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Jugend der Kirche - junge Kirche

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Neben vielen Jubiläen der kommenden Wochen wird auch ein Ereignis stehen, das man auf keinen Tag fixieren kann, aber wesentlich mit der vor 20 Jahren wiedergewonnenen Freiheit in Österreich verbunden ist: das Wiederaufleben der freien Jugendarbeit. Eine freie Gesellschaftsordnung wird immer als ein Kennzeichen eine freie Form der Jugenderziehung im außerschulischen Bereich aufweisen — ein Wettlauf der gesellschaftlichen Großgruppen um ihre Zukunft.

Auch die Kirche in Österreich hat zu jeder Zeit der Erziehung der jungen Menschen ein besonderes Augenmerk gewidmet; die im Reichsbund zusammgeschlossenen Jugendverbände etwa waren ein lebendiges Zeichen der Bemühungen vor 1934. In zahlreichen Organisationen, unter den verschiedensten Leitbildern der Jugenderziehung, mit den mannigfaltigsten Ausgangspunkten hat die Kirche versucht, sich ein Vorfeld zu schaffen. Die Verknüpfung mit politischen Motiven kann hier nicht geleugnet werden, darf man doch heute positiv bemerken, daß die bedeutendsten Männer der Zweiten Republik dort ihre ersten Erfahrungen im Umgang mit Menschen gemacht haben.

Die Zäsur des Naziregimes hat diesen Verbänden ein Ende gemacht; die Mitglieder der von der Gauleitung aufgelösten Verbände bäumten sich mit ihrem Treuebekenntnis zur Kirche im Stephansdom im Herbst 1938 ein letztes Mal gegen den kommenden Terror auf, um dann den Weg aller Österreicher in das Schweigen zu gehen ...

Die wenigen, die geblieben sind, konnten ihre Vereinslokale nicht mehr aufsuchen, sondern scharten sich um die lokalen Stützpunkte der Kirche — die Pfarren — und fanden auf diese Weise den Weg zum Altar, der die eiftäg#Möglichke#>emes< unauffälligen* v- 2tr^mmentre*ffen'<'*rbt und damit auch zur Unterrichtsstätte der neuen Jugendarbeit der Kirche wurde!

Jene, die aus dem Krieg zurückkehrten, gingen daran, in Freiheit das aufzubauen, wovon sie bis jetzt träumten: die Pfarrjugend trat an das Licht der Öffentlichkeit, sich selbst als junge Kirche bezeichnend. Zum Unterschied von den früheren Vereinen wollte sie ein Teil der Kirche sein und in ihrer Struktur das Leben der Kirche mitvollziehen. Ihr Führer war der Pfarrjugendführer, der die gesamte Jugend des Pfarrgebietes sammeln und mit dem Jugendseelsorger an den Altar führen sollte.

Die Fackelzüge und Kundgebungen, die spontanen Aktionen sozialer Natur, die Hilfen bei der Beseitigung der ersten Not der Nachkriegs jähre sind heute noch in lebendiger Erinnerung. Die Bischöfe anerkannten die aus Not gefundene Struktur und schufen 1946 die Katholische Jugend Österreichs, die aus der Katholischen Jugend aller Diözesen bestand. Sie war damit offizielle Jugendorganisation der Kirche, aus der jungen Kirche — eine Bezeichnung, die aus theologischen Gründen abgelehnt wurde — war die Jugend der Kirche geworden.

Bald erkannte man, daß die einheitliche Form der Arbeit den Gegebenheiten nicht entsprach, da dadurch ein Eindringen in alle Bereiche der Jugend nicht möglich wurde.Schon 1947 wurde an der Pfarre Krim in Wien die Christliche Arbeiterjugend (CAJ) nach belgischem Vorbild des jetzigen Kardinals Car-dijK gegründet;' 1948 vollzog man den“ ächritr fzur' Gliederung der KJ in ganz Österreich: sie bestand nun aus Katholischer Arbeiterjugend (KAJ), Katholischer Landjugend (KLJ) und Katholischer Mittelschuljugend, die sich infolge der Schulgesetze 1962 in Katholische Studierende Jugend (KSJ) umbenannte. Für die Kinder bestand damals schon die Katholische Jungschar Österreichs, die später durch die Sternsingeraktion an die Öffentlichkeit trat. &#9632;

Die folgenden Jahre brachten viele Erfolge, die diese Organisationen bald zu den stärksten ihrer Art in Österreich machten: die KJ umfaßte mehr als 120.000, die Jungschar mehr als 100.000 Mitglieder. Viele Aktionen der Jungschar (Lichtstafette aus Lourdes) und der Jugend (Karfreitagsaktion der KAJ, Entwicklungshelfer der KU, Bauordenseinsätze der KSJ) sind der Bevölkerung auch heute bekannt. Die Mitarbeit im österreichischen Bundesjugendring (die KJ gab die Anregung zur Gründung und stellt auch gegenwärtig den Vorsitzenden) trug dazu bei, daß hier gesellschaftspolitische Leistungen erbracht wurden.

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