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Unter freiem Himmel

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Nach ihrer Zwangsauflösung im Jahre 1946 konnte die ukrainische griechisch-katholische Kirche nur im Untergrund überleben. Krst 1989/90, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa, tauchten die Gläubigen wieder aus dem Untergrund auf und begannen, ihr religiöses Leben neu zu entfalten. Monsignore Julian Voronovsky wurde 1968 heimlich zum Priester geweiht. Auch seine Bischofsweihe im Jahre 1986 fand im geheimen statt. 1991 wurde er Rektor des wiedereröffneten Priesterseminars in Lem-berg/Lviv. Seit zwei Jahren ist er Bischof der 1993 neugegründeten Diözese Sambir-Drohobych.

„Unsere Eparchie ist noch sehr jung. Als wir vor zwei Jahren hierher kamen, gab es nichts, und niemand hat uns etwas geschenkt“, erzählt Voronovsky. „Jetzt versuchen wir, hier langsam kirchliche Strukturen aufzubauen.“ Zur Zeit verfügen die rund 500.000 Gläubigen der Diözese über 450 Kirchen und Kapellen. Der Staat gab den Katholiken noch einige andere Kirchen zurück, die jedoch von den Orthodoxen besetzt gehalten werden. Die Gemeinden, in denen sich katholische und orthodoxe Gläubige ein Gotteshaus teilen, bleiben die Ausnahme. Etwa 90 griechischkatholische Gemeinden der Diözese sind heute noch ohne Kirche. Dort feiern die Gläubigen die heilige Messe unter freiem Himmel oder gehen ins Nachbardorf zum Gottesdienst. Dreißig Gemeinden, die die Hoffnung'auf die Bückgabe ihrer Kirche bereits aufgegeben haben, bauen zur Zeit neue Kapellen. „Wir wollen nur im äußersten Fall neue Kirchen bauen“, sagt der Bischof. „Wenn in einer Gemeinde bereits eine Kirche da ist, die uns noch nicht zurückgegeben wurde, ist es keine gute Lösung, einfach eine neue zu bauen. Das würde die Teilung zwischen Katholiken und Orthodoxen über Generationen hinweg zementieren.“

Sambir-Drohobych liegt im äußersten Nordwesten der Ukraine und umfaßt ein Gebiet von 7.023 Quadratkilometern. Die Karpaten durchziehen im Westen große Teile der Diözese. In diesen wenig fruchtbaren Bergregionen können die Menschen nur mit Mühe Landwirtschaft betreiben. Ks gibt kaum Industrie und so gut wie keine Infrastruktur. „Im letzten Jahr hat sich die wirtschaftliche Lage noch verschlechtert“, berichtet der Bischof. „Die wenigen Betriebe mußten fast alle schließen. Die Menschen haben keine Arbeit. Nur wenige besitzen einen kleinen Garten, in dem sie das Nötigste zum Überleben anbauen.“ Die Menschen sterben noch nicht vor Hunger, aber viele leben am Rand des Existenzminimums.

Von den 200 Priestern der Diözese lebt kaum einer in einem Pfarrhaus. Die ehemaligen Pfarrhäuser, die vor 50 Jahren konfisziert und niemals zurückgegeben wurden, sind meist aus Holz und heute zum Teil völlig verwahrlost. So leben die meisten Priester in den größeren Städten und müssen zum Sonntagsgottesdienst in ihrer Gemeinde weit fahren. Bischof Voronovsky möchte, daß die Priester in ihren Gemeinden bei ihren Gläubigen leben, damit sie dort auch Katechese erteilen können. In einigen Pfarreien haben die Gläubigen bereits damit begonnen, ein Haus für ihren Priester zu bauen.

Bis vor kurzem verfügte die Diözese Sambir-Drohobych über kein eigenes Seminar, sodaß der Bischof seine Seminaristen nach Lemberg, Polen oder Westeuropa schicken mußte. In diesem Jahr hat Bischof Voronovsky in Drohobych ein kleines Priesterseminar eröffnet. Im ersten Jahr wurden zwölf Seminaristen aufgenommen, unter ihnen zwei aus Weißrußland. In dem kleinen Seminar sollen später bis zu 30 Priesteramtskandidaten studieren können.

Mit Hilfe von Kirche in Not/Ostpriesterhilfe wurde in Drohobych ein Katechetisches Institut errichtet. Zur Zeit studieren hier 50 Katechisten. Bereits während des vierjährigen Studiums werden sie in Schulen und Pfarreien eingesetzt. Die meisten Schulen bieten eine Art Ethikunterricht an. Die Lehrpläne hierfür wurden vom Erziehungsministerium gemeinsam mit der katholischen und der orthodoxen Kirche erarbeitet. Obwohl dieser Ethikunterricht kein Religionsunterricht im eigentlichen Sinne ist, legt Bischof Voronovsky großen Wert darauf, daß er von Priestern erteilt wird. Nur so ist sicherzustellen, daß den Kindern christliche Werte und das Wort Gottes vermittelt werden.

Spenden für Fahrzeuge, den Kirchenbau und Stipendien für die Prieslerausbildung werden dringend benötigt Information: Kirche in Not jOstpriesterhilfe, Hernalser Hauptstraße 55, Tel 1J40S2551 Kto.Nr.: 101469, BLZ 19190.

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