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Toleranz und Gewissensfreiheit

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Eine ... Verirrung falsch verstandener Liebe zur Wahrheit waren die schmerzlichen Religionskriege, da man im Namen der Wahrheit versuchte, gewisse Überzeugungen anderen Menschen mit Gewalt aufzuzwingen, dabei aber eine Tatsache vergaß, die nicht weniger grundlegend ist als die Liebe zur Wahrheit: nämlich die menschliche Freiheit. Diese Freiheit besteht im Recht des Menschen, nach seinem eigenen Gewissen vollkommen frei über sein Schicksal zu entscheiden. Aus dieser Freiheit erwächst die Pflicht und das Recht des Menschen, dem eigenen Gewissen zu folgen. Diesem Recht und dieser Pflicht entspricht die Pflicht des einzelnen und der Gesellschaft, diese Freiheit und Selbstbestimmung zu achten. Sie wissen, daß das Sekretariat für die Einheit der Christen zu diesem Thema ein Schema zur Vorlage beim Konzil vorbereitet hat.

Wer hier einwerfen wollte, der Irrtum habe kein Existenzrecht, dem braucht man nur entgegenzuhalten, daß der Irrtum etwas Abstraktes ist und deshalb nicht Rechtssubjekt sein kann. Dies ist vielmehr der Mensch, auch dort, wo er unüberwindbar irrt, das heißt ohne seinen Irrtum berichtigen zu können. Er hat also die Pflicht und das Recht, seinem Gewissen zu folgen, und somit auch ein Recht darauf, daß diese seine Unabhängigkeit von allen geachtet wird.

Betrachten wir so einige Formen möglicher Verirrungen in der Liebe zur Wahrheit, so fragen wir: Welches ist der beste Weg, die aufgezählten und viele andere Hindernisse, die die

Liebe zur und die Suche nach Wahrheit bedrohen, zu vermeiden? Der beste Weg ist zweifellos die echte Nächstenliebe. Nehmen Sie zum Beispiel die Mutterliebe oder die Liebe eines echten Freundes. Wie lehrt diese Liebe, sich wirklich in die Haut des anderen zu versetzen, über den Standpunkt des anderen nachzudenken, nach dem zu suchen, was der andere denkt, das heißt nach dem Wahren in seinem Denken, sich anzustrengen, die Gedanken des anderen zu verstehen oder sich verständig zu zeigen, indem man immer neue Worte, Vergleiche und Begriffe benutzt. Seht, wie die Liebe wohlwollend die geliebte Person und damit auch ihre Ansichten zu achten weiß! Warum dies alles? Eben um der Liebe willen, die, wie der heilige Paulus sagt, geduldig, gütig ist; ,... sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie hält alles...' (1. Kor. 13, 4—7). Diese Worte des heiligen Paulus sind Ausdruck der Erfahrung jeder echten Liebe ... vi niBiA%ttk/i rI .lotijznoiixsc

Beides ist also erforderlich: Liebe zur Wahrheit und Liebe zur Person, das heißt Nächstenliebe. Beides harmonisch vereint, jede an ihrem Platz und nach ihrer Bedeutung. So vereint, können sie wirklich die Menschen einigen und in sehr wirksamer Weise Eintracht schaffen.

Die ganze Schwierigkeit liegt jedoch genau darin, beide Neigungen harmonisch zu vereinigen zu wissen, jeder den ihr zukommenden Platz und das ihr zukommende Gewicht einzuräumen, ohne eine zum Vorteil der anderen zu benachteiligen. Ohne Liebe wird die Wahrheitsliebe intolerant und zurückweisend. Die Liebe ohne Wahrheit ist blind und kann nicht von Dauer sein. Ein bedeutsamer protestantischer Schriftsteller sagt — auf der Voraussetzung der christlichen Lehre von der Erbsünde, das heißt, der infolge der Sünde der Ureltern des Menschengeschlechtes im Menschen bestehenden Unordnung —, eine der verhängnisvollsten Folgen der Erbsünde sei gerade die Fähigkeit des Menschen, die Wahrheit von der Liebe zu trennen. An uns liegt es deshalb, immer mehr und immer von neuem darauf bedacht zu sein, diese tragische Unordnung, die in unserer Natur liegt, zu berichtigen. Nun müssen wir fragen: Wo sollen wir Hilfe, Licht und Kraft für diesen für unser Leben wesentlichen Kampf suchen?

Friede: das wertvollste Gut

Jede Religion, die echtes Gebet kennt, weist den Menschen an, in seinem Schöpfergott nicht allein die materiellen Güter, sondern vor allem auch die tieferen und wesentlicheren seelischen Güter zu suchen, nämlich die Intelligenz und die Weisheit, die ihm helfen, sein Leben gut auszurichten. In der Rückwendung auf unseren Schöpfergott müssen wir also die so schwer zu verwirklichende Harmonie suchen, die Harmonie zwischen Wahrheitsliebe und Liebe.

In seiner Rundfunkbotschaft vom 23. Dezember vergangenen Jahres sagte der Heilige Vater: ,Unter allen Gütern des Lebens und der Geschichte — der Menschen, der Familien, der Völker — ist der Friede wirklich das bedeutsamste und wertvollste.' Das Echo, das diese Worte in allen Ländern und bei allen Völkern in der Presse aller Richtungen fanden, zeigt, daß der Papst das tiefste Empfinden der Menschen von heute angesprochen hat, das tiefste Empfinden der Menschen von heute, die vor neuen Kriegen bangen und nach Frieden dürsten. Doch heute sind wir uns auch bewußt, daß dieser Friede nicht allein — fast möchte ich sagen, nicht in erster Linie — von den Staatenlenkern abhängt, sondern auch von breiten Schichten der Völker selbst. Deshalb ist es notwendig, diesen Frieden in Liebe aufzubauen, durch in Liebe getätigte Wahrheitsliebe. Um nun diese Eintracht herstellen zu können, muß man die Hilfe, die Kraft und das Licht Gottes suchen, gemäß dem Leitwort dieser Universität, die den Namen trägt „Pro Deo“.

