6973331-1985_38_12.jpg
Digital In Arbeit

Wer kommt nach Eduard Ploier ?

19451960198020002020

Der Präsident der Katholischen Aktion Österreichs repräsentiert die katholischen Laien des Landes. Für die Nachfolge Eduard Ploiers gibt es drei seriöse Kandidaten.

19451960198020002020

Der Präsident der Katholischen Aktion Österreichs repräsentiert die katholischen Laien des Landes. Für die Nachfolge Eduard Ploiers gibt es drei seriöse Kandidaten.

Werbung
Werbung
Werbung

Zweimal pro Jahr findet eine Konferenz der Katholischen Aktion Österreichs (KAÖ) statt, an der die Spitzenfunktionäre auf Bundes- und Diözesanebene sowie der einzelnen Teilgliederungen teilnehmen. Der nächsten Konferenz - von 27. bis 29. September im Salzburger Bildungshaus St. Virgil - kommt besondere Bedeutung zu, denn ein Führungswechsel steht bevor.

Die Katholische Aktion wurde am Christkönigsfest 1925 von Papst Pius XI. ins Leben gerufen. Sie soll im Zusammenwirken mit den Bischöfen als eigenständige Laienorganisation (die Angestellten werden von der Kirche bezahlt) in die Welt hineinwirken. In Österreich kam die Katholische Aktion, die heuer also noch ihr 60jähriges Bestehen feiern kann, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg zur Entfaltung.

An ihre Spitze standen als Präsidenten der Schriftsteller Rudolf Henz, der Gymnasialdirektor Hans Kriegl, der Sektionschef im Unterrichts- und später Wissenschaftsministerium Walter Brunner, Verkehrsminister Ludwig Weiß und zuletzt der Volksbildner Eduard Ploier, der nun nach neunjähriger Amtszeit statutengemäß sein Amt abgeben muß. Auf eigenen Wunsch scheidet der Geistliche Assistent, Redempto-ristenpater Alois Kraxner, von seinem Posten, auf dem ihm Männer wie Otto Mauer, Ferdinand

Klostermann und Karl Strobl vorangegangen waren.

KAÖ-Generalsekretär Georg Kopetzky schätzt, daß rund 500.000 Österreicher zumindest in loser Form (seltener als „offizielles Mitglied“) einer der zahlreichen Gliederungen der KA angehören (siehe Kasten).

Natürlich gibt es neben der KA noch andere, zum Teil sehr bedeutende katholische Vereinigungen. Im österreichischen Laienrat, dessen Vorsitz zwischen fünf Kurien (KA, Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände, Apostolische Gruppen, Diözesen, Einzelpersonen) jährlich wechselt, sind alle vertreten. Daß KA-Prä-sident Ploier auch Vorsitzender des österreichischen Katholikentages war, zeigt, daß in erster Linie der KA-Vorsitzende als Repräsentant der katholischen Laien Österreichs anzusehen ist.

Ploier sieht seine Amtszeit nüchtern: „Was gut war, wird eine spätere Zeit erweisen.“

Die KA habe - so Ploier — „die Herausforderungen dieser neun Jahre angenommen“ und sei kirchlich und außerkirchlich präsent gewesen. Man habe sich um ein Gesprächsklima mit den politischen Parteien und zwischen den einzelnen Gliederungen bemüht, am Selbstverständnis des Laienapostolates gearbeitet, Me-dienverbündprogramme mitgestaltet und einige besondere Schwerpunkte gesetzt, etwa zum Thema Frieden und Rüstung, zum Katholikentag, zur Frage „Wie das Leben glücken kann“ (durch eine Reihe von teilweise in Fremdsprachen übersetzten Publikationen) und zuletzt zum Thema „Mensch-Umwelt-Schöpfung“.

Kann in einer Organisation wie der KA ein Wechsel an der Spitze viel verändern? Dazu Ploier: „Ich will nicht überheblich wirken, aber dem KA-Präsidenten kommt doch sehr große Bedeutung zu, denn er muß das Gespräch mit den Bischöfen aufrechterhalten, jeweils einen Konsens herstellen, die Anliegen gegenüber der Öffentlichkeit vertreten und Impulse setzen. Die Ideen kommen natürlich nicht nur von ihm, sondern von vielen Einzelpersonen.“

Dem KA-Präsidium gehören zwölf Personen an: der Generalsekretär, der nicht gewählt, sondern bestellt wird; der Geistliche Assistent, den die Bischofskonferenz aufgrund eines Dreiervorschlages endgültig bestätigt; der Präsident, zwei Vizepräsidenten und sieben weitere Präsidiumsmitglieder.

Die Stimmen bei der Wahl wiegen verschieden, rund zwei Drittel gehören den diözesanen Spitzenvertretern, über etwa ein Drittel verfügen die gesamtösterreichischen Führungen der Teilgliederungen und das alte Präsidium. Auf dem Papier sind rund 100 Funktionäre wahlberechtigt, „es werden aber nur 50 bis 60 kommen“, sagt KA-Generalsekretär Georg Kopetzky. Der Grund: Delegierung von Stimmen und Doppelfunktionen (etwa Ploier als Linzer und gesamtösterreichischer KA-Präsident oder Alfred Klose als Wiener KA-Präsident und Österreich-Vorsitzender der Katholischen Männerbewegung).

Vierzehn Tage vor der Neuwahl sind drei offizielle Kandidaten für die Ploier-Nachf olge bekannt:

Johannes Farnleitner, Leiter der Wirtschaftspolitischen Abteilung in der Bundeswirtschaftskammer, war zwölf Jahre Vorsitzender der Katholischen Männerbewegung Österreichs und ist Präsident der Weltorganisation „Unum omnes“ katholischer Männer.

Paul Schulmeister, Chef der TV-Auslandsredaktion des ORF, auf der Gerüchtebörse als möglicher zukünftiger „Presse“-Chef-redakteur im Gespräch, hatte bisher keine wichtigen Funktionen in katholischen Vereinigungen; er gehörte in seiner Studienzeit zum Kreis um Otto Mauer und Karl Strobl.

Ernst Waldstein, derzeit KAÖ-Vizepräsident und Vorsitzender des österreichischen Laienrates, hat ein Handikap: Sein Verbleiben im KAÖ-Präsidium (und damit die Chance, Präsident zu werden) bedarf einer Statutenänderung, denn der Kärntner ist bereits vier Drei-Jahre-Perioden, das bisher erlaubte Maximum, im Präsidium.

Für Farnleitner und Waldstein sprechen ihre Erfahrung in katholischen Gremien, manchen mag aber gerade Schulmeisters Unverbrauchtheit auf diesem Gebiet als Vorteil erscheinen. Daß eine Wahl Schulmeisters dem österreichischen Katholizismus mehr TV-Publizität brächte als bisher, dürfte freilich eine Illusion sein.

Farnleitner und Schulmeister haben für ihre Kandidatur das Einverständnis ihrer Chefs, Rudolf Sallinger beziehungsweise Gerd Bacher, eingeholt, über das größte Zeitbudget verfügt aber sicher Waldstein.

Während aber für das Präsidentenamt drei qualifizierte Kandidaten bereitstehen, worüber sich Noch-Präsident Ploier „im stillen“ freut, „weil es die Bedeutung dieser Position zeigt“, scheint beim Geistlichen Assistenten (eine Funktion, über die niemand gerne redet) noch alles offen zu sein. Manches deutet darauf hin, daß man froh sein muß, wenn sich hier überhaupt ein Kandidat, der die nötige Zeit aufbringen kann, findet.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung