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Kein Monopol

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Bei der Amtseinführung des neuen Präsidiums der Katholischen Aktion Österreichs durch Kardinal König gab ihr Präsident, Hof rat Dr. Walter Brunner, folgende Erklärung ab, die wir mit geringfügigen Kürzungen abdrucken:

Das neue Präsidium der Katholischen Aktion Österreichs ruft alle Mitarbeiter, Gliederungen und Werke zu einträchtiger Zusammenarbeit auf. In dieser Stunde, in der die Kirche vor das schwere Werk ihrer Erneuerung gestellt ist, müssen alle Kräfte über dem Egoismus der eigenen Gruppierung die große gemeinsame Aufgabe sehen: Es geht darum, die Botschaft des Herrn dem Menschen von heute in verständlicher, glaubwürdiger und anziehender Weise anzubieten.

Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit muß das Verhältnis von Laien, Priestern und Bischöfen bestimmen. Nur in einem brüderlichen Miteinander sind die vielfältigen Aufgaben zu bewältigen. . Der Geist der Zusammenarbeit muß auch die Beziehungen der Katholischen Aktion zu den anderen katholischen Vereinigungen prägen. Katholische Aktion will kein Monopol. Sie will echte Kooperation im Hinblick auf konkrete Arbeitsgebiete und Arbeitsziele.

Unsere Sorge gilt auch jenen Menschen, die der Kirche gleichgültig, ja ablehnend gegenüberstehen. Von ihren Mitgliedern und Mitarbeitern erwartet die Katholische Aktion, daß sie das Zeugnis einer Kirche leben, die dienstbereit und

offen den Menschen unserer Zeit entgegenkommt.

Schon darum bekennen wir uns zu jener überparteilichen Haltung, die die Kirche seit 1945 im politischen Bereich eingenommen hat. Die Katholische Aktion fühlt sich aber verpflichtet, die einzelnen Christen zur Erfüllung ihrer gesellschaftlichen und staatsbürgerlichen Pflichten und zum Engagement in den sozialen und politischen Gruppierungen und Institutionen zu ermutigen. Sie bemüht sich, jene Grundsätze zu vermitteln, die uns aus dem Glauben zur Verfügung stehen. Gleichwohl ist die Katholische Aktion nicht berufen, konkrete Anweisungen für das politische Handeln zu geben, wie sie auch selbst weder zu einer politischen Partei noch zum Werkzeug einer solchen werden kann.

Die Fülle dieser Aufgaben wird nur dann wenigstens annähernd zu bewältigen sein, wenn alle Mitarbeiter, Mitglieder und Freunde der Katholischen Aktion darangehen, in offenen Diskussionen, in mutigen Vorstößen und Experimenten Lösungen der Zukunft vorzubereiten.

Dazu rufen wir alte auf. Weder unkritischer ' Illusionismus noch resignierende Schwarzmalerei dürfen unsere Wegweiser sein. An uns allen liegt es vielmehr, entgegen ■der Angst und Hoffnungslosigkeit einiger, das Bild einer hoffnungsvollen Kirche darzubieten. Nur so werden wir die ungeheuren Chancen nützen können, die sich allen Gefährdungen zum Trotz ergebin.

Verselbständigte Seeisoree

Der sich Jahrhunderte hindurch unterdrückt fühlende, holländische Katholizismus ist nach vollzogener Emanzipation und im Zuge des Ökumenismus von einem Extrem ins andere gefallen. Kapselte man sich früher gegenüber dem Protestantischen hermetisch ab, so öffnet man sich nun dem protestantischen Einfluß mit einer die Katholizität in Frage stellenden Übertriebenheit. Das Konzil gab den entscheidenden letzten Anstoß zu dieser Entwicklung, die heute aber die konziliaren Neuerungen bereits weit hinter sich gelassen hat. Evangelische Theologen wie Bultmann bilden zusammen mit der modernen Existenzphilosophie und Teilhard de Chardin das geistige Fundament, auf dem die

progressive holländische Theologie baut. < , •,

Ein konservativ eingestellter Universitätsprofessor für Altes Testament in Nimwegen deutete den Umbruch im holländischen Katholizismus in der Weise, daß er die traditionsgemäße Vernachlässigung der Dogmatik gegenüber den anderen theologischen Disziplinen für den heutigen Wandel verantwortlich machte. Die Seelsorge habe sich in Holland verselbständigt. Was pastoral nicht passe, werde einfach zu-rechtinterpretiert oder überhaupt fallengelassen. Das bewirke, daß Priester scharenweise den Glauben verlieren. „Ich bin überzeugt“, sagte der Professor, „daß wir in Holland heute im Jähr 1517 leben.“

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