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Es scheint in der Bundesrepublil Deutschland Mode geworden zu sein sich über „österreichische“ Lösungei grundsätzlicher Fragen des politischen Lebens zunächst zu ärgern dann aber Österreich noch einen Vor- wurf daraus zu machen. Nachden im vorigen Herbst die Behandlung der Großen Koalition durch der „Spiegel“ einigen Staub aufgewirbeli hat, hört man nun vom 81. Deutscher Katholikentag in Bamberg von heftigen Angriffen gegen die Katholische Aktion Österreichs wegen ihrer Haltung zu politischen Fragen: Ein CDU-Bundestagsabgeordnetei habe die KAÖ kritisiert, weil sic „Äqui'distanz“ gegenüber den politischen Parteien und Abstinenz vom politischen Leben predige. Da Österreich mehrmals als negatives Beispiel genannt wurde, sah sich der Vertreter der österreichischen Katholischen Aktion, Dr. Peter Krön, veranlaßt, festzustellen, in Österreich sei man sich selbstverständlich darüber einig, daß Katholiken in dieser Welt Verantwortung übernehmen müssen, in einflußreichen Positionen und auch in der Politik. Die Katholische Aktion hingegen arbeite für das allgemeine Ziel der Kirche, zusammen mit der Hierarchie und werden daher auch mit der Amtskirche identifiziert. Darum, meinte Dr. Krön, „halten wir es für unvereinbar, daß Spitzenfunktionäre der Katholischen Aktion zugleich Mandatare einer politischen Partei sind“. Man könne es einem Sozialisten nicht zumuten, seine Kinder in von ÖVP-Funktionären geleitete Jugendgruppen zu schicken. Dem Bemühen der Kirche, für alle Menschen und nicht nur für eine bestimmte Partei da zu sein, würde ein politisches Engagement von führenden Leuten der KA nur Schaden zufügen.

Soweit die Wiedergabe der Stellungnahme eines Vertreters der österreichischen Katholischen Aktion, deren Inhalt wir nur vollinhaltlich zustimmen können. Durch die eigene Vergangenheit gezwungen, mußte Österreich einen Weg suchen, der es ermöglichte, die Kirche aus dem parteipolitischen Tagesgeschehen zu lösen, damit sie ihre eigentlichen Aufgaben besser wahrnehmen könne. Das bedeutet aber kein Aufgeben der legitimen politischen Interessen der Kirche, weder dort, wo sie als Institution auftritt, noch dort, wo politische Fragen aus religiöser und ethischer Sicht beurteilt werden müssen. Die KA ist eben in erster Linie eine Einrichtung der Kirche und nicht des politischen Lebens!

Trotzdem ist eine Änderung der Haltung der Katholischen Aktion in der Frage der politischen Mandatare einmal durchaus möglich, wenn im politischen Bewußtsein der gesamten Bevölkerung eine Trennung zwischen politischer Funktion und Tätigkeit im katholischen Bereich vollzogen wenden kann. Aber auch dann wird die Katholische Aktion als solche keine parteipolitischen Erklärungen abzugeben haben.

Schließlich aber sollte der CDU noch eines zum Trost dienen: Die österreichischen Nationalratswahlen 1966 wurden nicht zuletzt von einer ÖVP gewonnen, die — abgesehen von geringfügigen Entgleisungen — darauf verzichtet hat, die Kirche vor ihren Karren zu spannen. In der Bundesrepublik soll es der Schwesterpartei derzeit nicht so gut -gehen ,..

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