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Mission in der Stadt

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weihte Exzellenz DDr. Rohracher das in den Jahren 1952 bis 1954 errichtete Caritasheim St. Elisabeth ein, das zunächst als Zentrum der Plüchtlingsbetreuung diente und heute als Mädchenwohnheim für Schülerinnen und Lehrlinge eine wichtige karitative Aufgabe zu erfüllen hat. Dem kranken und behinderten Kind dient das Kinderdorf St. Anton bei Bruck an der Glocknerstraße, das unter der Schirmherrschaft des Salzburger Oberhirten als das bedeutendste Werk der Salzburger Caritas sei dem Jahre 1957 eine großzügige Erneuerung erfährt und sich des besonderen bischöflichen Wohlwollens erfreut.

Der Erwachsenenfürsorge dienen die am Salzburger Hauptbahnhof 1945 neu errichtete Bahnhofsmission sowie die Caritasherberge. Das Piusheim in St. Gilgen wurde von der Diözesancaritas im Jahre 1955 erworben. Nachdem es einige Jahre ausschließlich der Erholungsfürsorge für kränkliche Flüchtlinge gedient hatte, steht es jetzt im Dienst der allgemeinen Erwachsenen- und Kindererholungsfürsorge. Einen bedeutenden Raum in der Caritatsarbeit nimmt die Familienhilfe

ein. Aus bescheidenen Anfängen im Jahre 1956 entstand auch in der Erzdiözese Salzburg die „Gemeinschaft der Familienhelferinnen“. Für die im Stadtgebiet von Salzburg tätigen Familienhelferinnen wurde im Caritasheim ein eigenes Stockwerk als „Heim der Familienhelferinnen“ ausgebaut.

Neben diesen festen Einrichtungen und wiederkehrenden Aktionen rufen die verschiedensten Katastrophen in aller Welt die Caritas immer wieder zur Katastrophenhilfe auf.

Das gleiche gilt von den Sammlungen der Katholischen Aktion und ihrer Gliederungen. Die Aktion _ „Bruder in Not“, der Familienfasttag und die Sternsingeraktion erfahren weitgehende Förderung des Erzbischofs und leisten nach seinem Wunsche wesentliche Beiträge zur Entwicklungshilfe.

Diese Aufzählung kann nur einen Ausschnitt aus dem karitativen Wdrken von Erzbischof DDr. Rohracher bieten. Niemals kann sie seine Liebe von Mensch zu Mensch darsteilen, mit der er jedem Notleidenden und Bedrängten begegnet.

Am Samstag vor dem Laetare-Sonntag läuteten die großen Glocken sämtlicher achtzehn Pfarren der Stadt Salzburg die Stadtmission 1965 ein. Die letzte fand 1954 statt, so daß nach der Vorschrift des can. 1349 des CIC eine Mission in den einzelnen Pfarren fällig war. Wie schon die letzten Missionen, konnte auch die diesjährige nur eine Gebietsmission sein, das heißt olle Pfarren der Stadt hielten gleichzeitig ihre Mission alb. Zum Leiter der Stadtmission wiurde Pater Edmund Schinko OFM., Wien, ernannt. Die Durchführung der Organisation lag in den

Händen des Seelscmgeamtes und des Stadt-dechants, denen ein hauptamtlicher Sekretär beigestellt wurde.

Das Novxran war die Errichtung des Wohn-viertelapostalates, wie überhaupt die Laien intensiver mit den Vorbereitungsarbeiten betraut wurden. So wurde ein Missionsrat er-tellt für die ganze Stadt und in den einzelnen Pfarren die Missionsaaisschüsse. Die Laien, die sich für das Wohnviertelapostolat gemeldet hatten, wunden sowohl pfarrlich in ihre Aufgalben eingeführt wie auch über-

pfarrlich zusammengefaßt von den Missionaren geschult. Zum Abschluß vereinte eine Sendungsfeier gegen Jahresende alle Laienapostel mit dem Erzbischof im Dom, wo ihnen Sendung und Auftrag erteilt wurde. Die kommenden Missionare und die Seelsorger der Stadt trafen sich anfangs Jänner bei den Pal'lottönern auf dem Mönchsberg zu einem „Tag der Begegnung“.

Leider konnten die Arbeiten des „Institutes für kirchliche Sozialforschung“ Wien, nur im Taibellenband vorgelegt werden. Die Auswertung aber des Auftrages, den das Institut

vom Salzburger Erzbischof erhalten: „Bevölkerungsstruktur und religiöse Praxiis in den Pfarren der Stadt Salzburg“ zu erforschen, konnte erst knapp vor Eröffnung der Stadtmission erfüllt werden. Sie bilden aber dann die Grundlage für die Erstellung der Pastoralen Marschroute für die nächsten zehn Jahre, bis Wieder eine Mission „fällig“ ist. Bereichert werden dann diese Forschungsergebnüsse durch die Erfahrungen der Stadtmission selber sein. Als Ersatz gab der Vertreter der IKS einmal vorerst mündlichen

Bericht, und Stadtpfarrer Zeiß, St. Anrirä, zeigte in seinem Referat „Salzburg und die Salzhurger“ das Gesicht der alten Metropole nach ethnischer, wirtschaftlicher und sozialer Schau auf.

