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… et meritis et numero …

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Das Kirchengebet aus der Missa Chrismatis vom Gründonnerstag sei diesen Betrachtungen vorangestellt: „Herr und Gott, Du nimmst den Dienst Deiner Priester an, um die Wiedergeburt der Völker zu wirken; verleih uns beständigen Eifer, Deinen Willen zu tun, damit in unseren Tagen das Dir geheiligte Volk zunehme an Verdi e n s t wie an Zahl (et meritis et numero) durch das Geschenk Deiner Gnade," werden, wenn sie nicht hinreichend nachkommen, die vorhandenen Kräfte bedenklich überfordert, wie es leider weithin der Fall ist.

Das innere Wachstum, die „Zunahme an Verdienst“, wie das Kirchengebet sagt, ist kaum in Zahlen auszudrücken. Man kann höchstens den Kirchenbesuch zahlenmäßig feststellen: Bei einer Seelenzahl von rund 1,050.000 Katholiken besuchen durchschnittlich 440.000 am Sonntag die heilige Messe, das sind knapp 42 Prozent, während 1945 die sonntäglichen rend sie um 1945 bei 9 lag. Das besagt natürlich nicht, daß die Kommunikanten mehr geworden sind, sondern daß sich bei den sakramental mitlebenden Christen die öftere heilige Kommunion mehr und mehr durchsetzt.

Eine Zahl, die etwa auch noch eine Aussage über das innere Wachstum machen kann, ist die Zahl der Ordensberufe. In den letzten vier Jahren sind es jährlich rund 150 Mädchen, die aus der Diözese Linz ihr Leben dem ungeteilten Dienst Gottes weihen, in den Jahren vorher waren es 100 bis 130. Missionierende Orden scheinen dabei eine besondere Anziehungskraft zu haben. Beachtlich ist auch, daß der weitaus größte Teil der Ordenskandidatinnen aus den Reihen der Katholischen Jugend kommt.

Im übrigen kann nur auf einige Schwerpunkte seelsorglichen Bemühens hingewiesen werden. An erster Stelle ist die Sorge um eineUnter dem Wort Verkündigung mag zusammengefaßt werden, was zur Verbreitung der christlichen Wahrheit unternommen wurde. Der Predigt war eine eigene Priesterstudienwoche im Jahre 1951 gewidmet. Vor allem aber stehen seit 1945 die Bemühungen um das gedruckte Wort im Vordergrund. Das „Linzer Kirchenblatt“ erschien im Oktober 1945 erstmalig und bedeutet mit einer durchschnittlichen Auflage von 120.000 eine gewaltige Seelsorgehilfe. Die Zeitschriften der Katholischen Aktion haben gute Verbreitung und tragen viel bei zu grundsätzlicher Schulung und christlicher Meinungsbildung. Seit 1950 erscheint das „Jahrbuch für die Katholiken des Bistums Linz.“ Es will das Kirchenblatt ergänzen und vor allem der Vertiefung und Festigung des diözesanen Kirchenbewußtseins dienen. — 320 Borromäus-Büche- reien bilden direkt oder indirekt auch schätzenswerte Faktoren christlicher Verkündigung. — Die Leistungen des Katholischen Bildungswerkes sind an anderer Stelle aufgezeigt. Zahlen lassen sich feststellen. Die Zahl der Katholiken hat in der Diözese Linz seit 1945 Um rund 150.000 Seelen zugenommen. Darunter zählen mehr als 15.000 Rėyertiten, Heimkehrer zur Kirche in den Jahren 1945 bis 1950, die in der NS-Zeit massiver Austrittspropaganda erlegen waren oder deren christliche Lebenskraft der religions- und kirchenfeindlichen Atmosphäre nicht gewachsen war. Seit 1950 sind die Re- vertiten nur noch ungefähr 500 im Jahr, während die Kirchenaustritte, die seit 1945 den Tiefpunkt hatten, allmählich wieder stiegen und 1951 schon die Zahl der Rücktritte überwogen. Anlässe zum Kirchenaustritt: Man will sich den Ehegesetzen der katholischen Kirche entziehen: man will sich der Zahlung des Kirchenbeitrages entziehen; man erliegt einer Sektenwerbung u. a. Konversionen, Uebertritte von anderen Religionsbekenntnissen zur katholischen Kirche spielten 1945 und 1946 zahlenmäßig noch eine größere Rolle, sie gehen dann zurück und bewegen sich in den letzten Jahren zwischen 200 und 300 pro Jahr. Die Ursachen, die sonst zur Erhöhung der Katholikenzahl geführt haben, sind der natürliche Zuwachs der Bevölkerung und die industrielle Konjunktur, die Zuwanderungen zur Folge hat.

