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Notizen

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Zwei Millionen Katholiken, darunter Pilger aus der ganzen Welt, vernahmen am Sonntag abend in Rio de Janeiro, der Stadt des 36. Eucharistischen Weltkongresses, aus vielen Lautsprechern auf dem großen Festplatz an der. Guanabara-Bucht und in den breiten Straßen die Botschaft Pius XII. Der Papst richtete an diesen großen Weltkongreß eine Ansprache in portugiesischer, Sprache, die ein Flohelied der heiligen Eucharistie darstellte. Auf dem in ein Lichtermeer getauchten Kongreßplatz an der abendlichen Bucht mit dem Altar, der das Schiff der Kirche versinnbildlicht, mit dem riesigen Halbrund und seinen Sitzplätzen für eine halbe MillieVf Menschen, bildete diese Papstansprache den Mittelpunk' der, Abschlußkundgebung des 36. Eucharistischen Kongresses. Am Nachmittag begann die Schlußprozession, die alle Pilger aus dem südamerikanischen Kontinent und der ganzen Welt vereinigte, von der Kirche Condelaria aus und zog über die breite Avenida Rio Branco, eine der Prachtstraßen Riös, zum Festplatz. Der gesamte Verkehr in der City der Dreimillionenstadt war stillgelegt. Hunderttausende sangen die altehrwürdigen Weisen des Gregorianischen Chorals und den Kongreßhymnus.

Mit dem heurigen vierten Oesterreichischen Graphik-Wettbewerb wurden bisher rund 100.000 S an Preisen an--Künstler aus ganz Oesterreich vergeben. Dazu wurden heuer zum ersten Male Blätter aus Mitteln des Bundesministeriums für Unterricht angekauft; der Ankaufsbetrag von-8000 S kam 15 Künstlern zugute. Von den heuer in der Ausstellung im Innsbrucker Kunstpavillon vertretenen Graphikern (46 von 187 Einsendern) sind zwei Drittel unter 40 Jahren, so daß in diesem Jahr die jüngere Generation den Ausschlag gibt. Mit dem Preis des Bundesministeriums für Unterricht wurden Hans Fronius und Claus Pack ausgezeichnet, den Preis des Instituts zur Förderung der Künste in Oesterreich gewann Peter Palffv. weitere Preise erhielten u. a. Paul Flora, Werner Scholz, Karl Kreutzberger undKarl Krasnitzky.

Auf der Delegiertentagung der katholischen Lehrerschaft Oesterreichs in Klagenfurt, von der wir bereits berichtet hatten, sprach unter anderen auch Univ.-ProfA Dr. Huth, München, über die seelische Verfassung der Nachkriegsjugend. In dem grundlegenden Referat wies der Vortragende besonders auf die Beschleunigung der körperlichen Entwicklung bei der Jugend hin, die oft zu einer Verzögerung der seelischen Reife führe. Ein warnendes Symptom seien aber auch die Formen des Begabtenschwundes, die Prof. Huth an Hand von 13.000 Einzeluntersuchungen nachwies. Schon das logisch-begriffliche Denken der heutigen Jugend entwickle sich spät, es gäbe Jugendliche, die zum echten begrifflichen Denken überhaupt nicht gelangten. Die Struktur des Seelischen entfalte sich bei den Jugendlichen unharmonisch, weil unsere Schulen an Stoffüberfüllung und verfrühter Stoffwahl litten. Bedenklich sei der Leistungsrückgäng, welcher im Arbeitstempo bis zu 10 Prozent, in der Auffassungsgabe bis zu 13 Prozent und bei der Aufmerksamkeit und Genauigkeit der Arbeit 19 Prozent betrage. Nach den Ausführungen Prof. Huths referierte Bezirksschulinspektor Dr. Z e n s, der eine allmähliche Auflösung des heutigen starren Klassensystems und des damit verbundenen Massenunterrichts forderte Das Entscheidende sei nicht die

Psychologie in der Erziehung, sondern die Liebe. Darauf sprach Univ.-Prof. Dr. Leo Gabriel über „das werdende Menschenbild“. Der Ruf „Gott ist tot“ führte nach Gabriel zu der Folgerung: „Wenn Gott tot ist, ist alles erlaubt“, heute aber sei von der Biologie her die Würde des Menschen aufs neue sichergestellt. Den Höhepunkt der Tagung bildete Unterrichtsminister Dr. D r i m m e 1 s Vortrag über „Lehrer und Schule im freien und neutralen Oesterreich“. Der heranwachsende Mensch müsse erzogen werden, die Spielregeln einer echten Demokratie zu lernen. Viele Lehrer stünden aus begreiflichen Gründen dieser Aufgabe noch zurückhaltend gegenüber, aber ein freier Staat könne nicht um des Prinzips der Freiheit willen auf das Bekenntnis zur Freiheit verzichten. Die ' Ausbildung der künftigen Lehrer müsse so sein, daß sie imstande seien, der Oesterreichidee in'den Herzen der kommenden Generation eine Heimstätte zu bereiten.