Der Katholische Familienverband Österreichs erinnert in einer am 23. März veröffentlichten Erklärung die politischen Parteien an zwei seiner wichtigsten Forderungen. Die bisherigen Maßnahmen zum Ausbau des Familienlastenausgleichs müßten — so wird betont — unbedingt fortgesetzt werden, wenn dem vom Gesetzgeber selbst gesteckten Ziel eines voll wirksamen Ausgleichs der Familienlasten schrittweise nähergekommen werden soll. In der begonnenen Legislaturperiode, stellt der Katholische Familienverband fest, würden daher die kinderreichen Familien mit nur einem Erwerbseinkommen, die mit steigender Kinderzahl immer noch einer wachsenden Deklassierung ausgesetzt seien, in erhöhtem Maß zu berücksichtigen sein. Eine derartige Maßnahme bedeute keine Bevorzugung der kinderreichen Familien, sondern vielmehr die Beseitigung eines ihnen noch immer widerfahrenen Unrechtes. , .

Vergangenen Samstag starb in Wien der langjährige ÖVP-Abgeordnete zürn Nationalrat und Bundesrat, Hofrat Anton Frisch, nach kurzer Krankheit im vierundsiebzigsten Lebensjahr. Der Verstorbene war Gründer des Allgemeinen christlich-deutschen Lehrerinnen- und Lehrervereins. Nach 193 8 wurde er in mehreren Gefängnissen und Konzentrationslagern festgehalten. Er war seit 1945 maßgeblich am Wiederaufbau des Schulwesens in Niederösterreich und im Burgenland beteiligt. Als Spitzenkandidat der ÖVP-Burgenland zog er 1945 in den Nationalrat der Republik ein. Nach zwei Legislaturperioden wurde Hofrat Frisch in den Bundesrat entstandt, dem er bis 1956 angehörte. Damals mußte er sich aus gesundheitlichen Gründen von den öffentlichen Ämtern zurückziehen, blieb aber weiterhin Präsident der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten.

Der Internatskurs für soziale Bildung, der alljährlich von der Katholischen Sozialakademie in Wien durchgeführt wird, ging am, 21. März nach dreimonatiger Dauer zu Ende. Aus diesem Anlaß wurden die 42 Jungen Männer aus allen österreichischen Bundesländern, die in diesem Jahr den ersten oder den zweiten Jahrgang des Kurses absolviert haben, im Wiener Erzbischöflichen Palais von Erz-bischof-Koadjutor Dr. Franz Jachym empfangen. Die 42 jungen Männer haben eine umfassende und intensive Ausbildung auf sozialem, wirtschaftlichem und sozialpolitischem Gebiet hinter sich. Sie hörten unter anderem Vorlesungen über Soziologie, Wirtschaft?- und Sozialgeschichte, die Geschichte des österreichischen Sozialkatholizismus, Betriebswirtschaftslehre, Betriebspsychologie und Gruppendynamik, allgemeine und betriebliche Sozialpolitik, Volkswirtschaftslehre, Verfassungskunde, Staat und Kirche in Österreich, Kommunalpolitik, katholische Soziallehre, christliche Staatslehre, dialektischen Materialismus und internationale politische und wirtschaftliche Organisationen.

Der Abgeordnete der katholischen Parlamentsgruppe im polnischen Sejm und Vorsitzende der katholischen Gesellschaft ZNAK, Dr. Stanislaw Stomma, spricht kommenden Montag, den 1. April, in Wien zum Thema „Polen und das II. Vatikanische Konzil“. Der Vortrag findet um 19.30 Uhr im Beethoven-Saal des Palais Palffy, Wien I, Josefsplatz 6, statt.

Mit den nationalen und internationalen Aufgaben katholischer junger Arbeiter setzten sich eine gesamtösterreichische Arbeitstagung und der Zentral-führungskreis der Katholischen Arbeiterjugend auseinander, die am 22. März im Katholischen Jugendhaus in Neuwaldegg in Wien zu Ende gingen. Im Mittelpunkt der Beratungen standen die Ausrichtung der KAJ auf das bevorstehende polytechnische Jahr, die apostolische Anpassung an die Neuorganisation des Bundesheeres, die Fortführung einer Untersuchung über die Einstellung des Arbeiters zu Beruf und Arbeit, der weitere Einsatz von Laienmissionären und die Arbeitsplanung für das kommende Jahr, wobei auf religiösem Gebiet der Marianismus mehr in den Vordergrund rücken soll.

Preise in der Gesamthöhe von 18.000 Schilling sind von der Kardinal-Innitzer-Stiftung in diesem Jahr für hervorragende Arbeiten aus allen wissenschaftlichen Disziplinen ausgesetzt worden. Im einzelnen sind 15 Preise von je 12.000 Schilling vorgesehen. Die Arbeiten, die für eine Prämiierung im Rahmen des Kar-dinal-Innitzer-Studentenfonds eingereich t werden, müssen dem Sekretariat des Fonds (Wien I, Rotenturmstraße 2) bis spätestens 15. Juni eingesandt werden.

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