Die zunehmende Katholikenzahl fordert neue Pfarren — sie sind von 432 im Jahr 1945 auf 449 im Jahr 1958 gewachsen —, fordert neue Kirchen — seit 1945 wurden 10 Kapellen oder Barackenkirchen errichtet, 27 Kirchen gebaut, 3 Kirchen sind im Bau, 6 weitere in Planung — fordert mehr Kräfte in der Seelsorge, oder es

Kirchenbesucher 43,2 Prozent der damaligen Katholikenzahl ausmachten. Es braucht wohl nicht ausdrücklich bemerkt zu werden, daß diese diözesane Durchschnittszahl aus sehr weit auseinanderliegenden Ergebnissen von Landpfarren mit einem wesentlich besseren Kirchenbesuch und von Großstadtpfarren mit viel schwächerem Kirchenbesuch resultiert. Während der Kirchenbesuch also eine geringfügig rückgängige Tendenz aufweist, hat der Kommunionempfang eine steigende Tendenz. Bei 11,126.500 Kommunionen im Jahre 1958 beträgt die „Kopfquote", wenn es gestattet ist, rein mathematische Verhältniszahlen zu gebrauchen, bereits 10,6, wäh-würdige Gottesdienstgestaltung zu nennen. 1947 konnte das Diözesangebetbuch „Vater unser“ nachgedruckt werden und endlich wieder in hinreichender Zahl ausgeliefert werden. 1948 gab Bischof Dr. Fließet seine Epistola de actione liturgica II. heraus, in der er die schon 1944 erlassene Epistola liturgica nach der inzwischen erschienenen Enzyklika „Mediator Dei" gründlich überarbeitet hat. Gleichzeitig veröffentlichte er die „Linzer Meßordnung“ auf Grund der „Allgemeinen Meßordnung für die volksliturgischen Meßfeiern in Oesterreich". Damit war ein fester Boden für die weitere Arbeit gelegt.

Schließlich sei unter dem Sammelnamen V e r- tiefungsseelsörge noch einiges angeführt. Die Exerzitien bewegung, die jahrelang völlig lahmgelegt war, setzte schon im Spätherbst 1945 wieder ein und konnte bald, vor allem auf Grund systematischer Arbeit der Katholischen Jugend, eine größere Breite erreichen als vor 1938. Die Zahlen über die geschlossenen Laienexerzitien von 1958 zeigen die Stärke der Exerzitienbewegung in der Gesamtzahl, aber auch die Schwäche auf dem männlichen Sektor: 121 Kurse hatten 4091 Teilnehmer: 36 Kurse mit 1052 Frauen, 30 Kurse mit 1240 Mädchen, 21 Kurse mit 793 Burschen, 14 Kurse mit 363 Männern, 20 gemischte Kurse mit 643 Teilnehmern. — Die Volksmissionen, die vereinzelt 1946 begannen, 1947 und die folgenden Jahre in allen Pfarren durchgeführt wurden — 1950 in allen Linzer Pfarren —, erreichten bei den von Eindrücken gejagten Menschen unserer Tage nicht mehr die Wirkung, die sie in vergangenen Jahrzehnten hatten.

Seelsorgliche Aufbauarbeit läßt sich nicht exakt messen wie Industrieproduktion oder Wohnungsbau. Seelsorgliche Aufbauarbeit heißt als Sämann Gottes unermüdlich den Acker bestellen und in Demut warten, was Gottes Gnade zur Frucht reifen läßt. Darum Dank den wackeren Säleuten, den Seelsorgern, die trotz vieler Enttäuschungen und Mißerfolge Tag für Tag aufs neue ungebrochen und mit christlicher Zuversicht an die Arbeit gehen.

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