In den Räumen der Oesterreichischen Galerie fand eine Sitzung der Commission pour le traitement de la peinture der Mitte Juli in Wien tagenden ICOM statt. Im Anschluß daran wurden von ihren Mitgliedern, die u. a. die Direktoren des Louvre, des Prado. der National Gallery in London, des Kunstmuseums in Basel, des Rijksmuseums in Amsterdam, der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München, der Museen in Brüssel. Warschau, Lissabon, Stockholm und Boston und dem Direktor des Istituto Centtale del Restauro in Rom umfaßten, die drei Häuser der Oesterreichischen Galerie besichtigt. Dabei äußerte diese internationale Gruppe von Museumsfachleuten ihre größte Anerkennung in bezug auf die Qualität der Werke als auch ihrer Aufstellung.

„Woran denken Sie. wenn das Wort Berlin fällt?“ Diese Rundfrage veranstaltete das

Bielefelder Institut für Meinungsforschung im deutschen Bundesgebiet. Hier das Ergebnis:

Viersektorenstadt; kalter Krieg; Eiserner Vorhang; Zonengrenze; Zerrissenheit unseres Landes...............................29%

Hauptstadt; ist und bleibt die Hauptstadt; Reichshauptstadt.......................17%

Notopfer; Berlin-Hilfe; Steuermarke; eine zusätzliche Belastung für uns ..............13%

Trümmer; Zerstörung; Bomben; Not; Elend; Flüchtlinge; Arbeitslose ................. 8%

Wiedervereinigung; daß es wieder ein freies Berlin gibt; Wiederherstellung des normalen Züstandes ............................. 5 %

Preußen; preußische Herrscher; Friedrich der Große; Kaiser Wilhelm; Mittelpunkt deutscher Geschichte....................... 2%

Persönliche Bindungen; an Geschwister und Freunde.............................. 2 %

Sonstige Aeußerungen; große Stadt; schöne Stadt; schöne Zeiten; Brandenburger Tor; Potsdam;Grunewald: Kurfürstendamm; Wannsee; Berliner Schnauze; Berliner Humor: Berliner Pfannkuchen .....................12%

Keine Angaben.........................11%

Das Emnid-Institut hatte die gleiche Frage schon 1953 gestellt. Damals dachten noch 28 Prozent aller Befragten bei dem Wort Berlin an Elend, Trümmer, Flüchtlinge usw. — in diesem Jahr waren es nur noch 8 Prozent. Dagegen hat sich die Zahl jener, die „Berlin“ mit dem Begriff „Hauptstadt“ assoziierten, seither vervielfacht.

Zu seinem hundertsten Geburtstag gab der „Daily Telegraph“ eine umfangreiche Sonderbeilage „10 0 Jahre in Bildern“ heraus. Die Zeitung, das erste Pennyblatt, erschien erstmals am 29. Juni 185 5 unter dem Motto „Dieu et mon Droit“, sie steht in Rang und Form der „Times“ nahe. Die Beilage enthält die interessantesten Bilder und Photographien, die während -dieser 100 Jahre in den Spalten der Zeitung erschienen sind. Das erste Bild zeigt Florence Nightingale, die englische Elsa Brandström, das letzte das Atom-U-Boot Nautilus. Dazwischen spannt sich ein bunter Bogen von politischen, sozialen, sportlichen und kulturellen Ereignissen. Es seien nur einige herausgegriffen: Die Schlacht von Gettysburg, Lincolns Ermordung, Stanley trifft Livingstone, Dieyfuss' Degradierung, der Berliner Kongreß nach dem Bild A. v. Werners, das berühmte Punch-Bild von Bismarcks Entlassung: „Der Lotse geht von Bord“, die Ueberlebenden der „Titanic“, Franz Ferdinand vor dem Attentat, der Eisenbahnwaggon in Compiegne 1919 und 1940, Lindbergs Landung bei Paris, der brennende Reichstag, Dünkirchen, Hiroshima, Nürnberg, Potsdam und Korea, Stalins Tod und Churchills Rücktritt. Ob :'n seinem zweiten Jahrhundert der „Daily Telegraph“ der Spiegel einer friedlicheren Welt sein wird?

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