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Es geht um die Repräsentanz des Katholizismus

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Am 2. April dieses Jahres schrieb der Chefredakteur der „Wiener Kirchenzeitung“, Josef Bauer, eine Glosse mit dem Titel: „Nationalkomitee - vorzeitig eingesargt?“ Er konnte damals nur ahnen, jedoch nicht wissen, daß er leider - Zumindestens vorläufig - recht behalten hat. Das Anliegen eines solchen Nationalkomitees liegt schon bereits mehr als ein Jahr auf dem Tisch, als damals Generaldirektor Dr. Hanns Sassmann in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ diesen Vorschlag unterbreitete. Zeit jedoch genug, um in verschiedenen Sekretariaten Gegenstrategien zu entwerfen. Warum und bei wem stößt der Gedanke eines Nationalkomitees auf Ablehnung?

Verschiedene Kreise befürchten, durch solch eine Institution an Einfluß zu verlieren. Aus dieser engen Kirch-tumsperspektive übersieht man jedoch nur, daß der Katholizismus in Österreich ständig an Einfluß abnimmt. 1933/34 und nach 1945 versuchte man das blühende katholische Verbandsleben in Österreich zu zerschlagen, indem man eine einheitliche Katholische Aktion (KA) zu schaffen versuchte. Waren früher im Volksbund der Katholiken Österreichs und in der KA im alten Stil der zwanziger Jahre alle katholischen Verbände und Kräfte vereint, so gab es beziehungsweise gibt es neben einer KA teilweise in der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände organisierte katholische Organisationen, teilweise freischwebende Gruppen.

In den sechziger Jahren hat man den Versuch unternommen, eine gemeinsame Plattform zu schaffen: Es entstand das Komitee katholischer Organisationen, aus dem sich später der österreichische Laienrat entwickelte.

Der Laienrat konnte jedoch nicht jene Stellung einnehmen oder erreichen, wie sie etwa in Deutschland das Zentralkomitee der Katholiken hat. Die Gründe dafür sind vielfältig. Erstens ist sein Name „vorkonziliär“, weil man zwischen Laien und Hierarchie zu stark unterscheidet; zweitens hat der Laienrat nicht jene Kompetenz wie das Zentralkomitee; drittens besitzt er nicht jenen Apparat, um effizient, rasch und wirksam arbeiten zu können. Ein psychologischer und innerkirchlich-politischer Hauptgrund ist aber der, daß sich die KA mit einer ihr übergeordneten Organisation Katholischer Organisationen bis jetzt nicht abgefunden hat. Das ist auch der Grund dafür, daß gerade von dieser Seite starke Widerstände gegen ein Nationalkomitee aufgetreten sind.

Ein Beispiel: Bei der Delegation verschiedenster Mandatare in Vergangenheit (etwa österreichischer Synodaler Vorgang) und Gegenwart (etwa Pastoralkommission Österreichs) entsenden sowohl KA als auch Laienrat getrennt Personen, obwohl ja die KA Mitglied des Laienrates ist. Daß sich dadurch ein Ubergewicht der KA bei diesem Vertretungsmechanismus ergibt, ist klar.

Nicht zielführend ist der Vorschlag, den österreichischen Synodalen Vorgang (ÖSV) wiederzubeleben, um auf ihn die Aufgaben eines etwaigen Nationalkomitees zu übertragen. Man muß nämlich streng unterscheiden zwischen hauptsächlich innerkirchlich relevanten, pastoral ausgerichteten Mitbestimmungsgremien. Auf Diözesanebene sind das in großen zeitlichen Abständen die Diözesansyn-oden, auf Dauer die diözesanen Pastoralräte, auf gesamtösterreichischer Ebene ist das Pendent zur Diözesan-synode der ÖSV, das Pendent zum Pastoralrat wäre hingegen ein Nationaler Pastoralrat, der nur in verkümmerter Form als Pastoralkommission existiert. Diese Mitbestimmungsgremien haben andere Aufgaben als etwa Laienräte oder National- (beziehungsweise Zentral-)Komitees. Ihr Anliegen ist das Wirken in die Welt hinein, das Artikulieren der katholischen Sache in der Öffentlichkeit, die Repräsentanz des Katholizismus in Österreich und eine organisatorische Verklammerung

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