Bei der Silvesterpredigt 1964 verkündete Erzbischof Dr. Andreas Rohracher die Stadtmission 1965. Nun setzte auch das öffentliche Gebet und die Werbung ein.

Ein moderner „Prospekt“, durch die Laienapostel in die einzelnen Familien gebracht, wies auf das kommende Ereignis hin. Im Februar erschien dann eine Sondernummer unseres neugestalteten Diözesaniblattes „Rupertusblatt“. Die öffentliche Plakatierung an den Tafeln in der Stadt, in den Obussen und Kinos sollte die Bevölkerung mit der Mission vertraut machen. Es st klar, daß auch Presse und Rundfunk in einer eigenen Konferenz über die Stadtmission Aufklärung erhielten. Sie halben sich auch in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt.

Während dieser Ver„laut“barungen hatte in aller Stille die Mission in den Mittelschulen in Form religiöser Wochen begonnen. Ein Team von 15 erfahrenen Jugendseelsorgern unter Führung von P. Franz Grimeisen SJ., Wien, konnte alle Mittelschulen besuchen. Wie Missionäre, Professoren und Schüler berichten, mit gutem Erfolg.

Kurz vor Beginn der eigentlichen Mission wurde auch in den Pflichtschulen in Katechesen und geeigneten Filmvorführungen an die Schuljugend der Missionsgedanke herangetragen. Da auch das Gebet nicht vergessen wurde, konnte die Mission am Samstag vor dem Laetare-Sonntag anlaufen. Man nennt diese vierzehn Tage der eigentlichen Mission, „Predigtmission“. Damit ist schon angedeutet, daß sich in der Auffassung über die Dauer einer Mission eine Wandlung vollzogen hat Vorbereitung von langer Hand — Predigt-iMtesion —, Nacharbeit, gezielt und vertiefend.

Steht doch die Tatsache der „Volksmission“ in ihrer bisherigen Form selbst zur Debatte. Wie der Verlauf zeigt, sind die Gläubigen willig beim Anhören der Predigten, auch der Sakramentenempfang ist befriedigend. Wie weit aber mit den bisherigen Methoden einer nur „territorialen“ Gehietsmission wirklich Abseitsstehende wieder gewonnen werden können, ist die Frage! Daher wurde auch eine „soziale“ Gebietsmission in der Form der „Betriebsseelsorge“ versucht. Erzieher, Politiker, Beamte wurden gesondert erfaßt, und es sollen auch in einzelnen „größeren“ Betrieben, soweit Salzburg solche aufzuweisen hat, Gottesdienst und Predigt gehalten werden.

Was erwarten sich Bischof, Missionare und

Seelsorger, ja auch unsere Laien von der Misaionierung ihrer Stadt?

Man hütet sich vor einem ungesunden und wirklichkeitsfremden Optimismus. Ebenso aber auch vor lähmendem Pessimismus, der keineswegs gerechtfertigt ist. Freilich gibt es viele Momente, die nicht erfaßt werden können. Wir kennen alle die Mission als ein Wagnis, dessen Ergebnis, weil auf statistisch nicht erreichbarer Ebene liegend, nie eigentlich festgestellt werden kann. Was wir aber neben dem „Üblichen“ erwarten, ist die feste Verankerung des Wohnviertelapostolates in unseren Stadtpfarren, die straffere Zusammenfassung der Gruppen und Gemeinschaften der Katholischen Aktion im Stadtdefcanat und die Verlebendigung (Verjüngung?) unserer einzelnen Pfarrausschüsse!

Wenn die Verantwortlichen nach Beendigung der Stadtmission die Ergebnisse prüfen werden, wird es nicht nur ihre Aufgabe sein, ein ehrliches Urteil über Gelingen oder NichU gelingen abzugeben, sondern aus allem Positiven und Negativen die Bilanz zu ziehen und die pastorale Marschroute für die Zukunft festzulegen. Die Auswertung aller Erfahrungen wird dann erst die Mission zum Erfolg führen. Und da zeichnen sich bereits Aufgaben ab, die selbst auf dem territorialen Gebiet Änderungen fordern, wie Korrektur der Pfarrgrenzen nach dem neuesten Stand der Bevölkerung, Neubauten von Gottes-dienststätten in den so rasch aufsprossenden Stadtrandsiedlungen, vor allem aber „offene Türen“ in den Pfarrhöfen und Heimen, daß der so wichtige „Dialog“ mit jenen weitergeführt werden kann, die in der Predigtmission nicht nur „angerufen“ wurden, sondern sich durch die Verkündigung der göttlichen Wahrheiten „angesprochen“ fühlten und zu Suchenden geworden sind.

Eines darf noch aufgezeigt werden: Unsere Stadtmission steht im Zeichen der erneuerten Liturgie. Es ist eine der stillen Hoffnungen der Seelsorger, daß die lebendige erneuerte Gottesdienstgestaltung weite Kreise ansprechen wird und durch die klarer durchscheinenden Werte der Liturgie, ihre verständlichere Darbietung und ihren Formenreichtum wieder manche, die Kontakt fanden mit dem Glauben, durch sie auch zum lebendigen Glied ihrer Pfarrgemeinde werden.'

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