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Ohne Basisarbeit keine Pastoralgremien

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„Die Katholische Aktion muß wieder die leidenschaftliche Begeisterung für die Verkündigung des Evangeliums entdecken - die einzige Rettung für eine Welt, die sonst verzweifeln müßte.“ Diese Worte des verstorbenen Papstes zitiert Prälat Franz Gstaltmeyr, Geistlicher Assistent der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien, mehrfach, wenn er über Ziele und Aufgaben seiner Organisation spricht.

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„Die Katholische Aktion muß wieder die leidenschaftliche Begeisterung für die Verkündigung des Evangeliums entdecken - die einzige Rettung für eine Welt, die sonst verzweifeln müßte.“ Diese Worte des verstorbenen Papstes zitiert Prälat Franz Gstaltmeyr, Geistlicher Assistent der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien, mehrfach, wenn er über Ziele und Aufgaben seiner Organisation spricht.

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Wien 1958. Aber es gab doch auch in den vergangenen Jahren spektakuläre Ereignisse, etwa die Unterschriftenak-' tion und die Durchführung des Volksbegehrens der Aktion Leben oder die Österreichsynode? Uberall dort hat die Katholische Aktion entscheidend mitgewirkt - aber gerade seit der Synode und der durch sie initiierten Aktivierung der pastoralen Gremien fühlt sich die KA in eine Aschenbrödelrolle verdrängt.

Dr. Gstaltmeyr, neben seiner Tätigkeit als KA-Assistent und neben seiner Funktion 'als Domkapitular noch vollberuflicher Pfarrer in Wien-Rudolfsheim, einer der größten Pfarren der Erzdiözese, kann in diesen Tagen auf 20 Jahre Tätigkeit in der Katholischen Aktion zurückblicken. September 1958 - das waren die letzten Lebenswochen Pius XII., die Jahre vor dem Konzil. Als Gstaltmeyr in diesen Tagen sein Jubiläum feierte, hatte gerade der vierte Papst dieses Zeitabschnittes sein Amt angetreten.

Der wichtigste Einschnitt in diesen 20 Jahren war zweifellos das Konzil mit seinem Neuaufbruch pastoraler Arbeit - aber gerade im Zuge der Euphorie, mit der in den Pfarren wie in den Diözesen Pfarrgemeinderäte und Pastoralräte eingerichtet wurden und sich an die Arbeit machten, glaubte man, ohne die Gliederung der Katholischen Aktion auskommen zu können. Nun aber, nachdem die zweiten Wahlen in die Pfarrgemeinderäte überstanden sind, sickert allmählich doch wieder die Überlegung in das Bewußtsein, daß es ohne die Arbeit an der Basis schwer ist, die Menschen zu finden, die bereit sind, in den Pfarrgemeinderäten mitzuarbeiten. Ohnedie Arbeitan der Basis fehlt meist die Motivation. Ohne die Organisation der Katholischen Aktion fehlen die Schulungsmöglichkeiten.

In diesen Jahren hat man viel zu leicht übersehen, was trotz' dieses Unbehagens, trotz dieser Umbrüche im Leben der Kirche von den Gliederungen und den Zentralstellen der Katholischen Aktion in Bewegung gesetzt und durchgeführt worden ist. Nicht nur die bereits erwähnten Aktivitäten im Kampf gegen die Abtreibung und zur Vorbereitung und Durchführung der Wiener Diözesansynode und der

Österreichsynode - auch die beiden religionspädagogischen Seminare im Hörfunk mit ihrem gigantischen Erfolg, wurden von Funktionären der KA vorbereitet.

Die Katholische Aktion stellte das Sekretariat für den Katholikentag. Die Gliederungen der Katholischen Aktion - Männerbewegung, Frauenbewegung und Jungschar - liefern mit ihren jährlichen Sammelaktionen den dicksten Brocken der privaten Entwicklungshilfe.

Aber nun wird man zum Teil neu anfangen müssen, meditiert Pfarrer Gstaltmeyr in die Zukunft. In den Gliederungen werde das Bewußtsein, innerhalb der KA zusammenzugehören, gefördert werden müssen. In den Pfarreien gelte es, neue Gruppen aufzubauen, dort, wo die Gliederungen nicht stark genug für eine selbständige Arbeit sind, können durchaus auch gemeinsame Gruppen arbeiten. Nur so werde eine starke Apostolatsbewe-gung aufgebaut werden können, wobei' eine stärkere Ausrichtung auf die Familie und ihre Eingliederung in die Arbeit der Katholischen Aktion erreicht werden müsse.

Die Katholische Aktion wird für die Zukunft ein noch stärkeres gesellschaftspolitisches Engagement anpeilen und zur Publizierung ihrer Ideen alle ihr nahestehenden und sonst erreichbaren Kommunikationsmittel einsetzen müssen. Hiebei dürfte nicht nur auf politische Aktivitäten anderer Institutionen reagiert, es müßte auch selbständig agiert werden. Aktivistenrunden in den Pfarren und ein sofort einsatzfähiges Beratungsgremium an der Spitze sollten eng zusammenarbeiten. Meinungsbildner und Multiplikatoren wie Künstler, Journalisten, Ärzte, Krankenschwestern oder Lehrer müßten speziell angesprochen werden. Hierzu wird auch der Ausbau der verbandseigenen Kommunikationsmittelnotwendig sein, meint der Geistliche Assistent.

Und wie stellt man sich in der Wiener KA zur Frage eines Nationalkomitees? Pfarrer Gstaltmeyr glaubt, daß kein neues Gremium notwendig sei, aber eine zahlenmäßig starke gesellschaftspolitische Kraft der Katholiken organisiert werden müßte. Dies wäre seiner Meinung nach durch die Zusammenfassung der Mitglieder in den verschiedenen katholischen Gliederungen und Bewegungen leicht zu erreichen.

Pfarrer Gstaltmeyr schließt mit einem Zitat des steirischen Diözesanbi-schofs Johann Weber: „Die Zeit ist reif für einen Aufbruch der Katholischen Aktion in der Gemeinde.“

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