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Österreichisches Barock

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In dem glänzend ausgestatteten Werk wird die Summe der Forschungsergebnisse gezogen, die der Verfasser in lebenslanger wissenschaftlicher Arbeit aus den Geschichtsquellen gewonnen hat, die niemand gleich ihm kennt und geistig beherrscht; hier steht eine geschlossene Phalanx historischer Tatsachen. Sie wird, wenn das Buch die ihm gebührende weiteste Verbreitung findet, endlich die romanhaften Zerrbilder verdrängen, zu welchen eine sensationsfreudige Literatur die bedeutenden Persönlichkeiten der Kirchenfürsten der Barockzeit verfälscht hat, aus deren Händen Salzburg seine heutige Schönheit und Größe und damit seine Weltgeltung empfangen hat.

Namentlich die problematische Gestalt Wolf Dietrichs von Raitenau wird endlich in ihren Vorzügen und Schwächen mit den fast unvereinbaren Gegensätzen ihres Charakters taktvoll, aber scharf umrissen; mancher minder populäre Fürst Salzburgs, so Paris Lodron und Johann Ernst Thun, erscheint in nobler Menschlichkeit mit dem Glanz seines kulturellen Wirkens. Das Buch ist aus weiter Schau, nicht aus billigem Lokalpatriotismus geschaffen, und manches Wort gerechten Lobes und Tadels trifft die Vergangenheit und Gegenwart; oft wird mit wenigen treffenden Worten ein herrschendes Vorurteil auf dem Gebiete der politischen wie der Kulturgeschichte berichtigt: so wenn der Verfasser, auf Tatsachen gestützt, mutig die Ursachen der Bauernkriege enthüllt oder Parallelen zwischen den einstigen Bauernemigrationen und den heutigen Massenaussiedlungen zieht. In solchen gelassenen unanfechtbaren Feststellungen erhebt sich die Darstellung zum Gericht.

Nicht allein Salzburg ist dem Verfasser zu Dank verpflichtet für dieses Buch, in dem sogar die Bilder vielfach neue, kulturgeschichtlich wichtige Funde darstellen; wir hoffen, Hofrat Dr. Martin werde ihm die notwendige Ergänzung geben: die Darstellung der großen Persönlichkeiten unter den Salzburger Kirchenfürsten des hohen Mittelalters und an der Schwelle der Neuzeit, die schöpferisch der Kunst dienten: Burkhard von Weißpriach, Bernhard von Rohr, Leonhard von Keutschach und Matthäus Lang von Wellenburg. Dr. Gerhard Lang

österreichische Barockmalerei. Herausgegeben von Karl Garzarolli. Verlag Jaffe, Wien.

Die Kunstanstalt Jaffe hat sich der höchst verdienstlichen Aufgabe unterzogen und nach der Publikation „100 Jahre österreichischer Landschaftsmalerei eine Mappe „österreichische Barockmalerei mit zwölf Lichtdrucktafeln herausgebracht, die in mehrfacher Hinsicht richtungweisend ist.

Vorerst ist die Auswahl dieser Blätter (drei stammen von Maulpertsch, je zwei von Troger und M. J. Schmidt und je eines von Rottmayr, Martin Altomonte, Gran,. Meytens und Johann Christian Brandt) durch Karl Garzarolli, dem Leiter der österreichischen Galerie, so ausgezeichnet getroffen — es handelt sich durchwegs um charakteristische Hauptwerke —, daß man nicht nur einen ausgezeichneten Eindruck von den einzelnen Künstlern, sondern;, auch einen guten Uberblick über das ganze Gebiet hat. Da alle Bilder aus öffentlichem Besitz sind (österreichische Galerie, Städtische Sammlungen und Grazer Joanneum), kann man sie jederzeit mit den Originalen vergleichen. Und darin scheint mir überhaupt der große Wert solcher Reproduktionen zu liegen, daß sie den Eindruck, den wir bei irgendeiner Gelegenheit oder auch wiederholt vom Original empfangen haben, jederzeit zu reproduzieren in der Lage sind. Zudem hat der Autor einen nicht zu langen einleitenden Text geschrieben, der nicht nur eine charakterisierende Einführung in das Gesamtgebiet, sondern zugleich ausgezeichnete Analysen der einzelnen Werke, vor allem auch hinsichtlich ihrer farbigen und kompositionellen Gestaltung gibt. Schließlich bringt ein katalogartiger Text für jedes Bild neben einer ganz knappen Biographie der einzelnen Künstler und dem Hinweis auf ihre Hauptwerke die notwendigen sachlichen Angaben.

Den anderen Teil des Lobes darf aber wohl der Verlag für die zwölf Farblichtdrucktafeln In Anspruch nehmen, die nicht nur die Farben weitgehend getreu wiedergeben, sondern mitunter auch die Pinselstruktur, und somit wesentlich zur Verlebendigung der Bilder beitragen.

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