6535682-1946_14_08.jpg
Digital In Arbeit

Aus der Zeit der Kirchenverfolgung in Kärnten

Werbung
Werbung
Werbung

In der Gurker Diözese ist Verlauf und

Reichweite des nationalsozialistischen Kulturkampfes durch folgende statistische Feststellungen charakterisiert:

Priester in Gefangenschaft und Verbannung:

In Konzentrationslagern weilten aus politischen Gründen 16 Priester und ein Theologe.

Davon starben in den Konzentrationslagern fünf Priester.

Außerdem befanden sich aus politischen Gründen 67 Priester in Strafgefängnissen, Untersuchungs-, beziehungsweise Schutzhaft.

Von diesen wurde ein Priester in Stein bei Wien hingerichtet.

Am 6. April 1941 wurden außer den 67 Priestern noch weitere 39 slowenische Priester aus Kärnten verhaftet und waren zirka drei Wochen gefangengehalten.

Zahlreiche Priester wurden orts-, kreis-oder gauverwiesen.

Gesperrt wurden die Gotteshäuser:

Die kunsthistorisch berühmte Stifts-und Pfarrkirche St. Paul im La-vanttal, die zwei Kapellen im Landeskrankenhaus in Klagenfurt, die Kapelle des Lehrerseminars in Klagenfurt, die Kirche St. Josef zu Tanzenberg und bei den einzelnen aufgehobenen Klöstern und Anstalten die dazugehörigen Kapellen.

Folgende Klöster und Stifte wurden gesperrt, beziehungsweise besitzenteignet:

Die Benediktinerabtei St. Paul im Lavant-tal mit vier inkorporierten Pfarren, zwei Pfarren der Erzabtei St. Peter in Salzburg,

die Olivetaner-Abtei in Tanzenberg, das Mariannhiller-Missionskloster in St. Georgen am Längsee, der Besitz der Malteser-Ritter-Ordenskommende in Maria Pulst, das Kolleg der Gesellschaft Jesu in St. Andrä im Lavanttal, das Mutterhaus der Drittordensschwestern in Klagenfurt, das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit an der Glan, das Krankenhaus der Deutsch-Ordensschwestern in Friesach.

Von den der Diözesanverwaltung unterstehenden kirchlichen Besitzungen wurden 31 Pfründen im Enteignungs verfahren der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft (DAG), beziehungsweise der Deutschen Umsiedlungsgesellschaft (DUG) besitz eingewiesen und für viele weitere Pfründen die Einleitung des Enteignungsverfahrens im Grundbuch vermerkt. Faktisch aber gingen infolge Zeitmangels nur einige Besitzungen auf die DAG, beziehungsweise DUG über.

An katholischen Schulen und Erziehungsanstalten wurden geschlossen: Die Volks-, Hauptschule, Lehrerinnenbildungsanstalt und der Kindergarten, das Mädchenwaisenhaus der Ursulinerinnen in Klagenfurt, das öffentliche Gymnasium der Benediktiner in St. Paul, die Schulen der slowenischen Schulschwestern in St. Jakob, Rosental und St. Ruprecht, Völkermarkt, die Volk-, Haupt- und Wirtschatfsschulen der Zamser-Schwestern in Maria-Saal, die Volks-und Hauptschule der Dominikanerinnen in Friesach, die Nähschulen und Kindergärten usw. der Kreuzschwestern in Feld-

kirchen, Spittal an der Drau, Aich bei Althofen und Feistritz .n der Drau, ferner das Heim für schwachsinnige Kinder „Maria Josefinum“ in St. Martin, Klagenfurt, das Knabenwaisenhaus „Vinzentinum“ in Klagenfurt, das Waisenhaus in Treffen bei Villach und noch andere. Alle Schulen und Erziehungsanstalten und ähnliche Institute, die eben von kirchlichen Stellen geleitet wurden, mußten den staatlichen und parteiamtlichen Stellen übergeben werden, soweit sie nicht überhaupt geschlossen wurde'n.

Folgende Vereine wurden aufgelöst und ihr Vermögen enteignet:

Der St.-Josef-Verein in Klagenfurt mit seiner eigenen Druckerei, Buchbinderei, die St.-Hermagoras-Bruderschaft in Klagenfurt mit den eigenen Häusern und der • eigenen Druckerei, der katholische Gesellenverein mit mehreren Häusern in Klagenfurt, Spittal an der Drau, Villach, Feistritz an der Drau, Hüttenberg, die Elisabethen- und Vinzenzvereine und Totenbruderschaften. Außerdem wurde die Tätigkeit sämtlicher Pfarrvereine eingestellt, das Vermögen meist eingezogen; lediglich eine Kongregation durfte weiterbestehen.

