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Ende und Anfang

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Der Katholikentag wird vor allem ein Tag der Sammlung, der Besinnung und damit der Stärkung sein, ein Tag des rechten Maßes, ein Tag der Ordnung und der Werte. Man soll uns österreichischen Katholiken nicht dereinst vorwerfen, daß wir in einer entscheidenden Stunde nicht aufgestanden und unser Wissen um die rechte Ordnung in den Dingen dieser Welt nicht verkündet hätten."

Dies war das Versprechen des Präsidenten des Katholikentages, Professor Henz, bei der Eröffnungskundgebung am 11. September im Konzerthaus.

Das österreichische Volk hat dieses Versprechen eingelöst. Seine Teilnahme bekundete einen Ernst, eine Kraft, eine Fröhlichkeit, einen Realismus und ein Vertrauen, derer nur glaubende Menschen fähig sind. Sie schufen jene Atmosphäre, die kein Nachbericht in Bild und

Wort wiedergeben kann. In ihr geborgen, brachen die Tausende in Sturm und Regen, während alle Ungunst des Himmels sich zu entladen schien, in die Nacht hinein auf, um in der Abendmesse des Freitags im Wiener Stadion unsere Gemeinschaft mit der Kirche des Schwei-

gens und Leidens zu bekennen. Diese Atmosphäre trug die 60.000 Jugendlichen, die in der Samstagnacht über den Ring zogen: Fackeln der Hoffnung und einer unsäglichen Freude. In dieser Luft wuchsen die Standes- und Fach- und Berufskundgebungen der Woche des Katholikentages oft weit über die natürliche Enge und Rahmenhaftigkeit ihres Teilbereichs hinaus in die Weite und Verpflichtung österreichischer Katholizität von heute. Sie gab die Kraft, die hohe Messe auf dem Heldenplatz sowie die Haupt- und Schlußkundgebung am Sonntag ebendaselbst hinauszuheben über den Rang jeglicher Demonstration. Hier war gegenwärtig, was der einzelne so oft nur zaghaft spürt: die Kraft und das Heil einer Gemeinschaft von Erlösten, von Menschen, die mitten in ihrer Not um ihre Rettung wissen.

Drei Angėlpunkte des Katholikentages sind unseren Lesern bereits vorgestellt: die Eröffnungsrede Professor Rahners am 11., die Botschaft des Heiligen Vaters und die zehn Forderungen der österreichischen Katholiken vom 14. September. Bleibt die Pflicht, einen kurzen Überblick über die Haupt- und Nebenveranstaltun- gen zu geben. 1952 ist undenkbar ohne 1683. Am Morgen des Schlachttages, der die Befreiung Wiens von den Türken brachte, las Bischof Pawlikowski auf dem Kahlenberg die Gedächtnismesse; Suso Braun, der Ordensbruder Marco d'Avianos, schlägt in der Predigt ein Thema an, das oft aufklingen wird in diesen Tagen: die Grenze zwischen Christ und Antichrist läßt sich nicht so einfach mit Grenzpfählen abstecken, die Demarkationslinie geht oft mitten durch unser eigenes Herz. Am Abend wird bei der Pontifikalmesse, zelebriert von Bischof Dr. Schoiswohl, im Stadion

dieser um eine Elitebildung bemühten Organisation stammt, wie ihr Sekretär Karl Stepan feststellt, aus religiös indifferenten Familien.

Im Rahmen dieser Woche nahm das Katholische Jungakademikertreffen am 11. und 12. einen hervorragenden Raum ein, ausgezeichnet durch eine Zusammenarbeit aller Gruppen und Verbände des katholischen studentischen Lebens sowie durch das Niveau der Vorträge. „Die Wahrheit wird euch frei machen", war das Motto. Einleitend stellte Professor Ivanka (Graz) fest, daß Wahrheit in engem Zusammenhang mit Freiheit steht, daß der Student beide aber nur wird behaupten können, wenn er mehr anstrebt als Handlangerdienste für die Praxis. Will er sich wirklich behaupten heute, dann braucht er Wissen und Gewissen, Wissenschaft und Glauben; Professor Mitterer (Wien) gelang es, die eigentümliche fruchtbare Spannung zwischen „Hochschulwissen" und „Kirchenglaube" in einer Weise spürbar zu machen und in ihr Chance, Berufung und Mission des christlichen Akademikers aufzuzeigen, daß alle Anwesenden spürten: hier ist Christsein auf der Universität präsent. Darum ging es, nachdem Professor Pfliegler (Wien) die Gefahr einer freiwilligen Preisgabe der Freiheit durch die Studierenden angezeigt hatte, dem Prälat Dr. Grosche (Köln) in seinem Hauptreferat: Nie wird es uns

gelingen, Christus an der Universität präsent zu machen mit den Mitteln der Politik, wohl aber mit dem Zeugnis einer lebendigen, geistdurchwirkten Existenz.

