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Das Land und seine Kirchen

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Das Gebiet der Apostolischen Administratur Innsbruek-Feldkirch deckt sich nicht mit dem des Landes Tirol: Im Westen greift das kirchliche Verwaltungsgebiet auf das Nachbarland Vorarlberg über, während die Bezirkshauptmannschaften Kufstein und Kitzbühel im Osten des Landes zum fürsterzbischöflichen Ordinariat Salzburg gehören.

Die Aufwendungen, die das Land Tirol seit 1945 für die Betreuung kirchlicher Denkmäler gemacht hat, kamen naturgemäß beiden Diö-zesananteilen zugute. Für den Vorarlberger Teil der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch ist aber die Vorarlberger Landesregierung zuständig.

Tirol ist ein Land, dessen Bodenschätze nicht allzu bedeutend sind und dessen Landwirtschaft hart um ihre Existenz zu kämpfen hat. Im Herzen des Alpenbogens gelegen, sind von den 12.650 Quadratmeter Bodenfläche rund ein Viertel Oedland, rund ein Drittel Wald und 40 Prozent landwirtschaftlich nutzbare Fläche. Von letzterer sind zwei Drittel Almen, ein Viertel Wiesen und Weiden und nur 9 Prozent, also nicht einmal 4 Prozent der Gesamtfläche, Ackerland. Durch die Abtrennung Südtirols vor

40 Jahren verlor es seinen schönsten und landwirtschaftlich bedeutendsten Teil. Industrie und Gewerbe nahmen insbesondere im letzten Jahrzehnt einen bedeutenden Aufschwung. Im Fremdenverkehr ist Tirol führend in Oesterreich und hat am gesamtösterreichischen Ausländerverkehr einen Anteil von fast 40 Prozent. Mit rund 1 Milliarde Schilling Deviseneinnahmen im Jahr leistet es einen ganz wesentlichen Beitrag zur Abdeckung des Passivums der österreichischen Handelsbilanz. Nicht unerwähnt darf ferner der zielstrebig erfolgte Ausbau seiner Wasserkräfte bleiben.

Seiner uralten religiösen Tradition gemäß hat es in den Jahren seit 1945 für die Instandsetzung von Kirchen, für den Wiederaufbau kriegszerstörter Gotteshäuser und die Errichtung kirchlicher Neubauten 5,300.000 S aufgewendet. Darin sind auch die Beträge enthalten, die im Rahmen der Denkmalpflege für kirchliche Bauwerke gegeben wurden.

Zu diesen Aufwendungen kommen noch die Beträge des Landes Tirol für den Wiederaufbau des Stephansdomes, bis 195 8 in der Höhe von 203.000 S, der sich durch fünf noch fällige Jahresraten von 24.800 S auf 327.000 S erhöhen

Sitz der Apostolischen Administratur in Innsbruck, Wilhelnt-Greil-Straße wird, und für den Wiederaufbau des Salzburger Domes. Hierfür hat das Land Tirol 800.000 S bewilligt und 700.000 S bereits bezahlt. Für die Errichtung des Priesterseminars in Innsbruck und das evangelische Bethaus in Kufstein hat das Land ein Darlehen von 950.000 S gegeben. Damit erhöhen sich die Gesamtausgaben auf 7,153.000 S. Auf Bauten der evangelischen Kirche entfallen davon 265.000 S, auf die landeseigenen Kirchen Mariahilf und die Landhauskapelle in Innsbruck rund 900.000 S.

In den ersten Jahren nach dem Kriege wurde ein Großteil der vom Land gegebenen Denkmalpflegemittel für die Wiederherstellung bombenbeschädigter Kirchen und Klöster verwendet, wobei die Stiftskirche in Wilten, ein frühbarocker Bau mit reichen Stukkaturen, und die Pfarrkirche St. Jakob in Innsbruck mit ihren großartigen Asam-Fresken sowie Servitenkirche und -kloster in Innsbruck an erster Stelle zu nennen sind. Im schwer beschädigten Stifts gebäude von Wilten wurde eine Reihe von kunstgeschichtlich interessanten Räumen instand gesetzt. Außerhalb der Landeshauptstadt, die 17 schwerbeschädigte Kirchen aufwies, haben 42 Kirchen im Lande mehr oder weniger starke Kriegsschäden erlitten. Die meisten davon wurden bei der Behebung der Schäden unterstützt, besonders zu erwähnen sind die Pfarrkirchen in Brixlegg, Schwaz, Matrei am Brenner. Hall und die Spitalkirche in Lienz.

Bedeutende Summen erforderte auch die Rückstellung von klösterlichem Kunstgut, das während des Krieges beschlagnahmt und in allen Teilen des Landes geborgen worden war. Stift und Stiftskirche in Stams und die schöne Anlage des Servitenklosters in Volders bedurften und bedürfen noch jahrelanger Hilfe, um die Folgen des Krieges zu beseitigen.

Ein Prunkstück des Landes ist die Wallfahrts-and Pfarrkirche „Unserer Lieben Frau unter den vier Säulen“ in Wilten, die man zu den Spitzenstücken des süddeutschen Rokoko zählen kann.

Nicht nur kunstgeschichtlich erfolgreich, sondern auch für den Gottesdienst erbaulich und bereichernd war die Freilegung und Restaurierung gotischer Fresken in Nauders, Hatting und in der Filialkirche Kleinsöll, in St. Corbinian in Thal und St. Adolari. Neben den Pfarrkirchen, die teilweise auch auf dem Lande beachtliche Größe und bedeutenden künstlerischen Wert besitzen (wie Ebbs, Söll, Reith bei Brixlegg, Inzing, Matrei am Brenner), gibt es eine Unzahl kleiner Kirchen und Kapellen, die für entlegene und oft schwer zugängliche Siedlungen den religiösen Mittelpunkt bilden. Auch ihnen ' wurde Augenmerk und Hilfe geliehen.

Das Land Tirol ist daher mit Recht stolz auf seine Leistungen, die zahlreiche kirchliche Bauten vor dem Untergang bewahrt und vielen neuen Glanz gegeben haben. Diese Leistungen bedeuteten jedoch nichts, stünde hinter ihnen nicht die Liebe und Anhänglichkeit des ganzen Tiroler Volkes, das nicht nur die steinernen Zeugen seiner Frömmigkeit hochhält, sondern auch in Dankbarkeit und Treue der katholischen Kirche verbunden bleibt.

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