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Was ist ein Kernteam?

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Als kürzlich ein deutscher Bischol den bekannten Jesuitenpater Johanne L. e p p i c h fragte, welche Spiritualität denn eigentlich die Laienbewegung des Straßemnissionäres habe, gab dieser zur Antwort, daß eigentlich kein eigene „Spiritualität“ gepflegt werde. Man bemühe sich eben, aus dem Geist der Heiligen Schrift etwas für den Herrgott zu tun. Das andere müßte von selbst wachsen. Die Reaktion des hohen kirchlichen Würdenträgers war überraschend: Er war darüber hocherfreut; endlich eine Bewegung, die etwas tut, manche andere Vereinigungen hätten nämlich wohl eine Spiritualität, jedoch an Taten fehle es.

Dies sollte sicherlich keine Geringschätzung für die vielen Gruppen und Organisationen im kirchlichen Raum ausdrücken, wohl aber die Not an Laienkräften, die aktiv im apostolischen Leben stehen und über die notwendige geistige Schulung und religiöse Bildung zur ebenso notwendigen Aktion im privaten Bereich und in der Öffentlichkeit vorstoßen.

Diese kurze Begebenheit beleuchtet augenfällig die Ziele der Bewegung, die aus der Predigttätigkeit Pater Leppichs hervorgegangen ist. Vom Anfang an war der Straßenmissionär, der wie kaum ein anderer neben dem gläubigen Volk auch viele Hunderttausende abseits stehende Christen, Skeptiker und auch Gegner zu seinen Zuhörern zählen durfte, darauf bedacht, daß seine Predigten über die Forderungen der Bergpredigt nicht nur gehört, sondern daß auch persönliche Konsequenzen daraus gezogen würden.

Alle, die sich nach diesen abendlichen Vorträgen auf öffentlichen ‘Plätzen meldeten, verpflichtete er zur täglichen Schriftlesung, wodurch allein schon eine bedeutende Erneuerung der Bibelbewegung eingeleitet wurde. Seine drei Heftchen „Christus mal 365’ gaben auch dem religiös wenig Geschulten eine. Anleitung zu einer modernen und befruchtenden Konfrontation mit der Schrift in die Hand.

In der weiteren Folge wurde das sogenannte „Briefnoviziat" ins Leben gerufen, durch das interessierte Menschen über das Medium des geschriebenen Wortes persönlichen Kontakt pflegen sollten und neben einer systematischen religiösen und sakramentalen Schulung auch ganz konkrete Aufgaben der geistigen und leiblichen Werke der Barmherzigkeit gestellt bekamen.

Diese seit 1945 gepflegte Form konnte aber infolge der großen Ausweitung deT „Aktion Pater Leppich" nicht mehr aufrechterhalten werden, da die allzu unverbindliche Form keinerlei Kontrolle mehr ermöglichte. Die Gründung der „Kernteams“

Im Sommer 1958 ging Pater Leppich daran, eine feste Form für die große Zahl der Interessierten zu schaffen, und gründete die ersten „Kernte am 9 kleine Elitekreise von acht bis zwölf Menschen, in denen sich durch eine gesunde Mischung aus allen Ständen und soziologischen Schichten ein ungefährer Querschnitt der heutigen Bevölkerung ergeben sollte. Dieses Experiment einer Laienbewegung gelang vorzüglich, denn inzwischen hat sich die Anzahl solcher „Kernteams“ in stürmischer Aufwärtsentwicklung verhundertfacht und greift über Deutschland und Österreich auch auf andere deutschsprachige Länder sowie auf Holland, Belgien, Frankreich und Südamerika über.

Diese weltweiten Kontakte ermöglichen auch das Aufgreifen von apostolischen Aufgaben, die über pfarrliche und diözesane Engen hinausgreifen, die dann in bestem Einvernehmen mit den lokalen kirchlichen Stellen in Angriff genommen werden können.

