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Einheit in der Vielfalt?

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Nur in wenigen Ländern der Erde besteht heute noch eine Katholische Aktion (KA). Österreich kann geradezu als Musterland für die gelungene Wiedererrichtung und das Weiterbestehen dieser KA angesehen werden. Liegt das nur daran, daß Vereine und Verbände bei uns mehr gelten als in anderen Staaten? Hört man manche Jugendfunktionäre, könnte man meinen, daß auch unsere KA nur mehr ein Relikt aus der Vergangenheit ist.

Eine kritische Analyse zeigt,

daß die Bedeutung dieser Katholischen Aktion und ihrer Gliederungen und Werke in den einzelnen Diözesen sehr unterschiedlich ist. Die Linzer Diözese nimmt in der Entwicklung der gesamtösterreichischen Katholischen Aktion eine besondere Bedeutung ein. Denken wir etwa an Eduard Ploier, den so verdienten langiäh-

rigen Präsidenten, aber auch an die Bischöfe Franz Zauner, Alois Wagner und Maximilian Aichern: Diese haben der KA immer besondere Förderung angedeihen lassen.

Aus der Jugend kommt vor allem die — gewiß in mancher Hinsicht berechtigte — Kritik, daß wir zu viele katholische Verbände, Organisationen und Gliederungen hätten, daß die Zahl der Katholiken durch Kirchenaustritte geringer werde, die der Organisationen dagegen immer größer; immer mehr Katholiken seien vielfach engagiert, immer schwieriger werde es, dieser Vielfalt der Organisationen in der praktischen Arbeit gerecht zu werden.

Sieht man die Dinge nüchtern, sind die Schwierigkeiten überwindbar, wenn einigermaßen guter Wille der Beteiligten gegeben ist. Freilich ist es nicht immer ganz leicht: Nicht alle Menschen können Konflikte bewältigen, manchmal werden auch personale Probleme in ihrer Bedeutung überschätzt.

Langfristig gesehen brauchen wir wieder manche Vereinfachung, mehr Gemeinsamkeit, mehr Einheit: Aber gewiß nicht in einer allzu schematischen Unifor-mität, eher in jener Vielfalt, die schon Thomas von Aquin herausgestellt hat. Vielleicht hat man

bisher allzu vieles einfach dahin-treiben lassen, zu wenige Mühe aufgewandt, das vielseitige Engagement der Laien zu koordinieren. Strukturdebatten wurden genügend geführt — aber dennoch mit zu wenig Weitblick. So ist der „katholische Raum" heute kompliziert organisiert, zu wenig zukunftsweisend, vielleicht auch da und dort zu bürokratisch.

Alles das läßt sich ändern. In Zusammenarbeit von Bischöfen, geistlichen Assistenten und — nicht zuletzt - Laien läßt sich auch die KA umgestalten, auf eine breitere Basis stellen — ohne eine Monopolstellung zu erlangen -und lassen sich echte langfristig konzipierte Weichenstellungen erarbeiten. Man muß dabei gewiß auch auf die Jugend hören: Nur diejenigen Organisationen haben Zukunft, welche von der Jugend angenommen und als sinnvoll angesehen werden.

Insgesamt brauchen wir mehr Mut, mehr Sinn für Neues und Besseres, ohne die Tradition zu gering zu bewerten: Es geht einfach darum, die Kirche als eine in Jahrtausenden geformte und gewordene Institution in das Morgen zu führen.

Wenn es im Sinne von Kardinal Franz König darum geht, vor kirchlichen Unglückspropheten zu warnen, wenn Bischof Administrator Helmut Krätzl deutlich macht, daß diese innere Erneuerung der Kirche noch aussteht, zeigt sich deutlich, daß wir Optimismus und Tatkraft brauchen, um die organisatorischen — und was noch wichtiger ist —, die inhaltlichen Probleme der Kirche und Gesellschaft von heute und morgen anzugehen und soweit möglich zu lösen.

Der Autor ist Vorsitzender der Katholischen Männerbewegung Österreichs und Präsident der Katholischen Aktion der Erzdiözese.

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