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Österreich verkünden!

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Zu beiden Seiten der III erhebt sich inmitten der Altstadt das 1856 von den Patres der Gesellschaft Jesu gegründete und der Mutter Gottes geweihte, weit über die Grenzen Oesterreichs und Europas hinaus bekannte und weltberühmte Kolleg Stella Matutina in Feldkirch, Vorarlberg. Es begeht in diesem Jahre die festliche Feier seines hundertjährigen Bestandes. Aus diesem Anlaß findet am 1. Juli 1956 ein großer Alt-Feldkircher Tag statt, zu welchem das Kolleg alle ehemaligen Studierenden der Stella Matutina nach Feldkirch eingeladen hat. Viele Klassen ehemaliger Zöglinge werden aus diesem Anlaß auch eigene Klassenfeiern und Zusammenkünfte durchführen. Mit Recht ist dies Grund zu einer besinnlichen Ueberschau der Geschicke dieses angesehenen und berühmten Gymnasiums Oesterreichs.

Bereits 1649 hatten die Jesuiten in Feldkirch das erste Gymnasium Vorarlbergs errichtet. Es ist dies kein Zufall, galt doch im 15. und 16. Jahrhundert die alte Montfortstadt als ein Zentrum geistiger Bildung und wissenschaftlichen Strebens. In Feldkirch selbst bestand — wie auch in anderen Städten — eine städtische Lateinschule, die sich urkundlich bis zum Jahre 1416 zurückverfolgen läßt. Diese lateinischen Stadtschulen hatte im Hochmittelalter das aufsteigende Bürgertum für die Ausbildung seiner Söhne errichten lassen. Sie hatten den Zweck, ihren Zöglingen die ersten Lateinkenntnisse beizubringen und auf das Gymnasium vorzubereiten. Die Feldkircher lateinische Stadtschule bestand noch eine Zeitlang neben dem Jesuitengymnasium und ist von diesem genau zu trennen. Die letzte Nachricht über sie findet sich 1783. Es entsprang dem natürlichen Bedürfnis der Feldkircher Bürgerschaft, in der eigenen Stadt eine entsprechende Lehranstalt zu haben, um die Söhne nicht schon in allzufrüher Jugend in die Fremde schicken zu müssen, damit sie sich nach Absolvierung der Lateinschule für den Besuch der Universität vorbereiten konnten. Der Fürstbischof von Chur war es nun, der die Berufung der Jesuiten eifrig betrieb, zumal ja die Leitung eines Gymnasiums, entsprechend den damaligen Verhältnissen, nur einem Orden übertragen werden konnte. Freilich waren für Feldkirch auch die Benediktiner von Weingarten in Betracht gekommen, die in der Stadt selbst eine Niederlassung hatten, während die Gesellschaft Jesu irn\ nächstes Ordenshaus in Lindau besaß. Doch gelang es 1648 den Jesuiten, nach Feldkirch zu kommen und ein Jahr später ein städtisches Gymnasium zu gründen, das sich bis zur Aufhebung des Ordens 1773 durch Papst Clemens XIV. erhaltet hatte. Nunmehr wurde es in ein .landesfürstliches Gymnasium umgewandelt. Ab 1856 wurde es k. k. Staatsgymnasium. Daraus ist das heutige Bundesgymnasium hervorgegangen.

Als 1814 durch Papst Pius VII. der 1773 aufgehobene Jesuitenorden wiederhergestellt worden war und sich nach der 1847 erfolgten Ausweisung der Jesuiten aus der Schweiz nach neuen Möglichkeiten zur Errichtung von Schulen und Ordenshäusern umsah, lag der Gedanke nahe, eine Anstalt in Feldkirch zu gründen.

IS56 erfolgte nun die zweite Jesuitengründung, die Gründung des Kollegs Stella Matutina, für dessen Gymnasium 1898 auch das Oeffentlich-keitsrecht erlangt wurde. In der f olgezeit wurde dem österreichischen Gymnasium noch ein neunklassiges deutsches angegliedert, das bis 1933 bestand und dann nach St. Blasien im Schwarzwald verlegt wurde (Stella Maris).

Es zeigt von dem Weitblick der Jünger des heiligen Ignatius, daß sich beide Anstalten — das heutige Bundesgymnasium und das Gymnasium Stella Matutina — ohne gegenseitige Konkurrenz, nebeneinander in einer Stadt von gegenwärtig knapp 20.000 Einwohnern, entwickeln und behaupten konnten. Freilich hat das Jahr 1938, das die Selbständigkeit des österreichischen Staates aufhob, auch dem Kolleg vorübergehend ein Ende bereitet. In seinen Gebäuden wurde eine neu gegründete Reichsfinanzschule eingerichtet. Mit der Wiederaufrichtung Oesterreichs 1945 kam auch der Tag der Auferstehung des Kollegs. Doch standen die Gebäude nicht gleich seinen ursprünglichen Zwecken zur Verfügung, da mit dem Zusammenbruch der deutschen Macht am Ende des Krieges nunmehr die französische Besatzungsmacht als neuer Herr im Lande von dem Beutegut vorübergehenden Qt-biauch machte. Langsam und nach eifrigen Bemühungen wurden die rechtmäßigen Besitzer in ihre Rechte wiedereingesetzt. Aber der Krieg und die Besetzungen hatten furchtbare Narben geschlagen. Mit Fleiß, Eifer und vielen Mühen gelang es, die Wunden der Kriegs- und Nachkriegszeit allmählich zu heilen und die Verhältnisse so zu normalisieren, daß ein geordneter Unterrichtsbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Dennoch bleibt noch viel zu tun übrig, und die großen materiellen Sorgen machen sich auch hier wie überall in einem von Krieg und Zerstörung gezeichneten Land hemmend bemerkbar. Zunächst mußten die teilweise zerstörten Gebäude renoviert und buchstäblich neu eingerichtet werden. Die wertvollen, umfangreichen Sammlungen und die tausende Bände umfassende wissenschaftliche Bibliothek mußten vor weiterer Zerstörung geschützt und ihren Diensten wieder zugeführt werden. Auch hier hatten Krieg und Besetzung nie wiedergutzumachende Lücken gerissen.

