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Notizen

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I Fragen Sie die Kirche. Auch der zweite unter dieser Devise von der Katholischen Aktion veranstaltete Frage- und Ant-wortabend vereinigte im Alten Rathaus viele Menschen. Männer und Frauen aller Alters--stufen, besonders aber viele junge Menschen — sie alle hatten Fragen und riditeten diese Fragen an die Kirche. So wurde dieser Abend zu einem eindrucksvollen Zeugnis, wie sehr die Kirche mitten in unserer Zeit steht und wie sehr sich die Blicke der Suchenden auf eie richten. Die Fragen, die Universitätspro-fessor Dr. Albert M i 11 e r e r, Universitätsprofessor Dr. Ferdinand M a a ß und Professor Otto Mauer zu beantworten hatten, gaben ein eindrucksvolles Bild von dem, was die Menschen unserer Zeit in weltanschaulicher Hinsicht bewegt. Die Fragen bezogen sich auf die verschiedensten Gebiete: auf die Grenzgebiete zur Naturwissenschaft, auf rein religiöse Fragen, auf Fragen der Sexualethik und auf die Frage nach dem Erlaubtsein des Krieges. Dieser letzten Frage mußte der breiteste Raum gegeben werden. Unter großer Tund gegen Ende des Abends immer weiter anwachsender Spannung beantworteten die Redner die von den Zuhörern spontan gestellten Fragen und Einwände, legten das Grund-lätzliche der kirchlichen Lehre über Notwehr-recht und gerediten Krieg dar und wiesen die Problematik eines Krieges in unserer Zeit Buf. Die Zeit reichte nicht aus, um alle Fragen, die gestellt worden waren, zu beantworten. Professor Mauer schloß daher mit ädern Versprechen, daß diese Frage- und Ant-Wortabende solange fortgesetzt werden, alt Fragen zu beantworten sind.

Ein Institut für Wohnungs-wlrt-• chaft und Wohnungsrecht wurde an der Universität Köln gegründet. Dieses erste Institut seiner Art an einer deutschen Universität wurde vom Dekan der juristischen Fakultät der Universität Köln, Professor Han .Carl Nipperdey, angeregt. Es will sich nicht nur den Studierenden, sondern auch der Öffentlichkeit in Fragen des Wohnungsrechtes Hind der Wohnungswirtschaft zur Verfügung teilen.

Die Zürcher .Tat' gibt einer Glosse Raum, die vermerkt, daß die Schweizer und .besonders die ziemlich zahlreichen Zürcher Waffen-•tudenten bei einigen deutschen Waffenfabriken namhafte Bestellungen auf Schläger, Säbel und Stierköpfe“ gemacht haben: die Hochkonjunktur in dieser Erzeugung habe die deutschen Waffenproduzenten •ogar veranlaßt, einen Teil der Aufträge französischen Firmen zu übergeben. Der Run auf Fechtutensilien werde gleichzeitig auch von österreichischen und deutschen Verbindungen mitgemacht.“

Die Chansonette Marita Gründgens sang In einem bayrischen Krankenhaus vor Schwerkriegsversehrten — Gesichtsverletzten vor •llem, die nie mehr unter Menschen kommen und ihre Angehörigen nur mit einer Maske empfangen können. Christ und Welt“ sagt dazu mit berechtigter lakonischer Kürze: Hier haben wir nichts zu bemerken, sondern dankbar zu sein.“

Von den 5,5 Millionen Einwohnern in den heute polnisch besetzten ostdeutschen Gebieten ist nur etwa eine Million schon vor 1945 dort ansässig gewesen. Die meisten davon leben in Ermland und Masuren sowie im oberschlesischen Gebiet um Oppeln. Nachrichten aus Polen berichten, daß man offenbar aus Mißtrauen gegen diese alteingesessenen Elemente darangehen will, sie in alt-polnische Gebiete umzusiedeln.

S •

Die „Iswestija“ vom 8. April gibt Einzelheiten über den Bau der in riesigen Dimensionen geplanten neuen Moskauer staatlichen Universität: Das Hochhaus der Universität wird mehrere miteinander verbundene Bauwerke haben. In seinem Hauptgebäude mit 26 Stockwerken hat die geographische, die mechanisch-mathematische und die geologische und bodenkundliche Fakultät ihren Platz. Hier werden auch die Lehrkanzeln für die allgemeinen Fächer untergebracht werden, die Lesesäle, Bibliotheken, Museen und Sportsäle. An das Hauptgebäude schließen ich zwei 18stöckige Wohngebäude zu 6000 Zimmern für die Studenten oder Aspiranten an. In den anschließenden neunstödeigen Gebäuden erhalten die Professoren und Lektoren ihre Wohnungen. Außerdem werden auf 160 der Universität zugewiesenen Hektar Bodenfläche mehrere Gebäude für andere Fakultäten errichtet und Alleen angelegt. Der Bau der Universität soll im Jahre 1951 beendet werden.“

Die Wodienzeitung De Nieuwe Euw (Amsterdam) berichtet, daß in Kürz in Band mit Zeichnungen erseheinen wird, die der bekannte niederländische Geechiehtiphilosoph Huizinga gemacht hat. Es handelt sich in der Hauptsache um Zeichnungen mit Motiven aus der holländischen Geschichte.