In den Sofiensälen hatten sich am Samstag

zum Gedenken an die verfolgten Brüder

in aller Welt Josef Ernst Mayer unsere Situation so darstellen: Hunderttausende „Christen“ in Österreich hätten nicht viel gegen eine Christenverfolgung, sie würden sich ihren Glauben leicht verbieten lassen; sehr viele andere tun nichts gegen sie. Wir aber haben uns feierlich zu unseren heute als „Spione", „Saboteure", „Volksfeinde“ und „Hochverräter“ angeklagten, verfolgten und abgeurteilten Brüder zu bekennen. „Wir rufen nicht nach Panzerdivisionen, wollen aber das Gewissen der Menschheit wecken!" Das Gewissen der Lauen, Trägen, unser erschlafftes christliches Gewissen, und das Gewissen der Verfolger, die sich einfach verrechnen, wenn sie glauben, den allmächtigen Gott vernichten zu können. Im Gebet für die Verfolgten und ihre Verfolger schließt dieser erste Festtag.

Der Samstag wird eingeleitet durch ein Pontifikalamt in St. Stephan von Bischof Dr. Rusch (Innsbruck), es predigt Abt Dr. Reetz (Seckau); das Volk aus den Ländern kehrt hier oft zum erstenmal ein in seinem wiedererstandenen Dom, zu St. Stephan; alle haben sie mitgebetet, mitgebaut, mitgeopfert, nun empfängt sie die Kirche, die ihnen gehört.

Die feierliche Vesper (Bischof-Koadjutor Dr. Zauner) leitet über zur Jugendkundgebung auf dem Rathausplatz. Am frühen Nachmittag haben sich bereits einzelne Gruppen versammelt, bis nach 11 Uhr nachts werden sie stehen, warten, singen, marschieren. Und beweisen, daß die Kirche eine Kirche der Jugend ist. „Wer sich heute zur Kirche bekennt, steht mitten im Kampf und riskiert unter Umständen alles." Das sagt der Rektor des Katholischen Jugendwerkes, Msgr. Steiner, zu den 60.000, die da vor ihm stehen, und er denkt an die über 100.000 Jugendlichen der Katholischen Jugend, und er mag vielleicht im besonderen an die 600 Delegierten der Katholischen Arbeiterjugend denken; als diese dann mitten unter ihren Brüdern aus Stadt und Land über den Ring zieht, in ihren weißen Hemden, braust ihr der Beifall entgegen: er schwillt noch an, als eine Gruppe aus dem niederösterreichischen ö 1 g e b i e t aufzieht. Da, wo in der Arbeit der Kraftstoffindustrie um die Ar-

DIE ÖSTERREICHISCHE FURCHE

SEITE-4 NUMMER 38 20. SEPTEMBER 1952

beit und den Arbeiter gekämpft wird, wird die Schlacht der Zukunft um die Freiheit und Würde des Menschen geschlagen. Mögen alle, die auf der Tribüne saßen und mitklatschten, hier ihre Verantwortung erkennen: für diese Jugend und für das Stiefkind in dieser Jugend, die KAJI Die Jugend braucht das gute Beispiel der Erwachsenen, in ihrem Willen zur Sauberkeit steht sie noch immer weithin allein; mit dieser Feststellung hatte der Jugendführer Franz Huber die Jugend zum Fackelzug entlassen — und damit der Obhut des katholischen Volkes übergeben.

