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Glaube und Wissenschaft

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Die Wiener Katholische Akademie steht am Beginne ihres zweiten Semesters. In dem Sturmjahr 1945 gegründet, hat sie sich in den Monaten ihres ersten Semesters bereits ihr Heimatrecht im wissenschaftlichen Leben unserer Stadt erworben. Trotz ihrer Jugend gehört die Katholische Akademie bereits zu jenen Institutionen Wiens, ohne die man sich sein kulturelles Leben nicht mehr vorstellen kann. Das Programm des Sommersemesters 1946, das am 4. März beginnt, sieht eine Reihe von Vorlesungen vor, die das Interesse weitester Kreise finden dürften. Kar-dinal-Erzbischof Dr. I n n i t z e r wird diesmal selbst in der Akademie sprechen. Wiens Kirchenfürst wird mit einer Rede „Die Stimme der Kirche zur sozialen Frage“ die Vortragsreihe „Die soziale Problematik unserer Tage in christlicher Sicht“ eröffnen, in der eine Anzahl von Theoretikern und Praktikern des Wirtschaftslebens ernste, uns alle bewegende Fragen des sozialen Daseins behandeln werden. Von wesentlicher Bedeutung werden auch in dem kommenden Semester die theologischen Vorlesungen sein, unter denen wir vor allem zwei als besonders zeitgemäß und wichtig ansehen. P. DDr. S c h e d 1 s Vorlesung über den „K ampf zwischen Mythos und Offenbarung sreli-g i o n in der Verkündigung der Propheten“ und P. G. B i c h 1 m a i r s S. J. Vortrag „Jesus Christus“. Der Generalsekretär der Akademie und Missiologe Prof. Doktor J. Thauren wird über „Das Bild der Weltkirche“ sprechen, während Univ.-Do-zent Dr. A. 'Niedermeyer Fragen der Pastoralmedizin behandeln wird.

Auf dem Gebiete der Philosophie darf die große Vorlesung über „Theoretische Anthropologie“ des Univ.-Prof. Doktor Alois D e m p f als das große kommende Ereignis angesehen werden. Beachtung verdient auch die pädagogische Vortragsreihe „Bildungsideale und Gottesglaube“, in deren Rahmen der bekannte Pädagoge Professor Dr. Heinrich Peter zu Worte kommen wird. Dii Soziologie, die als eminent philosophische Disziplin an dieser Stelle mitgenannt sei, wird durch Univ.-Dozent Dr. August M. K n o 11 vertreten sein, der seinen Vortrag „Gedanken und Gestalten aus der katholisch-sozialen Bewegung der neueren Zeit“ fortsetzen wird.

Im geschichtlichen Sektor der Akademie be gegnen wir einem Vortragszyklus über Österreichs mittelalterliche Geschichte. Univ.-Prof. Dr. Hugo H a n t s c h hat sich das bedeutsame Thema „Der Schicksalsweg Österreichs und des österreichischen Katholizismus“ gewählt. Einen großen Raum nimmt im Programm d Sommersemesters auch die Kunstwissenschaft ein. Und schließlich sei noch vermerkt, daß Burgtheaterdirektor Raoul A s 1 a n über den Schauspieler als Lebensträger seiner Rollen und über den Schauspieler als Verkünder des religiösen Ethos sprechen soll, während Willy Forst Fragen der Filmgestaltung behandeln wird.

Ein modernes weitgespanntes Programm, das keinen wesentlichen Bezirk unseres Daseins außer acht läßt und den Bogen der Einheit und Zusammengehörigkeit um Glauben und Wissen wölbt.

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