Die Klärung der Möglichkeiten und Aufgaben, die der Film für die Ausdeutung von Gegenständen der bildenden Kunst hat, war Gegenstand eines internationalen Kongresses in Brüssel. Um eine internationale Verständigung der Filmschaffenden auf diesem Gebiet zu erreichen, gründete man die F e d e-ratiori Internationale du Film s u r l'A r t“ (FIFA). Der italienische Film Die Entstehung der romanischen Kunst“ wurde mit dem Grand Prix ausgezeichnet, den zweiten Preis erhielt ein zweiter italienischer Film über Hieronymus Bosch, „Das verlorene Paradies“, und der deutsche Film Bustelli — ein Spiel in Porzellan“.

Der französischen Altertumsforschung ist eine neue Entdeckung gelungen. Bei den Ausgrabungen in Ras Shamra (Syrien) wurden vor kurzem einige Fragmente von beschrifteten Täfelchen gefunden und Charles Virolleaud, dem Professor für westsemitische Religionen an der Pariser Universität, zur Entzifferung übergeben. Charles Virolleaud bemerkte unter den Täfelchen, die ihm zugesandt worden waren, ein 5 cm langes, 15 mm hohes und 15 Gramm schweres segmentförmiges Bruchstück, in das in drei Zeilen von ungleicher Länge 30 sehr kleine, aber gut lesbare Schriftzeichen eingraviert waren. Schon die erste Prüfung ergab mit ziemlicher Sicherheit, daß diese 30 Buchstaben keinen zusammenhängenden Text darstellten, weil sie ohne Zwischenräume aneinandergereiht waren. Kein Buchstabe fand sich öfter als einmal. Der Pariser Gelehrte kam daher zu dem Schluß, daß es sich um die Darstellung eines Alphabets handeln müsse. Die Zeichen in Minuskelschrift entsprachen in der Form sehr genau den 22 Buchstaben des kanaanäischen oder phönizischen Alphabets, Charles Virolleaud legte diesen unerwarteten Fund der Academie des Inscriptions vor und unterstrich, daß diese 22 Buchstaben vom ersten bis zum 22. in derselben Reihenfolge angeordnet seien wie im Hebräisdien. Außer den 22 Zeichen in Minuskeln enthält das von Virolleaud kommentierte Täfeldien acht Buchstaben in Majuskeln, die sich nur im Alphabet von Ras-Shamra finden. Es handelt sich dabei um zusätzliche Buchstaben, die den Schöpfern des ersten Alphabets offenbar entbehrlich erschienen waren. Virolleaud erhält aus dieser einfachen, Feststellung den Eindruck, daß das Alphabet von Ras-Shamra zunädist nach dem Muster des kanaanäischen Alphabets aufgestellt worden ist, ja daß es nur dessen einfache Keilschrifttranskription ist oder war. Beim Gebrauch aber habe sich gezeigt, daß diese 22 Buchstaben nicht genügten, um alle Nuancen der Rede auszudrücken. Man habe dann, wie der Gelehrte weiter meint, möglicherweise acht weitere Zeichen oder Buchstaben in die Reihenfolge der 22 eingeschoben. Wenn man mit Virolleaud annimmt, daß das Alphabet mit 30 Buchstaben nur eine Vervollkommnung des Alphabets mit 22 Buchstaben ist, so wie dasjenige aus dem 14. vorchristlichen Jahrhundert, dann folgt daraus, daß das Alphabet mit 22 Buchstaben auf eine ältere, vielleicht sogar auf eine viel ältere Epoche zurückgeht. Auf jeden Fall, so urteilt Virolleaud, kann man sagen, daß das in Ras Shamra aufgefundene Alphabet das älteste Alphabet der Welt ist, da es um etwa 1000 Jahre vor dem aramäischen Alphabet des Uadi Hamamat und den Psalmen und alphabetischen Sprüchen entstanden ist.

