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Eigene Rundfunksendungen ...

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Die Kärntner Slowenen werden im österreichischen Rundfunk, Studio Klagenfurt, durch eigene slowenische Sendungen sehr stark berücksichtigt. Die erste slowenische Sendung erfolgte noch auf Veranlassung der britischen Besatzungsmacht in der Sendergruppe Alpenland76 am 6. Jänner 1946 in Ferlach unter Verantwortung des auch heute noch für die slowenischen Sendungen verantwortlichen Hauptreferenten (Helmut Hartmann). Seither sind diese Sendungen, an welchen Berater und freie Mitarbeiter beider slowenischer Dachverbände mitwirken, sehr aus-_ gebaut. Die wöchentliche Sendedauer in Slowenisch beträgt zwischen 275 und 295 Minuten, wobei im I. Programm täglich zwischen 30 und 40 Minuten, an Samstagen länger beziehungsweise häufiger gesendet wird. Sendesprache ist dabei die slowenische Hoch- beziehungsweise Schriftsprache, jedoch nicht in der etwas überspitzten Neumodellierung Laibachs. Diese Sendungen in der Hochsprache werden übrigens von allen Slowenen, auch den Windischen, völlig verstanden, ein Argument mehr dafür, daß die sogenannten Windischen die in Kärnten übliche und auch in der Literatur und Presse gebrauchte Hochsprache voll verstehen. Vergleicht man die Rund-funkrechtslage in Südtirol damit, so fällt der Vergleich übrigens sehr zugunsten Österreichs aus.

Die Kärntner Slowenen im kirchlichen Leben

Obwohl, was man nur zutiefst bedauern kann, die Kärntner Slowenen (womit die volksbewußten Slowenen gemeint sind, nicht die ohnehin dem religiösen Indifferentismus und Liberalismus zuneigenden sogenannten Windischen) ihre religiöse Geschlossenheit als praktizierende Katholiken seit 1945 nicht mehr haben und jener Teil, der heute mit der SPÖ durch dick und dünn geht (auch bei den Wahlen), sich vom kirchlichen Leben abzuwenden beginnt, ist doch der überwiegende Teil immer noch sehr stark im katholischen Glauben und kirchlichen Leben verankert. Bis 1918 war die Kirche in Kärnten der einzige völkische Halt der Slowenen gewesen. Damit ging eine sehr starke Förderung durch den slowenischen Klerus einher, der traditionell im ganzen gemischtspra-chigen Gebiet einen bedeutenden nationalpolitischen Einfluß ausgeubT hat. Nur so ist es zu erklären, daß heute noch in Pfarren, in denen die Slowenen schon fast verschwunden sind, slowenische Pfarrer längst erloschene volkspolitische Positionen zu'halten versuchen. Dies hat in den letzten Jahren zu allerhand Kontroversen mit unliebsamsten Weiterungen Anlaß gegeben. Dabei wird häufig die Tatsache übersehen, daß der Pfarrer inamovibel ist. Es scheint aber, daß diese Kontroversen77 dank der klug abwägenden Haltung des Bischofs im Abklingen begriffen sind.

Derzeit gibt es in Kärnten im gemischtsprachigen Gebiet (Dekanate Klagenfurt-Land Bleiburg, Eberndorf, Ferlach, Tainach, Villach-Land, Völkermarkt und Klagenfurt-Stadt) in 87 Pfarren, Pfarrvikariaten und Kuratien Slowenisch als Predigtsprache. Durchwegs herrscht hiebei Zweisprachigkeit vor, da ja die Pfarrangehörigen in der Mehrzahl der Pfarren im gemischtsprachigen Gebiet sowohl Deutsche wie Slowenen sind. Reinsprachig slowenisch ist jedoch die Predigtsprache, und jetzt seit dem II. Vatikanischen Konzil auch die Liturgiesprache (soweit nicht lateinisch) in den Pfarren: Loibltal, St. Leonhard b. S., Bärental, St. Margareten, Windisch-Blei-berg, Zell, Edling, St. Michael ob

Bleiburg, Rinkenberg, Schwabegg, Abtei, Ebriach, St. Philippen, Glo-basnitz, St. Kanzian am Klopeiner-see (nur in der Fremdensaison deutsch und slowenisch), St. Stefan unter d. Feuersberg, St. Veit im Jauntal, St. Johann i. R., Köttmanns-dorf, Meilweg, Mieger, Radsberg, ferner an zwei Kirchen in der Stadt Klagenfurt. Klagenfurt gehört nicht zum gemischtsprachigen Gebiet und ist — entgegen oft gemachter Äußerungen slowenischer Autoren in Laibach — auch nicht die Hauptstadt eines „Slowenisch-Kärnten“, wohl aber ist dort der Sitz vieler slowenischer Organisationen für das ganze Land, sind slowenische Studentenheime (ein sozialistisches und ein katholisches) usw., was auch entsprechende seelsorgerische Maßnahmen erfordert. Übrigens hat es, mit Ausnahme der Zeit von 1941 bis 1945, in Klagenfurt immer eine dem slowenischen Gottesdienst gewidmete Kirche gegeben, zeitweise (solange es noch eine private slowenische Lehrerinnenbildungsanstalt gab, nämlich bis 1920) auch slowenischen. Gottesdienst an der Ursulinenkirche.

Auf deutschkärntnerischer Seite wird mit Recht erklärt, daß in einigen der Pfarr- und Filialkirchen die slowenische Kirchenspraohe wegen der fast ausschließlich nicht mehr der slowenischen Spr chminderheil zugehörigen Pfarrangehörigen einer Anachronismus darstelle und dal dort mindestens auch die deutsch» Gottesdienstsprache in Geltung zisetzen wäre. Da die slowenischen Pfarrpriester ausnahmslos der deutschen Sprache mächtig atind, könnte und sollte dies auch tatsächlich in allen oben erwähnten Pfarren und Vi-kariaten geschehen, ausgenommen vielleicht Zell und zwei Pfarren im Jauntal (und natürlich in den beiden Klagenfurter Kirchen, für die die Dinge ja anders liegen). Durch eine solche Berücksichtigung des Deutschen könnte viel zum Frieden in Südkärnten beigetragen werden. Das

Beispiel der katholischen Kirche im Elsaß könnte mit gutem Nutzen nachgeahmt werden.

Von den acht Domkapitularen des Gurker Domkapitels sind seit jeher immer zwei der volksbewußten slowenischen Minderheit entnommen78, derzeit sind es Msgr. Blüml (der bekannte Biograph Ignaz Seipels als Priester) und Msgr, Zechner. Die Slowenen sind damit im Domkapitel relativ ungemein stark vertreten (1961 zählte man in der Diözese

Gurk-Klagenfurt 424.742 Katholiken, davon dürften etwa 22.000 auf die slowenische Sprachgruppe • einschließlich der Windischen entfallen).

Beim Bischöflichen Ordinariat in Klagenfurt gibt es eine slowenische Abteilung, ebenso gibt es eine eigene slowenische Caritas und andere gesonderte kirchliche Einrichtungen der Slowenen. Im Bereich des katholischen kirchlichen Lebens haben die Slowenen sohin alles, ja weit mehr als ihrer Zahlenstärke entspricht.

Es gibt auch eine kleine evangelische Gruppe bei den Kärntner Slowenen, nämlich die protestantische Pfarrgemeinde Agoritsehach im unteren Gailtal, zur politischen Gemeinde Arnoldstein gehörig, Tochterpfarrgemeinde der Pfarrgemeinde AB Bleiberg bei Villach. Schon 1784 wurde für die Pfarrangehörigen ein slowenisches Gebetbuch, das „Gebetbüchlein windisch“, und zwar in der Kärntner windischen Mundart, gedruckt“.

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