Eine unvorstellbare Aufbauarbeit ist in den zehn Jahren seit Kriegsende geleistet worden, die es ermöglichte, daß die einstige Höhe des Kollegs in relativ kurzer Zeit wiedererlangt werden konnte. So blicken Lehrer, Erzieher und Schüler aus Gegenwart und Vergangenheit am Eingang in das zweite Jahrhundert des Bestandes zuversichtlich in die Zukunft für die altehrwürdige Alma mater Stella Matutina.

Gleich wie in den vergangenen Tagen des einmal größeren österreichischen Vaterlandes ist die Stella Matutina neben der Vermittlung einer soliden weltanschaulichen Grundlage, die, vom humanistischen Weltbild der Antike und von den Erkenntnissen d.er christlich-abendländischen Philosophie und Theologie getragen, aus kleinbürgerlicher Enge zu weltmännischer Offenheit und Gewandtheit herausführt, und neben ihrer erzieherischen Aufgaben trotz ihres übernationalen Charakters, der jedoch nie im Gegensatz zum nationalen Denken und Empfinden des Einzelnen steht, berufen, auch Künder und Vermittler echt österreichischen Geistes zu sein. Freilich, nicht mehr im politischen Sinne, wie in den ruhmreichen Perioden altösterreichischer Geschichte, da Staatskanzler Fürst Metternich auf dem Wiener Kongreß Europa und der Welt einen Weg des Friedens und der Befreiung wies, als vielmehr im geistigen und künstlerischen Sinne. Und dies allein schon hat auch Oesterreich Grund genug, der Stella Matutina an ihren Festtagen zu danken, was Franz Grillparzer treffend und vornehm in die Worte kleidete: „Oesterreich verkünden ist Dienst an der Menschheit!“

Aus kulturellen Vereinigungen

Wiener Volksbildung. 28. VI.: Margareten: Zeugnisberatung des Landesjugendreferates für Wien. Kostenlos und ohne Namensnennung. 16 bis 19 Uhr. — Urlaub in Wien. Führung Monsignore Penall durch den Stephansdom mit Dachrundgang (Taschenlampen mitnehmen!). Zusammenkunft Riesentor, 18.30 Uhr. — Volksbildung im Park. Gartenarchitekt Berger führt durch Schweizer und Arsenalgarten. Treffpunkt. Obelisk im Schweizergarten, 17.30 Uhr. — Favoriten. Univ.-Prof.. Moritsch: Ist eine

Operation bei alternden Menschen gefährlich? 19 Uhr. _

29. VI.: Urlaub in Wien. Führung Prof. Ellenberger durch das unterirdische Museum am Hohen Markt und die Ruprechtskirche. Zusammenkunft Vermählungsdenkmal Hoher Markt, 18 Uhr. — Volksbildung im Park. Gartenarchitekt Berger führt durch Pötzleinsdorfer Naturpark.

Treffpunkt Endstation der Linie 41, 17.30 Uhr _

Volksheim Per-Albin-Hansson-Siedlung. Ernst Zwilling spricht über seine Afrikaexpedition 1954/55. Mit Farbbildern. 19 Uhr. — 30. VI.: Urania. Bei klarem Himmel Sonnenbeobachtung von 15 bis 17 Uhr. — Margareten Besichtigung der Lehar-Gedenkstätten. Zusammenkunft vor dem Lehar-Schlössel, Wien XIX Hackhofergasse 18 15 Uhr. — Hermann Mucke: ..Sterne und Sternbilder “ Zusammenkunft Endstation Linie 48, Dörnbach, 20 Uhr.

— Urlaub in Wien, Frau Lilly Wildgans' erzählt von Anton Wildgans. Zusammenkunft Endstation •inie 360. Mörtling, 15.30 Uhr. — Zehn .Innre Volkshochschule Wien-West (1946—1956). Festliche Veranstaltung im Sprin.er-Schlößl (Wien XII, Tivoligasse 73), 15 Uhr.

— 1. VII.: Urania. Ganztägige Führung Franz Zellhausen: Kierling-Tal, Lourdes-Grotte und St. Andrä-Wördern. Treffpunkt Autobushaltestelle Kierling 10 Uhr.

— Bei Schönwetter Handpuppen-Kaspalspiele ' auf der Uraniainsel am Gänsehäufel. Spielleitung: Lehrer Hans Kraus-. 15 Uhr. — Flakturm EsterhAypark. Hermann Hucke: ..Himmelsbeobachtungen bei Tag.“ :o Uhr — Urlaub in Wien. Besichtigung des Pa iments. Zusammenkunft Parlamentsrampe, 10 Uhr. — Besichtigung der '.ehar-Rchanräume. Vortragende: General a. D Anton Lehar und Prof. rr. Ellenberger. Zusammenkunft Haltestelle Nußdorfer Platz der Linie 36 15.30 Uhr

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