6568982-1950_10_15.jpg
Digital In Arbeit

Notizen

Werbung
Werbung
Werbung

Dem Vernehmen nach wird die angekündigte päpstliche Bulle über die Ernennung des Univ.-Prof. Dr. Franz Jachym zum Erzbischof-Koadjutor von Wien beinhalten, daß Erzbischof Dr. Jachym seinen Ordinarius, Kardinal-Erzbischof Dr. Innitzer, dessen Befugnisse unverändert bleiben, zu unterstützen und im gegebenen Falle zu vertreten hat.

Ein Interview des Kirchenpräsidenten N i e-m ö 11 e r, veröffentlicht Mitte Dezember in der New-Yorker „Herald Tribüne“, hat eine lebhafte publizistische Auseinandersetzung entfacht. In weiten Kreisen empfand man es schmerzlich, daß die Äußerungen in Ton und Richtung kaum an den Niemöller erinnerten, den man aus der Zeit des nazistischen Kulturkampfes auch auf katholischer Seite als einen der Spitzenträger tapferen Glaubensmutes im deutschen Protestantismus ehrte. Auch eine spätere Korrektur des Interviews, zu der sich Niemöller veranlaßt sah, verwischte nicht den peinlichen Gesamteindruck. Es machte nichts aus, ob Niemöller gesagt haben sollte, die Deutschen würden sich mit einem kommunistischen Regime abfinden, könnte dadurch die Einheit Deutschlands hergestellt werden, oder aber: die Herrschaft der SED, also der kommunistisch geführten Parteimacht, sei noch lieber hinzunehmen als die Zweiteilung des Landes. — Unter den sonstigen unerfreulichen Formulierungen des Interviews stach dann noch eine Spitze gegen die katholische Kirche heraus, an deren Stellung im repräsentativen öffentlichen Gefüge Westdeutschlands Niemöller Anstoß nahm.— Sein Exkurs fand im protestantischen Lager Deutschlands vielfachen, sehr bestimmten Widerspruch, so im Südwestdeutschen Rundfunk durch den Tübinger Univ.-Prof. Dr. Thielecke und in „Christ und Welt“ durch den Oldenburger Oberkirchenrat Dr. Ehlers. Ein entscheidendes Wort kam vom „Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland“ durch eine öffentliche Erklärung, die grundsätzlich sagt: „Würde und Freiheit des Menschen sind nach christlicher Lehre unantastbar. Auch die Einheit des deutschen Volkes, unter deren Verlust wir heute mit unserem ganzen Volk schwer leiden, darf nicht mit der Preisgabe dieser Würde und dieser Freiheit erkauft werden. Den befremdlichen Äußerungen Niemöllers über die katholische Kirche stellt der Rat die würdevolle Korrektur entgegen: „Gegenüber dem Angriff antichristlicher Mächte haben beide christlichen Konfessionen g e-meinsam im Kampf gestanden. Diese Tatsache muß auch heute für das Verhältnis der beiden --Konfessionen zueinander gelten, ohne daß wir dadurch der Pflicht enthoben sind, den konfessionellen Gewichtsverschiebungen ernste Aufmerksamkeit zuzuwenden.“

Der Evangelische Oberkirchenrat veranstaltet in St. Andrä bei Villach vom 15. bis 18. März 1950 eine Tagung, welche die Ergebnisse der Salzburger ökumenischen Flüchtlingskonferenz für die evangelischen Flüchtlinge in Österreich auswerten, weitere Richtlinien für die Flüchtlingsarbeit einvernehmlich entwerfen und über die Schaffung eines Flüchtlingsbeirates des Evangelischen Oberkirchenrates beraten soll.

Der Börsenverein der Verleger und Buchhändler in der französischen Zone in Deutschland und der Verband südwestdeutscher Autoren wollen bei der Bundesregierung die Einführung einer Steuerfreigrenze für Bücherkäufe in Höhe von zwei-bis dreihundert D-Mark beantragen. Sie versprechen sich davon eine Steigerung des Bücherabsatzes, die Autoren, Verlegern und den Lesern gleichermaßen zugute kommen soll.

An der neugegründeten saarländischen Universität wurde der erste Doktortitel verliehen. Mit dem gleichen Tage wurde an der Universität die erweiterte 'Examensform, die Verteidigung der Doktorthese, eingeführt, die in Deutschland und Österreich seit Jahrhunderten bedauerlicherweise keine Anwendung mehr findet.

Der Chefredakteur der holländischen katholischen Wochenzeitung „De Linie“, Professor Dr. Creyghton, beschäftigte sich kürzlich in einer Nummer seines Blattes mit dem Deutschenhaß, der in der holländischen Presse noch häufig zum Ausdruck kommt. Professor Creyghton weist darauf hin, daß dieser Haß wie jeder andere in direktem Widerspruch zum Evangelium stehe.

