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Der Aufgabe bewußt sein

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Das ist ja wohl die größte Sünde, sich um den Bruder, die Schwester nicht zu kümmern und sich in keiner wie immer gearteten Weise apostolisch zu betätigen. Auf diese Weise wird nämlich die Liebe verletzt, und zwar die Liebe zum Mitmenschen, der Kind Gottes ist, weil er Gott zum Vater hat.

Das Apostolat muß immer mehr zur Lebensform des Christen werden. Dazu ist er verpflichtet und auch befähigt, und zwar auf Grund des Sakramentes der Taufe und der Firmung.

Beachtliche Erfolge

Wer nicht mitten in der Arbeit der Katholischen Aktion steht, macht sich freilich keinen Begriff von dem Umfang der Aufgaben, die ihr gestellt sind. Zu der gerade vorhin angedeuteten Arbeit kommt ja noch die Verpflichtung zur Rückgewinnung jener Kreise, die abseits von der Kirche stehen oder ihr gar völlig entfremdet sind, und im besonderen die Umformung des Milieus, in dem wir alle Tag für Tag leben müssen, ganz gleich, wo wir stehen.

Seit Kardinal König gelegentlich einer großen Arbeitstagung der führenden Männer und Frauen der Katholischen Aktion diesen zurief: „Macht Wien wieder katholisch.'“, bemühen sich alle Gliederungen, Teilgliederungen, Werke und Arbeitsgemeinschaften, diesem Auftrag zu entsprechen und neben der selbstverständlich notwendigen Sammlung und Vertiefung der eigenen Reihen das Hauptaugenmerk auf die Gewinnung jener zu lenken, die nicht mehr praktizieren.

Wir wissen es: Man muß mit den Menschen ins Gespräch kommen und Kontakt mit ihnen halten. Von diesem Gesichtspunkt aus verstehen wir dann wohl auch die verschiedenartigsten Einrichtungen und Unternehmungen der Katholischen Aktion, wie etwa die Mütterschule, die Erziehungsberatung, die Müttererholung der Katholischen Frauenbewegung. Der Kontakt-nahme, insbesondere mit den Abseitsstehenden, dient die so erfolgreiche Tauf- und Mütterbriefaktion. Pfarrliche Helferinnen der Frauenbewegung bringen den Müttern der Täuflinge gelegentlich eines Besuches einen Taufbrief und dann Jahr für Jahr — bis zur Schulreife ihres Kindes — Mütterbriefe, durch die die Mütter grundsätzliche, religiöse und pädagogische Hilfe für ihre Kinder erfahren. Man bedenke, was das bedeutet: In den einzelnen Pfarren wird mit den Müttern vorschulpflichtiger Kinder in deren Familien sechs Jahre hindurch Kontakt aufrechterhalten!

Daß der Familienfasttag, der der Initiative der Katholischen Frauenbewegung zu danken ist, längst keine innerkirchliche Angelegenheit mehr ist, wissen wir alle. Das von Jahr zu Jahr stei-

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gende Sammelergebnis zeigt, wie weit der Gedanke einer Hilfe für die unterentwickelten Völker bereits in die Bevölkerung eingedrungen ist.

Bei dieser Gelegenheit muß darauf hingewiesen werden, daß auch andere Gliederungen der Katholischen Aktion in ähnlichem Sinn erfolgreich tätig sind. Ich denke an die verschiedenen Unternehmungen der Katholischen Jungschar — insbesondere die Sternsingeraktion. Die Katholische Jugend und die Männerbewegung stehen diesbezüglich in keiner Weise nach. Die Aktion der Katholischen Männe-rbewegung „Bruder in Not“ — eine Hilfsaktion für unterentwickelte Länder —, anfänglich sehr skeptisch propagiert, ist, wie auch das letztjährige Ergebnis bewiesen hat, ein durchschlagender Erfolg geworden.

Daß die Katholischen Missionswerke in den letzten Jahren solche Erfolge aufzuweisen haben, danken sie, neben ihrer eigenen konzentrierten Werbung, vor allem auch dem Großeinsatz sämtlicher Gliederungen der Katholischen Aktion.

Der intensive und nicht ganz erfolglose Kampf der Katholischen Frauenbewegung

An dieser Stelle sei auch vermerkt, daß die Brautpaare unserer Diözese als Geschenk das von der Katholischen Aktion herausgegebene „Ehebuch“ erhalten, das bisher in einer Auflage von rund 20.000 Exemplaren erschienen ist. Daß es einige Mängel aufweist, wissen wir. Wir sind aber auch bestrebt, diese in der vierten Auflage zu beseitigen, ja das Ehebuch an und für sich noch besser zu gestalten.

Wenn vom Kontakt die Rede ist, darf nicht unerwähnt bleiben, daß sowohl die Arbeitsgemeinschaft für Buch- und Schrifttum als auch die für Rundfunk und Fernsehen eine sehr bedeutsame Rolle spielen. Begreiflicherweise lassen sich gerade diese Erfolge schwer messen.

Seit der Katholische Akademikerverband in Hochschulnähe sein neues Heim bezogen hat, begegnen die von ihm veranstalteten Vorträge großem Interesse — weit über den Rahmen der eigenen Mitglieder hinaus.

„Ebendorf“, das Haus, in dem die Katholische Hochschuljugend ein in jeder Beziehung umfassendes Leben entfaltet, ist Mittelpunkt geworden, nicht nur für katholische Hochschüler aller Hautfarben, sondern auch für nichtkatholische Studenten.