Die Internationale Jugendwoche, die damit ihrem Ende entgegenging, hatte in der Ausstellung „Junges Werk" im Palais Liechtenstein gezeigt, daß diese Jugend arbeits- und kunstwillig ist, sie hatte ihr Bekenntnis zu Europa (am 10. im Auditorium Maximum der Universität) vernommen und am 12. den ersten Führerkongreß der Katholischen Jungschar in den Sofiensälen empfangen. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen

die Arbeiterjugendführer und die Landjugend

zu ihren Tagungen versammelt. Die innere Bedeutung dieser beiden Versammlungen herauszustellen, übersteigt jede Möglichkeit eines Sammelreferats. Soviel aber muß angedeutet werden: die KAJ steht heute nach Überwindung zahlloser Schwierigkeiten, Hemmungen und Anfeindungen innerhalb und außerhalb der Kirche am Beginn einer Entwicklung, die die Arbeit, Geduld und Umsicht der Besten wert ist. Fehl aber wäre es zu glauben, daß hier von außenher durch Eingriffe Förderung erzielt werden kann. Diese Jugend hat zur Kirche Vertrauen, möge es ihr vergolten werden. Nicht weniger schwierig ist die Lage der Landjugend. Hier bahnen sich nun wahrhaft revolutionäre Entwicklungen, Einsichten, Arbeiten an: in der Absage an einen romantischen Begriff von „Bauer", „Volk" und „Brauchtum“ haben sich die Führer dieser Tagung zur soziologischen, technischen und zeithaften Wirklichkeit im heutigen Bauerntum bekannt, und das heißt zur Zusammenarbeit mit allen jenen Schichten und Gruppen, die heute das „Land" bewohnen. Als „Bauer" im alten Sinne einer in sich geschlossenen Welt kann der christliche Bauer nicht gehalten werden, und es ist gut, daß die katholische Landjugend das weiß.

Wenn so viel von und um die Jugend im Rahmen des Österreichischen Katholikentages die Rede und Arbeit war,

dann darf der Kundgebung der katholischen Eltern am 10. im Konzerthaus nicht vergessen werden. Ihre Resolution fand in den wesentlichen Punkten mit Recht Aufnahme in die Schlußresolution des Katholikentages. Diese Tagung ist innerlich zusammenzusehen mit der des Katholischen Familienwerkes und der des Katholischen Sozialwerkes am 12. im Niederösterreichischen Landhaus. Katholische Soziallehre, Siedlungsdienst und ein Bildungswerk sollen hier unter der Leitung von Professor Westphalen und Dr. Burghardt weiter ausgebaut werden.

Eine besondere Note unter den Versammlungen des Festfreitags besaß die Veranstaltung der „Interessengemeinschaft des katholischen Buchhandels in Österreich" unter dem Vorsitz des Generaldirektors Richard Schmitz im Palais Pallavicini. Ein Blick auf das katholische Buchschaffen und Pressewesen in Österreich 1900 und 1952 zeigt, was hier geschaffen wurde: ein starker Rückhalt für den österreichischen Katholizismus, ohne den Kirche und Volk ihres wichtigsten Werbe- und Präsenzmittels beraubt wären.

Am Samstag steigerten sich die Sonderveranstaltungen zu einer fast unübersehbaren Fülle. Ordensverbände, religiöse Laienvereine, Akademiker, Ärzte, Lehrerschaft, Filmgilde, Männerbewegung, Arbeiter, Pfadfinder, Hausgehilfinnen, Kreuzbund und Kolpingswerk, Alt-Reichsbund, Landvolk hatten ihre Führungs- und Arbeitstagungen nach Wien einberufen, in die Stadt zwischen Ost und West, die seit dem Empfang des Kardinallegaten am Mittwoch im Schmuck der Farben und der bereiten Herzen stand. Die Liturgie der Kreuzerhöhung stellte von vornherein die Festmesse am Heldenplatz und damit den Höhe- und Schlußpunkt des Katholikentages in eine Dimension hinein, die nur der Glaubende, er aber strahlend und übermächtig sieht: Verklärung des Kreuzes, Sieg des Lebens durch den Tod, das Leid, die erbarmungsloseste Aussetzung hindurch, das umschrieb der Kardinallegat des Heiligen Vaters, unser österreichischer Kardinal Dr. Innitzer, in seiner Festpredigt. Die keine „Predigt" war, sondern ein Wort der Liebe, des Vertrauens, der Freude; ein Wort, betend hinaufgesprochen zum Herrn des Kreuzes, das über allen Sternen dieser Welt triumphiert — in welch ernstem, schrecklich-großem Triumph aber; Worte, hingesprochen zu den österreichischen Katholiken, die als Brüder und Schwestern hier beisammen waren. Dieses Volk ist sich heut klaryeworden, daß keine Äußerlichkeit es retten kann (man vergleiche die Botschaft des Heiligen Vaters), es weiß, daß die Welt den Christen als Ärgernis empfindet, das es

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