Es ist durchaus keine neue Form, die hier geschaffen wurde. Die straffe Lenkung aber verleiht Schlagkraft und verläßt sich nicht allein auf persönliche Initiative. Pater Leppich läßt monatlich jedem Leiter eines Kern- teams ein klares Programm zusenden, das durchgebetet und durchgearbeitet werden muß und Worüber eine ganz konkrete Berichterstattung zu erfolgen hat.

Bedenkt man, daß die Menschen eines Kernteams zu ihrem monatlichen Treffen mitten aus der Berufsarbeit und dem gehetzten Alltag kommen, so wird man verstehen, daß zuerst die Ausrichtung auf die übernatürlichen Ziele erfolgen muß. So beginnt jeder Kernteam-Abend mit einer etwa zwanzig Minuten dauernden Betrachtung einer Schriftstelle, die so modern gestaltet ist, daß sich jeder wache Christ persönlich angesprochen fühlen muß. Die einzelnen Teams treffen sich ja zumeist in Privatwohnungen, und wer das Glück hatte, verschiedene solcher Abende mitzumachen, weiß um das Erlebnis der Schriftworte: „Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen". Durch diese Betrachtung wird die heterogene Schar von zehn oder zwölf Menschen zu einer wirklichen Gebetsgemeinschaft verbunden. An die Betrachtung schließt sich eine kurze, zehn Minuten währende Schulung an, die aber nicht in starren llnterrichtsformen vor sich geht, sondern in der Art eines katechetischert Quiz’ religiöse, theologische und auch liturgische Fragen berührt. Dieses „Examen“ dient gleichzeitig der Feststellung von Lücken in der religiösen Bildung, die dann privat durch Lektüre oder Erkundigung beseitigt werden sollen. Ist nun aus der Gebetsgemeinschaft an dem Abend auch eine Schu lungsgemeinschaft geworden, so ist das Team „theologisch vorgewärmt“ für die Monatsaufgabe, die nun vorgelegt, gemeinsam durchbesprochen, geplant und deren Detailaufgaben nunmehr verteilt werden, damit jeder entsprechend seinen Fähigkeiten und

Möglichkeiten seinen Teil beitragen kann.

Aus diesen Kernteams werden auch die verschiedenen Bruderdienste für Kranke und Arme, Gefangene und Waisen, Missionen und Leprastationen personell und arbeitsmäßig unterhalten.

Durch diese Kernteams, in denen heute fast ausschließlich die „Aktion Pater Leppich“ lebt, wurde der Massenprediger Leppich zu einem Pionier der Elitearbeit im christlichen Raum, und mancher, der einstmals irgendwo auf einem abendlichen Platz unter der Menge stand und vielleicht nur aus Neugierde und auch Skepsis gekommen war, fand über die Heilige Schrift, die Rundbriefe Pater Leppichs und durch straffe Exerzitien bei einem der priesterlichen Mitarbeiter des Jesuitenpaters, unter denen neben Mitbrüdern Dominikaner, Franziskaner und auch Weltpriester zu finden sind, zu einer echten, modernen apostolischen Elitearbeit im Reich Gottes. Viele fanden wenigstens wieder zu einem tieferen religiösen und sakramentalen Leben, fanden wieder Kontakt mit ihren sich abmühenden Seelsorgern. Mancher allerdings wurde enttäuscht, als er sich bei Pater Leppich meldete, aber keine Aufnahme fand, weil er bereits in fünf anderen Vereinen tätig ist.

Wohl läßt sich die Zahl der Kernteams und ihrer Mitglieder angeben. Immer wird aber jede Statistik versagen. will man das Wirken der Gnade in den unsterblichen Seelen erfassen, auch jenes Wirken des Heiligen Geistes, hervorgerufen durch die Lautsprecherstimme vom Dach eines Lastautos in einer Stadt, die gütig und hart klingen konnte und Herzen zu ritzen verstand.

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