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KA - Chinesisch ?
Ich habe mir einmal erlaubt, zu sagen, wir müssen uns vor der leichtfertigen religiösen Phrase hüten. Ich möchte das dahin ergänzen, daß wir uns auch hüten sollen vor einer allzu komplizierten und gekünstelten Organisationssprache. Wir kennen den Ausdruck „parteichinesisch“ und meinen damit jenen Jargon, der nur den Funktionären verständlich ist. Es wäre nicht gut, wenn man uns einmal sagen müßte, daß wir ein „KA-Chinesisch“ sprechen. Die Katholische Aktion sollte in ihrer Sprache so einfach und klar sein wie nur möglich.
Bei jeder großen Organisation, nicht nur bei der KA, besteht die Gefahr, daß ein Teil der Aktivität immer mehr• von innerorganisatorischen Fragen und Problemen in Beschlag genommen wird, die rein innerorganisatorisch sich sozusagen selbständig machen. — Vieles läuft dann im Kreis, und immer weniger dringt es über diesen Kreis hinaus. Das ist eine Gefahr, die, wie gesagt, nicht spezifisch für eine KA ist, aber wir wollen diese Gefahr sehen und ihr, wo immer es geht, begegnen. Wir wollen uns nicht in endlosen Debatten über Statuten verlieren. Wir sollten uns nicht in mühevoller Arbeit um eine möglichst perfekte Definition bemühen; den innerorganisatorischen Perfektionismus wollen wir nicht als Ideal sondern als eine nicht gefahrlose Versuchung erkennen. Wir sind nicht um unserer selbst willen da, sondern immer um der anderen Menschen willen. Was wir im kleinen Kreis austüfteln, ist wertlos, wenn es nicht hinausdringt in die große Masse des Volkes, vor allem des katholischen Volkes, das von uns keinen organisatorischen Perfektionismus erwartet, sondern ein menschliches Angesprochensein.
Das Wort von der Öffnung der Kirche ist heute fast schon zu einem Schlagwort geworden. Wir wissen, daß es ohne diese Öffnung nicht zur Begegnung von Kirche und Welt gekommen wäre. Diese Öffnung der Kirche hat sith im wesentlichen in der Dialogbereitschaft der Kirche manifestiert. Der Dialog ist bereits zum Modewort unserer Zeit geworden. Es gibt einen Dialog der Kirche mit der Welt, mit den nichtkatholischen Christen, den Dialog mit den Nichtgläubigen, und es gibt aber auch einen innerkatholischen Dialog. Alles das ist notwendig und ist gut. Wir müssen aber, so scheint mir, auch hier unterscheiden zwischen einem echten Dialog und einem endlosen und grenzenlosen Gerede. An dem echten Dialog wird niemand Anstoß nehmen. An einem solchen Dialog sollen wir uns alle beteiligen. Nur aus einem echten Dialog ist immer jene innerkatholische öffentliche Meinung erwachsen, die wir so notwendig brauchen. Es wäre sehr schade, wenn sich jemand bewußt vor diesem Dialog verschließen wollte. Auch die Bischöfe, und nicht zuletzt die Bischöfe, werden sich in Zukunft stärker an diesem innerkatholischen Dialog beteiligen. Sie haben ja schließlich eine Verpflichtung, und sie tragen vor Gott die Verantwortung kraft des Lehr- und Hirtenamtes, jene Richtigstellung vorzunehmen und jene Aufklärungen zu geben, die Ziele und Grenzen des Gesprächs sinnvoll erkennen lassen. Nicht um das Abwürgen eines solchen Gespräches geht es — nichts läge den Bischöfen ferner —, sondern um das Abstecken notwendiger Grenzen. Diese Grenzen sind weit genug, um alles legitim Vertretbare darin einen Platz finden zu lassen. Aber es muß doch Grenzen und eine Begrenzung geben. Ich möchte Sie herzlich bitten, meine Worte richtig zu verstehen: Es geht nicht um ein Zurückdrängen, um ein Abschnüren oder eine Wiederherstellung vorkonziliarer Zustände. Ich glaube, Sie kennen mich so weit, um zu wissen, daß ich der letzte bin, der einen solchen Standpunkt vertreten wollte. Wie es aber nicht angeht, an gewissen vorkonziliaren Positionen festzuhalten, so müssen wir uns auch hüten vor der Sucht, alles aufzulösen und alles in Frage zu stellen. Wenn die Bischöfe hier zur Vorsicht mahnen, so erfüllen sie dabei ihre Pflicht und ich bitte Sie um Ihr Verständnis.
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Aus der Rede Kardinal Königs bei der Einweihung des Zentrums des Apostolats der Diözese Wien.
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