Keine Feierlaune in Eisenstadt

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Die Diözese Eisenstadt feiert am 11. November ihr 50-jähriges Bestehen. Die Stimmung innerhalb der katholischen Kirche im Burgenland ist schlecht.

Am 11. November ist es soweit: Die Diözese Eisenstadt, am 15. August 1960 gegründet, feiert ihren 50. Geburtstag und den Abschluss des Jubiläumsjahres. Doch die Feierlaune wurde vielen Katholiken im Burgenland ordentlich vermiest. Zu sehr prägten und prägen die Konflikte der vergangenen Wochen innerhalb der Ortskirche die Vorfreude auf den Festgottesdienst im Eisenstädter Dom und die Festakademie im Anschluss.

Vorzeitige Abberufung

Alles begann damit, dass der ehemalige Bischof von Eisenstadt, Paul Iby, bereits im Sommer seinen Stuhl räumen musste, um für seinen Nachfolger, Ägidius Zsifkovics, Platz zu machen, der Ende September geweiht wurde. An und für sich ein kirchenrechtlich gedeckter und normaler Vorgang: Iby, der heuer 75 Jahre alt wurde, musste laut Kirchenrecht seinen Rücktritt beim Papst einreichen. Dass Benedikt XVI. die Demission Ibys aber bereits im Sommer annahm, hat einen üblen Nachgeschmack für viele Menschen in der Diözese, bat doch Iby darum, bis zum Abschluss des Jubiläumsjahres im November an der Spitze der Kirche im Burgenland bleiben zu dürfen. Dieser Wunsch wurde ihm verwehrt - damit wolle die Kirchenleitung in Rom Iby für seine kritischen Äußerungen zu Themen wie Zölibat und wiederverheiratete Geschiedene bestrafen, vermuten Mitarbeiter der Diözese.

Dazu kommt, das viele Katholiken mit der Amtsführung des neuen Bischofs nicht einverstanden sind. Seit er an der Macht ist, habe sich das Klima in der Diözese merklich verändert, hört man aus dem Umfeld Zsifkovics'. Auf Titel wie Hochwürden und Exzellenz werde wieder Wert gelegt, erfahrene Mitarbeiter, darunter der Regens des Priesterseminars, Johannes Pratl oder Caritas-Direktor Markus Glatz-Schmallegger, wurden von einem Tag auf den anderen ihres Postens enthoben. Den größten Ärger löste jedoch die Absage des Diözesantages aus, der am 23. Oktober hätte veranstaltet werden sollen.

Konkret ging es darum, anlässlich des Jubiläumsjahres, die pastoralen Schwerpunkte der kommenden Jahre zu bestimmen. In mühevoller Kleinarbeit haben sich in den vergangenen zwei Jahren Laien und Kleriker, Ehren- und Hauptamtliche, Pfarrgemeinderäte und Vertreter von Laienorganisationen sowie von kirchlichen Beratungsgremien mehrfach getroffen und zusammengesetzt, um sich gemeinsam über die Zukunft der Diözese den Kopf zu zerbrechen. Herausgekommen sind zwölf pastorale Schwerpunkte. Dementsprechend groß ist die Wut und die Enttäuschung bei vielen, als der Diözesantag, also der Höhepunkt und das Ziel dieser Überlegungen und damit die gemeinsame Beratung und der Dialog vom neuen Bischof einfach abgesagt wurde.

Dialog und Begegnung fehlen

"Den Diözesantag hat er abgesagt, am 11. November will er aber die pastoralen Schwerpunkte präsentieren, über die am 23. Oktober hätte beraten werden sollen", ärgert sich der Pinkafelder Ratsvikar Eduard Posch. "Bei Amtsantritt erklärt er, er könne sich nicht so schnell ins Thema einarbeiten, weswegen er den Diözesantag absagen muss und jetzt, keine drei Wochen nach dem geplanten Arbeitstreffen fand er doch Zeit, sich entsprechend vorzubereiten und die pastoralen Schwerpunkte der Diözese aufzuzeigen?" Dazu komme, dass die Einladung zur Festakademie und zur Präsentation an Gremien gerichtet sei, die Zsifkovics bereits nach seinem Antritt aufgelöst habe, so Posch. "Der Bischof redet lieber von einer Kanzel oder einem Rednerpult zu Menschen, als mit Menschen. Dialog und Begegnung fehlen."

Die Menschen seien enttäuscht über die Absage des Diözesantages, glaubt Herta Wagentristl, Präsidentin der Katholischen Aktion im Burgenland. Dass die pastoralen Schwerpunkte der Diözese bei der Festakademie am 11. November präsentiert werden, sieht sie als "Versuch des Bischofs, einzulenken". Er habe die Enttäuschung des Kirchenvolks und seiner Mitarbeiter registriert. Ob jetzt der Dialog im Burgenland über die Zukunft der Kirche, wie ihn Iby begonnen hatte, fortgesetzt wird, weiß Wagentristl nicht: "Eine Aussage darüber wäre reine Spekulation. Ich hoffe aber schon auf den Dialog."

Die Präsentation der pastoralen Schwerpunkte am 11. November sei vom Bischof schon vor Wochen so geplant gewesen, heißt es aus der Diözese. Auch der Dialog sei keineswegs abgebrochen, sondern finde permanent statt. Der Bischof stehe in ständigen Kontakt mit den Menschen in seiner Diözese, so das bischöfliche Medienbüro.

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