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Die Diözese Gurk, deren Gebiet sich mit dem des Landes Körnten fast vollkommen deckt, ist nach Salzburg die älteste des heutigen Österreichs. Im Jahre 1072 wurde der erste Bischof von Gurk, Gunter von Krappfeld, geweiht. Bis 1787 residierten die Gurker Oberhirlen auf Schlot) Straßburg im Gurktal, von da ab in der Landeshauptstadt Klagenfurt.

Bereits In der Römerzeif bestanden im heutigen Kärnten wenigstens zwei Bischofssitze. Nach der Völkerwanderung — vom 8. Jahrhundert an — erwarben sich die Salzburger Metropolifen besondere Verdienste um die Christianisierung Karanfaniens. Sie ernannten sogenannte Chorbischöfe, welche bis um die Mitte des 10. Jahrhunderls in Maria-Saal ihren Silz haften. Unverkennbar wurde hier an die Tradition aus der Römerzeit angeknüpft, denn nördlich von Maria-Saal dehnte sich die Hauptstadt der römischen Provinz Noricum — Virunum — aus.

Durch das Mittelalter und bis In die neueste Zeit herauf bildete Kärnten keine kirchliche Einheit. Das Gebiet nördlich der Drau unterstand, mit Ausnahme des Jurisdiktionsbereichs der damals noch kleinen Diözesen Gurk und Lavant, direkt dem Erzbischof von Salzburg, jenes südlich der Drau dem Patriarchen von Aquileja. Bedeutende Klöster, wie Osslach, Millstaff, St. Paul, Arnoldsiein, Viktring, Stift Griffen, Eberndorf und andere, ferner mehrere weltliche Koilegiafsstlffe betreuten die Seelsorge auf Ihren inkorporierten Pfarren.

Weitere Differenzierungen des kirchlichen Lebens ergeben sich daraus, dafj Deutsche und Slowenen den südlichen Teil des Landes bewohnen, und zwar vielfach in gemischter Siedlungsweise. Parteipolitisch ist Kärnten von besonderer Struktur; betont christlich orientierte Parteien befanden sich, zum Unterschied von den anderen Alpenländern, durchweg In der Minderheit. Rund ein Zehntel der Kärnfner bekennen sich zum evangelischen Glauben.

Die bisher aufgezeigte Vielfalt und Eigenart war und Ist nicht ohne Einfiufj auf das religiöse Leben. Neben Gebieten mit tiefer Gläubigkeit befinden sich andere, die dem Bischof und seinen Mitarbeitern nicht geringe Sorge bereiten. Aus den Gegenden mit schwacher Glaubensintensität gingen auch verhältnismäßig wenige Priester hervor, so dafj Kärnten seif etwa hundert Jahren beinahe ununterbrochen an Prlesfermangel leidet. Besonderes Bemühen um die Förderung des Priesfernachwuchses durch die Erwerbung und den Ausbau des Klosters Tanzenberg bei Maria-Saal als Heim für Priesferstudenten sowie durch die Adaptierung eines geräumigen Priesterseminars in Klagenfurt soll dem für den religiösen Aufschwung so hemmenden Priestermangel begegnen helfen.

Schwere finanzielle Probleme wirft der Kirchenneubau auf. Das Anwachsen der Bevölkerung in den Städten, in den Industrie-, Handels- und Fremdenverkehrszenfren erfordert die Gründung neuer Pfarren mit Kirche, Pfarrhaus und Pfarrheim. Wie wir derzeit abschätzen können, werden in den nächsten Jahren dreißig Kirchenneubaufen oder solchen fast gleichkommende Vergrößerungen nötig sein. Allein der Ankauf des Baugrundes, vor allem in Gebieten mit dichter Besiedlung, verschlingt nicht geringe Summen. Anderseits leiden die Land- und besonders die Bergpfarren durchweg an Bevölkerungsschwund, so dafj für die Erhöhung, der dort bestehenden, oft wertvollen, alten Kirchen immer weniger Pfarrkinder aufkommen müssen. Damit vermehren sich notwendigerweise die Gesuche um Zuschüsse von seilen der Diözese. Zudem verfügt Kärnten über eine besonders ansehnliche Zahl von Kirchen, die — künstlerisch gesehen — einen Reichtum, finanziell aber eine große Belastung der Diözese darstellen. Was das Kirchenbeitragsaufkommen pro Kopf der Beitragspflichtigen angeht, zählt die Diözese Gurk zu den ärmeren in Österreich, dies schon deshalb, weil das Durchschnittseinkommen des Kärntners unter dem der meisten Bundesländer liegt. Es muß deshalb besonders dankbar vermerkt werden, daß sich das Denkmaiamt äußerst verdienstvoll der Erhaltung künstlerisch wertvoller Kirchenbauten annimmt.

Um die Betreuung und Hebung der Seelsorge bemühen sich Priester und Laien oft mit bewunderungswürdigem Einsatz. Uber 80 Pfarren von den 334 der Diözese sind unbesetzt und müssen von Nachbarpriestern mit versorgt werden. In drei Diözesansynoden (1923, 1933, 1958) wurde die Reich-Gotfes-Arbeit geplant. Die Katholische Aktion und andere katholische Vereinigungen und Verbände arbeiten an der Intensivierung des religiösen Lebens mit den Seelsorgern Hand in Hand. Manche schöne Früchte hat diese unermüdliche Arbeit bereits gezeitigt, wie auch der folgende Artikel des Generalsekretärs der Katholischen Aktion der Diözese Gurk beweist.

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