren des Verfalles. Petrus Damiani, Ivo Carnutensis und Gerhoh von Reichersberg suchten die vita communis zu erneuern durch Umwandlung des Institutes der Säkularkanoniker in ein solches der Regularkanoniker, das ist von regulierten Chorherren oder Prämon-stratensern. Die vier hier behandelten Kollegiatsstifte fielen neben den Bauernaufständen, Hussiten- Und Türkenkriegen insbesondere den Wirren der Reformation zum Opfer. Die saubere Arbeit ist ein wertvoller Baustein für die „Austria Sacra“.

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Die landesfürstliche Visitation von 1544/4$ in der Steiermark. Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte Innerösterreichs. Von Karl E d e r (Graz). XV. Band der Forschungen zur Verfassungs- und

Verwaltungsgeschichte der Steiermark. Herausgegeben von der Historischen Landeskommission für Steiermark. Graz 1955. Selbstverlag der Historischen Landeskommission. 105 Seiten.

Der durch seine Forschungen zu den „Studien zur Reformationsgeschichte Oberösterreichs“ und neuerdings durch eine Arbeit über die „Visitation und Inquisition von 1528 in der Steiermark“ (Festschrift für H. Hantsch) bekannte Ordinarius für neuere Geschichte an der Grazer Universität schließt mit dieser Untersuchung des nur noch abschriftlich überlieferten Visitationsbuches für Innerösterreich (Hs. 1229 im steiermärkischen Landesarchiv) eine merkliche Lücke in der steiermärkischen Refor-mationsgeschichte. Obgleich in dieser Untersuchung nur die zwei wichtigsten Städtei des Landes (Graz, Bruck an der Mur), vier Stifte (St. Lamprecht, Goß. Pöllau, Stainz) und zwei Altpfarren (Haus und Kammern) mit ihren Filialkirchen berücksichtigt werden, so dürfte mit Recht nach Meinung des Verfassers das Bild von den kirchlichen Zuständen des Landes sich kaum wesentlich ändern, falls die noch erhaltenen Ueberreste des verschwundenen Visitationsbuches 1544/45 durch weitere archivalische Funde (Abschriften, Extrakte usw.) bereichert würden. Die Visitationsprotokolle sind indes auch aufschlußreich für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Landes. Diese Arbeit stellt einen nicht unwesentlichen Baustein für den Landeshistoriker dar.

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