Anläßlich des 200. Todestages Johann Sebastian Bachs wurde unter dem Protektorat des Präsidenten dar französischen Nationalversammlung, Eduard Herriot, des Erziehungsministers Delbos und des Generalsekretärs für Kunst und Literatur, Jaujard, ein Komitee zur Vorbereitung von Gedenkkonzerten in Frankreich gebildet. Das Programm dieser Feiern sieht neben Reden von Herriot und Duhamel die Aufführung der „Brandenburgischen Konzerte“ unter Edwin Fischer, einen Kantatenabend sowie Orgel-und Kammermusikveranstaltungen vor. Der bekannte Geiger Menuhin wird eine Reihe von Sonaten spielen. Der französische Rundfunk plant die Übertragung der Messe in G-Moll unter Leitung von Charles Münch. •

Die Tagebücher des berühmten französischen Historikers M i c h e 1 e t, aus denen nur die das Jahr 1848 betreffenden Stellen bekannt waren, werden in wenigen Monaten der Öffentlichkeit zugänglich sein. Nach dem Urteil einiger Gelehrten, die den Inhalt des im Institut de France aufbewahrten Konvoluts kennen, handelt es sich um eines der eigenartigsten Bekenntniswerke der französischen Literatur.

Aus Lyon wird dem “France Soir“ gemeldet, daß man dort den Erreger der Maul-und Klauenseuche entdeckt und im Elektronenmikroskop photographiert hat. Die Entdeckung gelang den Doktoren Girard und Bernard. Man konnte bisher schon ein Serum (Vakzine) gegen die Maul- und Klauenseuche herstellen, aber den_ Erreger kannte man noch nicht.

Auf der Höhe von Albengo im Golf von Genua, wo vor etwa 2000 Jahren ein Frachtschiff mit einer Getreide- und ölladung unterging, haben Taucher des italienischen Hebeschiffes „Artiglio“ 100 mit Algen überzogene zweihenkelige Krüge heraufgeholt. Auch ein Steuerrad, das aus einer Legierung von Blei und Zink besteht und einen Durchmesser von 50 Zentimeter hat, konnte geborgen werden. Es handelt sich hiebei um ein besonders seltenes und interessantes Beispiel nautischer Instrumente, die zur Römerzeit verwendet wurden.

Eine neue Erfindung des Chefarchivars der Bibliothek des Staates Virginia, W. J. Barrows, „Laminator“, soll papierene Dokumente vor allen Schädigungen durch Witterung und Insekten schützen und auf unbegrenzte Zeit erhalten. Alle für den Laminationsprozeß vorgesehenen Bücher und Papiere werden zunächst in einer Desinfektionskammer von Würmern und Insekten befreit und auseinandergenommen. Die einzelnen Blätter werden in einer Lösung von Kalziumhydroxyd gereinigt und zwischen Weichkupfernetzen getrocknet. Dokumente, die nach 1840 mit Tinte beschrieben wurden, dürfen allerdings nur feucht oder sogar nur trocken abgewischt werden, damit die Beschriftung nicht gefährdet wird. Große Pressen glätten das Papier wieder. Erst jetzt beginnt die eigentliche Laminierung. Jedes Blatt wird zwischen zwei Zelluloseazetatfolien gelegt, ein durchsichtiges Material, das uei höheren Temperaturen weich wird und schmilzt. Die Folienkanten werden durch eine Füllmasse aus Zelluloseazetat und Azeton verbunden und das Ganze noch durch eine Lage sehr weidien und feinen Papiers geschützt. Die so präparierten Blätter kommen in den „Laminator“, der eine Kombination von Rollpresse und Heizofen darstellt. Dort werden sie für etwa 15 Sekunden einer Hitze von 160 bis 170 Grad Celsius ausgesetzt. Die Folien schmelzen und lassen sich dünn und glatt walzen. Das „laminierte“ Schriftstück bleibt völlig lesbar undkann weder durch Feuchtigkeit noch durch Staub oder Insekten beschädigt werden.

Aus kulturellen Vereinigungen

Katholische Akademikerseelsorge: 6. III., 19.30 Uhr, Pfarrheim, XXL, Schloßhofer Straße Nr. 11, P. Dr. J. Rußmann O.S.F.S.: „Der Glaube des modernen Menschen“. — 7. III., 19 Uhr, XVIII., Pötzleindorfer Straße 104 (Mautner-Villa), Prof. Dr. J. Liener: „Die sexuelle Not der Gegenwart und ihre Heilung“. — 8. III., 19.30 Uhr, Pfarre, XIX., Pfarrplatz 3, Prof. Otto Mauer: „Die geistige Situation der Zeit und das Christentum“. — 8. III., 19.30 Uhr, Pfarre, VI., Barnabitengasse Nr. 14 (Salvatorsaal), Univ.-Prof. Dr. A. M. Knoll: „Die sozialen Gegensätze und Entscheidungen in der modernen Soziologie“.

Kulturgemeinschaft „Der Kreis: 8. III., 20 Uhr:

Dichterlesung Fritz Habeck.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung