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Priester- und Ordensnachwuchs

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Durch die Einberufung fast sämtlicher Theologen zum Militärdienst (ihre Zahl sank von 180 auf 12), vor allem aber durch die Aufhebung des Knabenseminars „Kollegium Petrinum“ wurde 1938 39 der Priesternachwuchs der Diözese von der Wurzel her radikal unterbunden. Sechs Jahre (1938 bis 1945) vergingen, bis das Knabenseminar wieder eröffnet werden konnte. Weitere acht Jahre (1945 bis 1953) verflossen, bis aus dem Knabenseminar die ersten Maturanten hervorgingen. Und wiederum fünf Jahre mußten vergehen, bis endlich die ersten regulär ausgebildeten Kapläne in die Seelsorge traten.

Diese 19jährige Zäsur in der normalen Priesterausbildung kostete der Diözese — nach vorsichtigsten Schätzungen — mindestens 150 Neupriester! Rechnet man noch die 24 Priester und 42 Theologen hinzu, die im Kriege fielen, so begreift man die angespannte Lage, in der sich die Diözese nach dem Zusammenbruch 1945 befand.

Unermüdliche und zielstrebige Aufbauarbeit haben unterdessen bedeutenden Wandel geschaffen. Das Knabenseminar beherbergt — in fünf Jahrgängen — 124 Theologen. Als ehemaliger Generalpräfekt des Knabenseminars und Regens des Priesterseminars hat Bischof DDr. Franz Zauner den materiellen und geistigen Wiederaufbau dieser beiden Institutionen persönlich eingeleitet und stets mit aller Kraft gefördert.

Der Engpaß ist freilich noch nicht überwunden. Außer den schon genannten Faktoren verlangen der starke Zuwachs der Bevölkerung, die ununterbrochene Errichtung neuer Schulen, .die fortschreitende Spezialisierung der Seelsorge, vor allem aber die ständige Abwanderung von Arbeitern aus den Landgebieten in die Industriezentren (ohne daß man die Seelsorger von den Landgebieten abziehen könnte!) immer mehr Priester.

Lichtblicke, die einem gemäßigten Optimismus Raum geben, sind die steigende Kinderfreudigkeit des Landes, die intensive kirchliche Jugendarbeit (Ministranten- und Jungscharseelsorge), die anhaltende Zunahme der Spätberufe, die stetige Aufklärung des katholischen Volkes über die Frage des Priesternachwuchses (Kirchenblatt, Unsere Brücke, Unser Gruß), wie auch die starke christliche Substanz der Bauernschaft, die nur 25 Prozent der Gesamtbevölkerung bildet, aber dennoch wie eh und je mehr als 50 Prozent des gesamten Priesternachwuchses stellt. Mit einem wirklich fühlbaren Ansteigen der Priesterberufe aber dürfte in absehbarer Zeit trotzdem nicht zu rechnen sein. Es scheint, daß Gott zwar genügend Berufungen verleiht, diese aber — ähnlich wie das ungeborene Leben — von Zeitgeist, Lebensstandard und von der elterlichen Unvernunft weithin getötet werden.

Aehnliches gilt wohl auch von den Ordensberufen. Für ihre Erweckung und Ausbildung wurde seit dem Kriegsende sehr viel getan. Wieder eröffnet wurden die Phil.-theologische Lehranstalt des Stiftes St. Florian, die Stiftsgymnasien Kremsmünster, Schlierbach und Wil- hering, das Kollegium Aloisianum der Jesuiten (Linz), die Konvikte der Oblaten des hl. Franz von Sales (Dachsberg und Ried), der Karmeliten (Linz) und der Redemptoristen (Ried). Neu gegründet wurden die Konvikte der Kapuziner (Linz und Ried) und der Marianhiller Missionäre (Wels). Die Kamillianer eröffneten nach dem Krieg eine Philosophisch-theologische Lehranstalt (Pfaffing) und ein Juvenat (Losensteinleiten), die Benediktinerabtei Lambach ein Realgymnasium und eine Aufbau-Mittelschule.

Zweifellos ist durch diese Institute eine Entspannung der akuten Lage des Jahres 1945 eingetreten. Von einer Lösung der Nachwuchsfrage kann aber auch hier noch keine Rede sein. Immerhin steht Linz mit 41 Eintritten in männ-liehe Orden (nach der Statistik des Jahres 1957) an der Spitze der übrigen Diözesen Oesterreichs, die nur je 1 bis 22 Eintritte aufweisen. Noch günstiger scheint sich die Lage im Schwestern- nachwuchs zu entwickeln. Die Diözese Linz zählte (im Jahre 1957) 142 Eintritte, während die übrigen österreichischen Diözesen im gleichen fahr nur je 18 bis 60 Eintritte aufwiesen. Auch hier sind es nicht zuletzt die dauernden Hinweise des Bischofs in Hirtenbriefen und bei Visitationen, welche diese beachtlichen Erfolge zeitigten, von denen wir im Interesse der Diözese wie auch vor allem der Missionen hoffen wollen, daß sie anhalten, ja sich noch steigern.

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