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Notizen

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Der am 4. Juni in Graz abgehaltene t ei-rische Katholikentag ist zu einem außerordentlichen Ereignis geworden, schon durch die Massenbeteiligung an den religiösen Kundgebungen, die auf dem Trabrenn- und nachmittags auf dem Freiheitsplatz ein halbes Hunderttausend Menschen vereinigten. Erstmalig in der Geschichte der österreichischen Katholikentage überhaupt und deshalb von schöner Bedeutung über die Grenzen der Steiermark hinaus war die Teilnahme eines Vertreters der evangelischen Kirche, des Pfarrers Wolfgang Pommer, der auf die vom Zentralkomitee an ihn ergangene Einladung zur Tagung mit seinem Erscheinen und einem Schreiben antwortete, in dem er sagte: .Ich empfinde es als ein bedeutsames Zeichen, daß ein Vertreter der evangelischen Kirche an Ihrem Katholikentag teilnehmen darf. Angesichts der totalen Säkularisation der Welt und der drohenden neuen Katastrophe bezeugen dadurch die Christen, daß sie unbeschadet der Fragen, die sie aneinander zu richten haben, sich gemeinsam berufen erachten, Christus zu bezeugen. In solchem Geist fühlen wir uns verbunden, wenn uns auch unsere Trennung schmerzlich bewußt ist, und wir wissen, daß wir sie nicht überwinden können, daß wir aber gemeinsam zu dem beten, der den Tag heraufführen will, da nur eine Herde und ein Hirte sein wird. %

Die Gesamtleitung der .Katholischen Hochschuljugend Österreichs vereinigte zu Pfingsten die Verantwortlichen aller Diözesen und die Hochschulseelsorger zu ihrer diesjährigen Tagung In Wien. Der Vorsitzende, cand. phil. Winfried Lesowsky, berichtete über die Arbeit des vergangenen Jahres. Elf diözesane und fünf gesamtösterreichische studentische Tagungen wurden im Laufe des Jahres veranstaltet, mehr als 800 Studenten und Akademiker haben daran teilgenommen. Die Tagungen sowie die Arbeit des Jahres hatten zum Inhalt die Vertiefung des religiösen Lebens, die weltanschauliche Auseinandersetzung mit den Ideologien der Zeit sowie die Pflege studentischer Gemeinschaft. — Das sich an die Tagung der Gesamtleitung anschließende Pfingsttreffen vereinigte 300 Vertreter der Hochschulorte Graz, Innbruck, Salzburg und Wien. Uber Geschichte, Aufgaben und Aufbau der Katholischen Hochschuliugend Österreichs referierte der Vorsitzende. Cand. med. Franz Wetzelberger (Grz) sprach über die Situation an den Hochschulen, Dr. Agne Niegl (Wien) über Person und Gemeinschaft, Kons.-Rat Otto Mauer über die Mission des Akademikers.

Die Zahl der u nehelichen Ge bu r t en hn westdeutschen Bundesgebiet ist nach der neuesten Statistik seit 1946 ständig zurückgegangen. Damals wurden 16,4 Prozent aller Säuglinge unehelich geboren, also jede sechste Kind, im Jahre 1949 jedoch nur mehr 9,2 Prozent. Aus alten Statistiken geht hervor, daß in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts fast gleichbleibend zwischen 9 und 12 Prozent aller Kinder in Deutschland unehelich geboren wurden. Dieser Prozentsatz stieg auch nach dem ersten Weltkrieg bis in die Mitte der zwanziger Jahre leicht an.

.Christ unterwegs“, die Münchner Monatsschrift, bringt in ihrem Maiheft unter „Dokumente für das Weltgericht“ eine Be-redmung, wie viele Priester in Schlesien in der Zeit 194 5/4 6 den Tod fanden und vermerkt: „Neun Priester fänden den Tod, als sie sich schützend vor Frauen und Mädchen teilten oder ihnen zu Hilfe zu kommen suchten, die in ihrer Angst in die Kirche oder auf den Pfarrhof geflüchtet wären und gehofft hatten, dort vor dem Zugriff betrunkener Rotarmisten sicher zu sein. Daß die Priester durch all ihr Mahnen, Bitten und Drohen nur selten Schutz gewähren korinten, lag nicht an ihnen. Um der Gerechtigkeit willen muß auch gesagt werden, daß es nicht an einfachen Sowjetsoldaten fehlte, die sich dem Worte eines Priesters beugten und daß Offiziere Frauen Schutz gewährten.“ •

Auf die scharfen Angriffe, welche die ungarische Presse wegen der Erklärung der ungarischen Bischöfe, durch den mehr als einmal bekundeten Friedenswillen der Kirche erübrige sich die Unterschrift jedes einzelnen Katholiken, gegen den katholischen Klerus entfäl, teten, folgen die Taten: mehrere Priester, hauptsächlich Dorfpfarrer, wurden in den letzten Wochen von der politischen Polizei verhaftet, da sie — wie es heißt — nicht nur di

Friedensunterschrift erweigern, sondern als „Atomagenten“ s'n Schule wie in Kirche .gegen den Frieden und die Volksdemokratie gehetzt und offen eine amerikanische Invasion herbeigewünscht haben“. Die Ausweisung von den Krieg anbetenden“ katholischen Religionslehrern aus den Schulen geht ebenfalls weiter. Dazu berichtet die Schweizer katholische Nachrichtenagentur „KIPA“, daß seit dem 13. Mal 300 Religionslehrer von ihren Posten entfernt und 100 Geistliche verhaftet worden sein sollen.

Wie aus dem kürzlich erschienenen Jahresbericht 1948/49 zu entnehmen ist, haben an der katholischenUniversitätFrei-burg im Wintersemester 1324 und im Sommersemester 1187 Hörer studiert. Die Zahl der Professoren betrug an der theologischen Fakultät 20, an der juridischen 25, an der philosophischen 33, an der naturwissenschaftlichen — die Einteilung der Fakultäten weicht von der in Österreich üblichen ab — 26 Professoren. Unter den Gelehrten von internationalem Ruf sind die Professoren Wilhelm Schmidt, Friedrich Dessauer und Gonzague de Reynold zu nennen. Noch fehlt der Universität die medizinische Fakultät. Pläne in dieser Richtung sind bereits ausgearbeitet und sollen verwirklicht werden.

Marc San gni er, der greise französische Vorkämpfer für eine christliche Demokratie, ist am 29. Mai im Alter von 77 Jahren in Paris verschieden. Am Abend seines langen Lebens hat er zwar weniger Anteil am öffentlichen Leben genommen, aber für die Bewegung, für die zahllosen treuen Freunde war er der geistige Führer. Schon als junger Student unterbreitete Sangnier den Mitschülern in einer kleinen Broschüre mit dem Titel .La CTypte seine Ideen und gab ihnen später im ,S i 11 o n“ („Furche“) solide Grundlagen. In dem aufgeregten Klima des Dreyfus-Prozesses gelang es ihm, eine große Zahl aus den verschiedensten politischen Sphären kommender Schüler für die Idee der „Ime commune zu begeistern, Arbeiterstudiengruppen ins Leben zu rufen und in mehreren Kongressen die soziale Frage von neuem Gesichtspunkt aus aufzurollen. Ab 1901 unterstützt eine neue Wochenschrift, der .Eveil democratique, die Tätigkeit des .Sillon“. 1905 folgt ihr eine Tageszeitung, „La Democratie“. Die Bewegung wächst, bringt Freunde und Gegner, schließlich die Intervention des Papstes. Sangnier unterwirft sich und seine Demokratie den Forderungen der katholischen Kirche. Er gründet die „Liga der jungen Republik“ als Instrument des Kampfes für die soziale Gerechtigkeit, denn „es kann weder Ordnung noch Frieden geben, wenn eine Klasse von einer anderen unterdrückt wird“. Von der Sinnlosigkeit des Krieges durchdrungen, fordert Sangnier als Abgeordneter von Paris im Jahre 1919 die Versöhnung der Völker. 1926 entwirft er die Grundlagen für die „demokratische Internationale, 1930 ruft er In Frankreich die Jugendherbergsbewegung ins Leben. Bis zum zweiten Weltkrieg kämpft er mit allen Mitteln gegen Rassenwahn und Antisemitismus und schließt sich dann der Widerstandsbewegung an, bis er 1944 von den Deutschen interniert wird. Nach der Befreiung wird er Ehrenpräsident des MRP und Abgeordneter von Paris. — In seinem Erinnerungsbuch „Autrefois“ („Einst“) beschreibt Sangnier den Garten, wo er den Entschluß faßte, „den Baum des demokratischen, und sozialen Christentums zu pflanzen“. Sein zäher, an dem Jugendtraum festhaltender Glaube und sein eiserner Wille haben einen Lohn erhalten, der nur wenigen beschieden ist: sein Baum hat feste Wurzeln geschlagen und beschattet mit seiner Krone alle Länder der Erde.

Die brasilianische Regierung wird allen Staatsangestellten, die im Heiligen Jahr nach Rom pilgern, einen bezahlten Urlaub von 60 Tagen gewähren. Brasilien hat auch als erste Nation die vom Papst zum Anno Santo gewünschte Amnestie durchgeführt.

Aus Kulturellen Vereinigungen

Katholische Akademikerseelsorge: 13. VI., 19.15 Uta!

(XVIII., Gentzgasse 140), Prof. Dr. J. Liener: .KthoU-scher Universalismus'. — 14. VI., 19.30 Uhr (VI., Bama-bitengasse 14, Salvatorsaal), Prof. Otto Mauer: .Da Zeitalter der katholischen Aktion-. — 1. VI, 20 Uhr (V, Ramperstorffer StraBe 65/1): .Okkultismus, Spiritismus und Dämonie“.

Volkstümliche Bibelabende: 14. VI, 19 Uhr (IX, Kolin-gasse 19/1), Dr. H. Lichtenstern: „Die Frobbotschait der Psalmen“.

Österreichische Gesellschalt für Klrchenrecht: lt. VI.

19 Uhr (Katholische Akademie, Schottenhof),' Dr. AI. Hanig: „Das Gesellsehaftsproblem im Codex Juris Canonici“.

Kuli Urgemeinschaft „Der Kreis: 14. VI, 20 Uhr (VIT., MuseumstraBe 5), Dr. Ernst Glaser: .Die Legende vora heimlichen Kaiser“ (Kritische Bemerkungen zu Ernst

Jünger).

Wiener Katholische Akademie: 12. VI, 17 Uhr, Prof.-M. Girardi: .Die Herrengasse, das Landhaus und di Michaeler“. — 18 Uhr: Dr. R. Feuchtmüller: .Barocke Plastik in Niederösterreich“: Dr. H. Vogelsang: .Das .sanfte Geseti' in Stifters .Witiko' “. — 13. VI, 1 Uhr. Abt Dr. H. Peichl O. S. B.: .Das heilige Meßopfer, seine'j Geschichte und Mitfeier nach P. Jungmanns Werk .Mis-V sarum sollemnia' Dr. W. Latzke: .Die Geschichte! Österreichs“. — 19 Uhr, Dr. W. Kornfeld: .Zeitgeschichte,! und Umwelt des Alten Testaments“. — 14. VI, 18 Uhr, F Prior A. Well O. P.: .Metaphysik“; Dr. H. Jancik: .Beethovens Leben und Werke“. — 19 Uhr, DDr. Trompeteur: „Grundlagen einer universalistischen Psychotherapie“. — 15. VI, 17.30 Uhr, Prof. Dr. P. L. Koch S. V. D.: Fundamentaltheologie und Apologetik'. — 18 Uhr, Sondervortrag: Univ.-Prof. Primarius Dr. Richard Ubelhör: .Die Vertrauenskrise in der Medizin und ihre Überwindung“. — 16. VI, 16 Uhr, Univ.-Prof. Dr. K. öttinger: .Die gotische Inneneinrichtung von St. Stephan (3. Führung in der Reihe .Der Wiener Stephansdom. Treffpunkt 15.45 Uhr vor dem Südturm). — 18 Uhr, Dr. R. Hindel: „Arnold Toynbee und die Geschichtsphilosopbia unserer Zeit“ (Reihe .Philosophie der Gegenwart“):. (I, Freyung 6/II. Stiege.)

Neue Ausstellungen

Gesellschaft. der Musikfreunde: .Handschriften und wertvollste Instrumente aus dem 16. bis 19. Jahrhundert“ (10—12).

Nationalbibliothek: .Johann Sebastian Bach und Wien1 (10—18, So 10—16).

Stadt. Bücherei, 5.. Siebenbrunnenfeldgasse 13: .Peripherie Wien (Paul Passinil“ (Mo 9—12, 14.30—19, Di, Do, Fr 14.30—19, Mi geschl, Sa 9—12).

Konzerthaus: „Vierte Ausstellung: Formen und Wege 1650“ (10—17).

Stadt. Bücherei, 6., Stumpergasse 60: „Alexander Rutsch: Schausoielerbildnisse“ (kleine Schau) (Mo 9—12, 14.30—19, Di, Do, Fr 14.30—19, Mi geschl, Sa 9—12).

Kaufhaus Herzmansky: .Afrikaexpedition des österreichischen Großwildjägers Ernst A. Zivilling“ (8—18, Sa 8—14, So geschl.).

Stadt. Bücherei, 10, Hasengas-;e 38: .Josef Stoitzner-Mülinger: Porträtskizzen aus der Ukraine“ (Mo 9—12, 14.30—19, Di, Do, Fr 14.30—19, Mi geschl, Sa 9—12).

Stadt. Bücherei, 12, Egger-Lienz-Gasse 3: .Josef Stoitzner-Millinger: Landschaften aus der Ukraine“ (Mo 9—12, 14.30—19, Di, Do, Fr 14.30—19, Mi geschl., Sa 9—12).

Stadt. Bücherei, 13, Faistauergasse 61: .Oskar Böhm: Aquarell, Zeichnungen.“ IMo 9—12, 14.30—19, Di, Do, Fr 14.30—19, Mi geschl, Sa 9—12).

Stadt. Bücherei, 14, FelberstraBe 42—44: .Wilhelm Kaufmann: Sportbilder“ (Mo 9—12, 14.30—19, Di, Do, Fr 14.30—19. Mi geschl, Sa 9—12).

Stadt. Bücherei, 17, Eiterleinplatz 14: .Robert Aigner: Karikaturen“ (Mo 9—12, 14.30—19, Di, Do, Fr 14.30—19, Mi geschl, Sa 9—12).

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