Wie der Furche aus Bezieherkreisen in Costarica mitgeteilt wird, will der Erzbischof von Costarica, Dr. Viktor Manuel Sanabna y Martine z, mit zwei Herren seiner Umgebung anläßlich einer Romreise auch Osterreich besuchen. Es sind Aufenthalte in Salzburg und Innsbruck vorgesehen.

Aus kulturellen Vereinigungen

Akademie der Wissenschaften: 5. V., 18 Uhr, Prof.

Dr. Rud. Egerer: .Neue archäologische Entdeckungen in Kärnten“ (mit Lichtbildern).

Wiener Katholische Akademie: S. V., 17 Uhr, Professor M. Girardi: .Die Bischofsgasse, der Haarmarkt und die alten Msrkantilhöre“. — 1 Uhr, Dr. V. Suchy: .Franz Grillparzer“. — Dr. R. Feuchtmüller: .Barocke Kirchen in Niederösterreich“. — 1 Uhr,' Dr. H. Vogel-s.ng: .Adalbert Stifters Meisterstudien“. — Univ.-Prof. Dr. F. Bil lir-sich: .Geschichte der christlichen Philosophie“..— . V., 18 Uhr, Dr. J. Tzöbl- .Das Recht als Dauerkundijebunn - des Gemeinschaftswillens“ (Vorlesung .Politik als Wissenschaffl. — 19 Uhr, Univ.-Doz. DDDr. A: Niedermeyer: .Aus der Praxis der Eheberatung“ (Kasuistik). — 10. V., 17 Uhr, Univ.-Doz. Dr. H. Asperger: .Heilpädagogik“ (Hörsaal der Kinderklinik, IX, Lazarettgasse 14). — 18 Uhr, Dr. Kurt Skalnik: .Karl Lueger, der Mann zwischen den Zeiten“ (Vortragsreihe .Christliche Demokratie in Österreich, Wegbereiter und Gestalter“). — Sekt.-Rat Dr. H. Peter: .Das Bildungswesen der großen Nationen“. — 11. V., 18 Uhr, Sondervortrag: Univ.-Prof. Dr. Hans Sedlmayr: .Verlust der Mitte — zur Geistesgeschichte der modernen Kunst“. — 12. V., 1H..10 Uhr, Univ.-Prof. Dr. P. H. Hantsch O. S. B.: .Innere Geschichte Österreich-Ungarns 1867—1918“. — 18 Uhr, Doz. Dr. R. Schubert-Sok'ern: .Hans Driesch und der Neuvitalismus“. (Reih .Philosophie der Gegenwart“). — Vortragsreihe .Der Wiener Sfephansdom“. Dr. Franz Kieslinger: Di gotische Glas- und Tafelmalerei in St. Stephan“. —-U Uhr, Sondervortrag: Univ.-Prof. Dr. Marius Kaisen .Impfung und Impfschäden“.

RellglonswlssenschaftUche Vortrage der katholische Akademikerseelsorge. Prof. Dr. Josef Liener: 8. V.t Pfarre Floridsdorf, XXI, SchloBhofer Sirene 11, Pfarrheim. .Moderne Leugnung der Willensfreiheit“. 19.30 Uhr. — Kaplan Dr. Otto Berger: . V., Pfarre Weinhaus, XVIII, Gentzgasse 140 (Josef-Saal). .Der religiöse Sinn der Auseinandersetzung zwischen Ost und West“. 19.15 Uhr. — P. Dr. Robert Svobod: 10. V., Pfarr Matzleinsdorf, V, Wiedner Hauptstraße 105. .Der moralische Zusammenbruch und die sittliche Situation“. 19.30 Uhr. — P. Dr. Franz Reisinger O. S. F. S.: 17. V., Pfarr Mariahilf, VI, Barnabitengasse 14, Salvatorsaal. .Apo-stolat unter Arbeitern und Jungarbeitern“. 19.30 Uhr. — Flitz Hansen-Löve: 23. V., Pfarre Weinhaus, XVIII, Gentzgasse 140 (Josefsaal). .Die Ritterschaft des Nichts“ (Moderne Dichtung). 11.15 Uhr. — Pr. Dr. Waldemar Pos S. D. S,: 24. V., Pfarre Mariahilf, VI, Barnabitengasse 14, Salvatorsaal. Apostolat durch die Familie“ (Hl. Hemma von Gurk, Lichtbildervortrag). 19.30 Uhr. — Dr. Josef Zykan: 24. V., Gröger-Saal, XVIII, Pötzleinsdorfer Straße 63. .Das Muttergottesbild und seine Geschichte“ (Lichtbildervortrag). 19.30 Uhr.

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