An dieser Stelle müßte nun auch speziell vermerkt werden, was sich „in der Operngasse“ tut bei der Katholischen Jungschar und der Katholischen Jugend mit all ihren Gliederungen. Es ist durchaus keine Zurücksetzung — das Gegenteil

gegen Schmutz und Schund verdient eine besondere Würdigung.

Der Kontaktnahme über den Kreis der kirchentreuen Katholiken hinaus dient auch die Arbeit des Katholischen Bildungswerkes. Das gilt sowohl für die Veranstaltungen der Zentralstellen als auch für die pfarrlichen Bildungswerke. Soll eigens erinnert werden an die ausgezeichnet besuchten Abende, die sich mit Fragen des Konzils und Teilhard de Chardin befaßten und an diejenigen mit P. Duval und P. Cocagnac? Trotz der großen Schwierigkeiten mehren sich auch die Veranstaltungen im Landteil unserer Erzdiözese.

Nicht unerwähnt sei die segensreiche Tätigkeit des Familienwerkes der Katholischen Aktion. Durch die von ihm veranstalteten Ehe-vorbereitungskurse, Eheseminare, Elternschulungen, durch Eheberatung und Familienerholung werden Menschen angesprochen, an die man ansonsten nicht herangekommen wäre. Durch das Eheseminar, bei dem an drei Abenden zu den Brautleuten je ein Arzt, ein Vater und eine Mutter sprechen, wird in vielen Pfarren unserer Erzdiözese bereits jedes Brautpaar erfaßt.

ist der Fall! — wenn ich sage, daß eine entsprechende Würdigung der so umfangreichen und schwierigen, vielfach unbedankten Arbeit den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen würde. Eines aber sei herausgestellt, daß die Mitglieder der Katholischen Jugend nie auf dem Standpunkt stehen: „Weil mir so fad ist!“ Sie wissen sich immer etwas zu tun im Rahmen ihrer Erzie-hungs-, Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. So haben sie es auch das letzte Jahr gehalten. Sie haben im Dom um das Gelingen des Konzils gebetet, sie feierten einen Gottesdienst für die Wiedervereinigung der getrennten Christen. Und derzeit ist eine ihrer Gliederungen (die KAJ) dabei, eine Altmaterialsammlung durchzuführen, deren Erlös Notleidenden unserer Heimat und Jungarbeitern in Afrika und Asien zugute kommen soll.

Innere Formung, Bildung und Schulung

Weil wir ganz genau wissen, daß unsere Mitglieder erst dann mit ihren Mitmenschen Kontakt finden werden, wenn sie selbst engen Kontakt mit Gott haben und aus der Fülle des Glaubens ihr Leben zu gestalten suchen, legen wir größten Wert auf die Teilnahme an Einkehrtagen, religiösen Wochenenden und Exerzitien. Damit diese Kurse die Teilnehmer befähigen können, das Apostolat in ihren Lebens- und Wirkungsbereichen konkret auszuüben, spezialisieren wir sie. So gibt es zum Beispiel solche für

Gastwirte, Lehrer, Ärzte, öffentliche Beamte, Bürgermeister, Wirtschaftsfachleute und Politiker. Ein eigenes religiös-aszetisches Programm drängt ganz bewußt zur Führung eines neuen Lebens aus dem Geist Christi.

Die in den Pfarren Monat für Monat gehaltenen „Abende des Gebetes“ der Männer gestalten sich immer mehr zu einer Schule des Gebetes und der Betrachtung.

Man ahnt vielleicht, welch große Verantwortung gerade in diesem Bezug — nämlich der inneren Formung der Mitglieder und insbesondere der führenden Persönlichkeiten — den geistlichen Assistenten aufgetragen ist.

Das entsprechende Rüstzeug für die praktische Ausübung des Apostolates erhalten die Angehörigen der Katholischen Aktion durch Schulungen und Arbeitstagungen, die wir in unseren Bildungshäusern veranstalten.

Eine Fülle von Problemen

Es sei auch erwähnt, was uns noch fehlt. Dringend benötigen wir ein Handbuch des religiösen Grundwissens und auch Handbücher für die praktische Arbeit.

Es wäre geradezu erstaunlich, wenn sich die Katholische Aktion keinen Problemen gegenüber sähe. Es sind deren sogar sehr viele. Man darf es uns aber glauben, daß wir uns — soweit es auf uns ankommt — um eine Lösung der noch offenen Probleme bemühen; und das in aller Offenheit, mit gutem Willen und viel Geduld. Im nachstehenden seien — allerdings nur skizzenhaft — einige solcher offener Fragen angeführt, ohne damit eine Rangordnung aufzustellen.

Die vielfach zutage tretende Interesselosigkeit für die Ausübung des Apostolates ist schon eingangs erwähnt worden. Der Mensch von heute will keine Bindungen eingehen. Nicht einmal hat mir jemand gesagt: „Hochwürden, rufen Sie mich, sooft Sie mich, für eine Arbeit benötigen. Aber binden an eine Arbeit und sogar für längere Zeit, das will ich durchaus nicht.“

Es beschäftigen uns aber auch stark Probleme, die mit dem Konzept der Katholischen Aktion als solcher zusammenhängen. Man fragt sich: Welchen Weg geht die Katholische Aktion? Ist das Konzept, das vor 15 Jahren festgelegt wurde, heute noch richtig? Nimmt alles den Verlauf, den man damals wollte? Sollen wir mehr das naturständische oder das Milieuprinzip in den Vordergrund stellen? War es gut, das Milieuprinzip auch zum Organisationsprinzip zu machen? Nach wie vor stellen wir uns die Frage nach der richtigen Relation von Elite und Masse innerhalb der Katholischen Aktion. Man verlangt mehr KA-Bewußtsein von unter her. Doch gleichzeitig überlegt man, ob man wirklich

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