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Alleingänge vermeiden!

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Wenn das katholische Organisationswesen allgemein als „unverzichtbare Lebens- und Wirkungsform der Kirche in der Welt“ (Hirschmann) bezeichnet wird, so steht die Katholische Aktion (KA) im besonderen als kirchliche Vereinigung im eigentlichen Sinne im Dienst unmittelbar innerkirchlicher Aufgaben.

„Katholische Laienarbeit muß alle Zeit darauf Bedacht sein, den katholischen Gedanken zu verlebendigen und ihn in die gesellschaftliche Wirklichkeit zu übersetzen; sie muß aber auch offen sein für die teils polemische, teils partnerische Verbindung mit den geistigen Aufbruchskräften der Zeit, wie sie sich im außerkatholischen Raum regen“ (Hanssler).

Die Wiener Diözesansynode bezeichnet die KA als eine „apostolische Vereinigung“ im Sinne des Artikels 20 des Dekretes über das Lai-enapostolat des II. Vatikanischen Konzüs. In diesem Sinne ist daher das unmittelbare Ziel der KA „die Evangelisierung und Heiligung der Menschen und die christliche Bildung ihres Gewissens, so daß sie im Stande sind, das persönliche und das öffentliche Leben mit dem Geist des Evangeliums zu durchdringen“.

Mit dem Auftrag zur Verbreitung des Evangeliums verbindet sich daher notwendigerweise die Verpflichtung der KA, sich in gesellschaftspolitischen Fragen zu engagieren. Die KA bewegt sich damit in jenem Raum, der von den politischen Parteien zwecks Verwirklichung ihrer ideologischen Zielvorstellungen in Anspruch genommen wird.

Die KA hat heute mehr denn je die Verpflichtung, die Katholiken zur Teilnahme am öffentlichen Leben hinzuweisen. Papst Johannes XXIII. hat dies in der Enzyklika „Pacem in Terris“ sehr deutlich ausgedrückt: „Es genügt nicht, vom Glauben erleuchtet zu sein und beseelt vom Wunsch, Gutes zu tun, um eine Kultur mit gesunden Grundsätzen zu durchdringen und sie im Geist des Evangeliums zu beleben. Zu solchem Zweck ist es notwendig, sich in ihren Einrichtungen zu engagieren und tatkräftig von innen her auf sie zu wirken.“

Es wird daher zu den Aufgaben der KA immer gehören, ihre Mitglieder so auszubilden und zu schulen, daß sie fähig werden, erfolgreich im staatlichen und parteipolitischen Bereich tätig sein zu können. Der KA selbst stehen als Mittel zur Einflußnahme im staatlichen Bereich die Kontaktpflege, die Sondierung von Auffassungen und Absichten, Erläuterungen von Positionen und die Unterbreitung von Anregungen, Wünschen und Klärung von Mißverständnissen vorzugsweise zur Verfügung.

Die KA hat weder direkte Wahlempfehlungen abzugeben, noch unmittelbar in der parteipolitischen Auseinandersetzung aufzutreten. Sie hat jedoch der Öffentlichkeit alle Informationen bereitzuhalten, die den Katholiken die Wahrheitsfindung und damit die richtige politische Entscheidung erleichtern.

Die KA hat im Gespräch offen zu sein für jedermann. Die KA wird es sich nicht nehmen lassen, Forderungen an den Staat und die politischen Parteien zu stellen und auf Irrtümer und Fehlentwicklungen hinzuweisen, wie sie zum Beispiel bei der Fristenlösung passiert sind, für welche die SPÖ die volle Verantwortung trägt.

Die Katholiken müssen auch politisch mehr als bisher sensibilisiert werden, schon um zu verhindern, daß sie in ihren gerechtfertigten Anliegen endlos gepflanzt werden.

Grundsätzliche gesellschaftspolitische Aussagen der KA bedürfen der vorherigen Abstimmung in den vorgesehenen Organen, damit sie nicht als Alleingang einzelner Funktionäre interpretiert werden können. Sensationseffekte sind dabei unbedingt zu vermeiden. Wichtig scheint mir, daran festzuhalten, daß an die Stelle der Kritik an den Parteien die Kritik an ihren Sachentscheidungen zu treten hat.

Es ist nicht notwendig, die Parteien selbst und ihre Exponenten öffentlich abzukanzeln.

Dies belastet lediglich das Verhandlungsklima. Um so genauer sind aber die Ziele und Entscheidungen von Parteien und Politikern zu beurteilen. Papst Johannes Paul II. sagte in seiner Ansprache zu Mitgliedern der KA Italiens:

„Der Irrtum und das Böse müssen immer verurteilt und bekämpft werden; der Mensch aber, der fällt oder fehlt, braucht Verständnis und Liebe. Wiederholte Anklagen, bittere und polemische Kritik, Klagen nützen wenig: Wir müssen die heutige Zeit heben und den Menschen von heute helfen.'

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