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Ernstgenommene Ortskirche
Sie habe „die Gänsehaut gekriegt”, erzählte eine Teilnehmerin der Bischofsweihe am Sonntag in Eisenstadt einem ORF-Journalisten - ergriffen ob so viel „hoher Geistlichkeit”. 28 Bischöfe begleiteten den neuen Ordinarius Paul Iby in den St. Martinsdom, wo ihm Altbischof Stefan Läszlö, der Erzbischof von Sarajewo, Vinko Puljic, und Wiens Weihbischof Helmut Krätzl die Bischofsweihe erteilten.
Sie habe „die Gänsehaut gekriegt”, erzählte eine Teilnehmerin der Bischofsweihe am Sonntag in Eisenstadt einem ORF-Journalisten - ergriffen ob so viel „hoher Geistlichkeit”. 28 Bischöfe begleiteten den neuen Ordinarius Paul Iby in den St. Martinsdom, wo ihm Altbischof Stefan Läszlö, der Erzbischof von Sarajewo, Vinko Puljic, und Wiens Weihbischof Helmut Krätzl die Bischofsweihe erteilten.
Die Dankesworte Ibys an Stefan Läszlö, in Rom dafür gesorgt zu haben, daß ein Priester aus der Ortskirche zu Läszlös Nachfolger bestellt wurde, ließen aufhorchen. Sie wurden stellvertretend für die Meinung derburgenländischen Katholiken ausgesprochen, die sich in dem 58jähri-gen Raidinger (Geburtsort von Franz Liszt) - er feierte am Vortag seiner Weihe den Geburtstag - verstanden und repräsentiert sehen. Im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils und der von Papst Paul VI. zwischen der zweiten und dritten Sitzungsperiode des Il.Vatikanums veröffentlichten Enzyklia „Ecclesiam suam” wurden mit Ibys Ernennung die Ortskirche und die Anliegen des „Volkes Gottes” als „Vollkirche” ernstgenommen; die sonst bei Bischofsernennungen immer geforderte „demokratische Mitbestimmung” derGläubigen brauche man gar nicht, wenn sich Rom nur an die eigenen Dokumente hält, wie ein theologisch gebildeter Beobachter gegenüber der FURCHE bemerkte.
Zufriedenheit beherrschte denn auch das pannonische Fest in Eisenstadt, bei dem mit Bischöfen aus Partnerdiözesen in Indien und Afrika auch die sogenannte Weltkirche vertreten war. Zustimmung und Freude über seine Ernennung erfuhr Paul Iby auch in Hunderten Zuschriften. Eine Ausnahme bildeten zwei Briefe von Damen aus Wien, die es nicht goutiert hatten, daß Iby - Vorkommnisse bei Bischofsweihen und Amtseinführungen der jüngsten Vergangenheit im Blick - sich als „Mann aus dem Volk” bezeichnet hatte, der sicherlich keine Polizeihilfe brauchen werde, um zur
Weihe in den Dom zu gelangen. Wie aus dem Eisenstädter Ordinariat zu erfahren war, hatte Bischof Läszlö Iby an zweiter Stelle seiner Dreierwunschliste gereiht. An erster Stelle stand der aus dem Burgenland stammende Wiener Franziskanerprovin-zial P. Anton Bruck, an dritter der Regens des burgenländischen Priesterseminars Martin Sack.
Am Sonntag ging im Burgenland eine Ära zu Ende: die Ära des Baumeisters der Diözese Eisenstadt. Stefan Läszlö - Sohn einer kroatischen Mutter und eines ungarischen Vaters
- hat die Kirche des einwohnermäßig kleinsten österreichischen Bundeslandes mit seiner Umgänglichkeit, seinem Vermögen, die Menschen anzusprechen, geprägt. Sinnenfälliger Ausdruck für die Aufbauphase der Diözese Eisenstadt sind die unzähligen Kirchenneubauten sowie die sozialen, kulturellen und schulischen Einrichtungen der jungen österreichischen Diözese. Von Bischof Paul Iby
- sein Motto lautet „Omnia in carita-te” - wird eine pastorale Vertiefung des im besten Sinn traditionellen Christentums der Burgenländer erwartet.
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