Das Priesterseminar hatte in Klagenfurt ein großes, neues Haus in der Tarviserstraße Nr. 20. 1938 wurde dieses für staatliche Zwecke beansprucht. Das Priesterseminar übersiedelte dann in das Kloster der Mariannhiller-Patres nach St. Georgen am Längsee, richtete sich dort nach vielen Adaptierungen ein und mußte dann auch dort wieder weichen, da das Kloster enteignet und dem Gau Kärnten eingewiesen wurde. Das Priester Seminar übersiedelte daraufhin nach Gurk.

Das Knabenseminar „M a r i a-n u m“ mußte das für diesen Zweck erbaute große Haus in Klagenfurt ebenfalls verlassen, übersiedelte in das Benediktiner-konvlkt nach St. Paul im Lavanttal, aber noch 1938 wurde es bereits vom nationalsozialistischen Staat aufgelöst. In das Marianumsgebäude in Klagenfurt kam zunächst eine SS-Abteilung, dann wurde ein Lehrerseminar dort untergebracht und schließlich übernahm das Haus die Heer' Verwaltung für Lazarettzwecke.

* * *

Nuntius für Österreich

Wie das „Wiener Diözeöanblatt“ vom 1. April berichet, ist als Apostolischer Nuntius für Österreich, Maurilio Silvani, der frühere Vertreter des Heiligen Stuhles in Chile, bereits ernannt. Maurilio Silvani wurde am 24. August 1882 auf der Insel San Antonio (Diözese Alessandra) geboren, am 17. Juni 1905 zum Priester geweiht, am 13. September 1936 als Titular-Erz-bischof von Lepanto zum Bischof kon-sekriert. Als Kirchendiplomat war er zuerst dem jetzigen Heiligen Vater zur Zeit dessen Nuntiatur in Bayern als Sekretär zugeteilt. Später wirkte er selber als Vertreter des Heiligen Stuhles in Haiti und der Republik San Dominio. Der Nuntius beherrscht auch die deutsche Sprache.

Ein bemerkenswertes Urteil

Auf dem Jubiläurmkonareß der „Free Church Föderal Council“, der arr 27. März zu Westminster stattfand und bei dem außer der Anglikanischen Hochkirche die Medio-

disten und Kongregationalisten und „die Kirche von England ' vertreten waren — im Namen der Anglikanischen Hochkirche führte der Erzbischof von Canterbury das Wort —, machte einer der vornehmsten1 Funktionäre des Kirchenkongresses, Ballard, der als sogenannter „Moderator“ auf dem Kongreß fungierte, in seiner Ansprache eine bemerkenswerte Äußerung: Er erklärte, wie „Manchester Guardian“ berichtet, es sei unmöglich, die Tatsache zu ignorieren, daß in vielen Ländern ein ernst zu nehmendes Entfernen vom religiösen Wesen und selbst von den christlich sittlichen Grundsätzen stattgefunden habe, er könne dafür nicht eine Analyse versuchen und nicht ein Abschätzen der Situation, aber er würde wünschen, zu wissen, warum die „Freien Kirchen“ — er meinte die Methodisten und Kongregationalisten — darunter mehr gelitten hätten als andere. „Der Wirbelsturm hat alle getroffen. Aber einige schienen das Unwetter besser bestanden zu haben als andere. Wenn die verbreitete Darstellung richtig ist, so haben die römischen Katholiken fast eine Blüte aufzuweisen Das ist eine Sache, die der Erforschung bedarf.“

Neuausgaben des Neuen Testamentes in England

Unter der Autorität und über Auftrag des katholischen Episkopates von England und Wales sind nunmehr als offizielle Ausgaben zwei englische Neuübersetzungen des Neuen Testamentes erschienen. Wie „Manchester Guardian“ berichtet, stammt die eine von Mgr Ronald K n o x, erschienen bei B u r n s, Oates, und Washbourne, London 6s., die andere wird als die West-minster-Ausgabe bezeichnet Ein bemerkenswerter Unterschied trennt die beiden neuen Ubersetzungen. Während die Westminster-Ausgabe in Bezug auf den Stil der Moderne wenige Konzessionen macht, paßt die Übersetzung von Knox sich möglichst den Ausdrucksformen der Gegenwart an. Der Referent des „Manchester Guardian“ hebt an der Westminster-Ausgabe ihre sorgsame Rücksichtnahme auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Kritik des griechischen Textes hervor und beanständet an der Knox-Übersetzung. daß sie zwar wichtige Abweichungen des griechischen Textes in Fußnoten vermerke, aber an einzelnen überalteten Fassungen festhält.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung