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WALTER CS0KLICH / AGGI0RNAMENT0 DER KATHOLISCHEN AKTION

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Wie sieht die Welt dien Katholizismus heute? Wie sieht die österreichische Gesellschaft den österreichischen Katholizismus und welche Dienste können die Katholiken dieser heutigen Gesellschaft leisten? Vor solche Fragen sieht sich die Katholische Aktton gestellt, wenn sie nicht nur ihre historischen Verdienste begreifen, sondern ihre Funktion in der Gegenwart neu formulieren will. Das Konzil hat zwar für das organisierte Apostolat der Laien unter der Leitung der Bischöfe, als das sich die Katholische Aktion dieses Landes versteht, keine neuen Prinzipien erstellt, es hat jedoch in erhöhtem Maß die Frage nach der gesellschaftlichen Wirksamkeit eben dieser Prinzipien aufgeworfen.

Der neugewählte Präsident der Katholischen Aktion in der Wiener Erzdiözese, Dr. W alter C so kl ich, sieht in dieser Frage der Effizienz eines der zentralen Probleme für die Zukunft der Katholischen Aktion. 1925 in Wien geboren, war er seit seiner frühen Jugend in katholischen Organisationen engagiert: während seiner Gymnasialzeit (er maturierte am Schottengymnasium) in der Katholischen Jugend, während seines Studiums an der Juridischen Fakultät in Wien und Fribourg schloß er sich der Katholischen Hochschuljugend an, nach Abschluß der Studien trat er dem Katholischen Akademikerverband bei, in dessen Vorstand er mehrere Jahre für die Arbeitsgemeinschaft katholischer Juristen verantwortlich war. Unter seinem Vorsitz arbeiteten die Juristen eine Reihe von Stellungnahmen zu aktuellen Gesetzesvorlagen aus, wobei vor allem die katholische Stellungnahme zur Strafrechtsreform vielfache Beachtung fand. Seit nunmehr sieben Jahren ist der Jurist Csoklich in der Nationalbank beschäftigt, als Vorstand der Rechtsabteilung.

Als Präsident der Katholischen Aktion und Mitglied des neu konstituierten Laienrates sieht Doktor Csoklich es als eines der vordringlichsten Probleme, aus der Selbstgenügsamkeit des „katholischen Milieus“ auszubrechen und angesichts der geistigen Nöte zu überlegen, welche Dienste die Kirche heute an der Gesellschaft zu leisten hat. Ein umfassendes Bildungsprogramm, das einerseits eine Vertiefung der religiösen Bildung, anderseits eine Kenntnis der geistigen Tendenzen von heute zum Ziel haben sollte, müßte die Basis aller apostolischen Tätigkeit in den einzelnen Gliederungen bilden. Dieser geistige Nachholbedarf der KA würde auch eine Reihe struktureller und Koordinationsprobleme auf den Plan bringen — etwa eine stärkere Berücksichtigung der Fomilie sowie die Durchführung gemeinsamer

Aktionen in den Pfarren. Die Katholische Aktion muß dabei vermeiden, eine Sprache zu sprechen, die von der Gesellschaft, in der sie zu wirken hat, nicht verstanden wird. Sie muß in Zusammenarbeit mit dem Klerus auf allen Stufen, im offenen Gespräch mit allen Katholiken eine gemeinsame Grundlage für die christliche Verkündigung finden.

Das Konzil, das so vieles in Fluß gebracht hat, was erstarrt schien, das so viele Dinge wieder ins Blickfeld gerückt hat, die man lange übersehen hatte, wird auch hier Neuorientierungen verlangen. „Wir müssen uns darüber im klaren sein“, sagte Dr. Csoklich anläßlich der Eröffnung des Zentrums des Apostolates, „daß eine Missionierung eines weitgehend entchristlichten Landes — nichts weniger ist uns zur Aufgabe gestellt — auf die Dauer nicht durch punktuelle, unkoordinierte und sich womöglich sogar überschneidende Einzelbemühungen der verschiedensten Gliederungen bewältigt werden kann, sondern nur durch eine von Grund auf überlegte Koordinierung und den gezielten Einsatz aller uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Ein Generalkonzept der Bildung zum Apostolat kann und darf sich nicht auf das Laien-apostolat beschränken, sondern muß auch die Seelsorge miteinbeziehen.“

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