Mutig, sehr offen, hoffnungsvoll

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Den jüngsten Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe empfindet Margit Hauft, Präsidentin der Katholischen Aktion in Linz, als Rückendeckung für die Diözese.

Margit Hauft ist Präsidentin der Katholischen Aktion in der Diözese Linz. Die Vertreterin der selbstbewussten Laienorganisation im Gespräch über die Vorgänge vor und nach Ernennung und Rücktritt von Gerhard M. Wagner als Weihbischof.

Die Furche: Wie schätzen Sie den Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe zur Kirchenlage ein?

Margit Hauft: Es ist einmal erfreulich, dass sich die Bischöfe gleich zusammengesetzt haben: Sie haben wahrgenommen, dass ihre Hirtensorge gefragt ist. Zum zweiten ist dieser Hirtenbrief sehr mutig, sehr offen und hoffnungsvoll. Es wird gesagt, dass es eine schwierige Sache ist und es werden Fehler eingestanden. Für mich ist es ganz normal, dass Fehler gemacht werden: Nur wo nichts gemacht wird, passieren keine Fehler. Es ist auch hingewiesen worden auf das Gespür, das man von der Zentrale der Weltkirche her zeigen sollte, wenn es um Bischofsbesetzungen geht. Also für mich summa summarum eine ganz erfreuliche Sache. Ich hatte in den letzten Wochen Kontakt mit hunderten Menschen, die gemeint haben: „Hoffentlich sagen unsere Bischöfe bald etwas.“ Es war schon erlösend, als sich Erzbischof Kothgasser von Salzburg zu Wort gemeldet hat oder auch der Eisenstädter Bischof Iby.

Die Furche: In den Tagen nach der Ernennung von Gerhard Wagner zum Weihbischof haben Kardinal Schönborn, der Linzer Bischof Ludwig Schwarz oder Bischof Kapellari von Graz noch in die Richtung argumentiert: Ihr müsst das jetzt annehmen. Warum kam es zu dieser kollektiven Richtungsänderung der Bischöfe?

Hauft: Ganz wichtig war, dass das gelandet ist, was sich in der Diözese Linz und darüber hinaus in ganz Österreich tut, dass die Menschen sich große Sorgen machen. Und dass die Menschen, die sich zu Wort melden, nicht von der Peripherie der Kirche sind, sondern engagierte Männer und Frauen, keine Revoluzzer. Ganz wichtig war, dass sich die Dechanten geäußert haben, Priester, die an der Basis arbeiten. Wenn die Diözese so überfahren wird, ist den Bischöfen stark zu Bewusstsein gekommen: Es ist jetzt wichtig, zu handeln, zu reden, und hinter der Diözese und den Menschen dort zu stehen.

Die Furche: Was ist in der Diözese Linz passiert, dass diese Bischofsernennung möglich war?

Hauft: Wir wissen um Menschen, die permanent Bischof Aichern in Rom vernadert haben – so hat es Domkapitular Walter Wimmer ausgedrückt. Ein hochrangiges Mitglied des Linzer Priesterkreises hat bei einem offiziellen Pressetermin gesagt: In Linz entwickelt sich vieles fast in Richtung evangelische Landeskirche und Rom kann nur personell reagieren …

Die Furche: Warum findet die „Mitte“ in Rom so wenig Gehör?

Hauft: Ich weiß es nicht. Ich finde es sehr schade, weil gerade der Katholischen Aktion diese breite Mitte der Kirche ganz wichtig ist. Darum finden wir es so schwierig, dass offensichtlich das Gute, das bei uns wächst, weniger gesehen wird, obwohl Bischof Schwarz sagt, er bringt das immer wieder hin, und wir wissen das von Bischof Aichern, dass er immer wieder dafür argumentiert hat: Bitte, seht euch die lebendige Diözese an …

Die Furche: Die Dechanten sagen, sie wollen eine Untersuchung der Vorgänge haben.

Hauft: Ich verstehe die Dechanten. Kardinal Schönborn hat ja gesagt: Es gibt kirchenrechtlich gute Bedingungen, damit Ernennungen gut ablaufen können, mit Sinn für die Diözese, mit Hinhören, was dort wichtig ist. Wenn man feststellt, welche anderen Kanäle da wirksam geworden sind, kann das für ein anderes Mal hilfreich sein. Es ist wichtig, die Dinge ruhig anzuschauen und zu benennen, manche haben ja jetzt schon Namen genannt – wie etwa Professor Zulehner. Ich halte es für wichtig, dass man weiß: Da gibt es Menschen, die andere Wege als das übliche Verfahren gehen …

Die Furche: … Sie meinen da etwa den früheren Bundesratspräsidenten Herbert Schambeck, den Zulehner zuletzt in der TV-Sendung „Im Zentrum“ ins Spiel gebracht hat?

Hauft: Den hat er genannt, ja.

Die Furche: Auf der Internetseite „kath.net“ schreibt ein Johannes M. Schwarz, der als Priester der Diözese Linz aufgeführt ist: „In den nächsten 20 Jahren wird es keinen katholischen Bischof mehr in Österreich geben, die Kirche wird in Spaltung und Schisma untergehen.“ Wie gehen Sie mit solchen Aussagen um?

Hauft: Ich bin noch immer ein Fan vom Dialog für Österreich von 1998, wo ich eine der Hauptmoderatorinnen war. Dort war die gesamte Breite der Kirche bereit, miteinander zu beraten. Und das würde ich mir wünschen. Das braucht allerdings Bereitschaft aller Seiten. Wie kann es gehen, dass wir nicht in Resignation versinken, wie es offensichtlich der genannte Priester auf kath.net macht? Wenn etwas so resignativ für einen Menschen endet, dann ist das ganz schwierig. Ich kann mir auch aus einer ersten Enttäuschung solche Reaktionen vorstellen, aber ich glaube, es kann nur gehen, wenn man manches, was der Dialog für Österreich gebracht hat, noch einmal ausgräbt.

Die Furche: Der Hirtenbrief kritisiert aber auch die Diözese: In Linz gebe es eine unklare Rollenverteilung zwischen Weihepriestertum und allgemeinem Priestertum, und da gäbe es Handlungsbedarf.

Hauft: Ich glaube nicht, dass es diese Unklarheit gibt. Sowohl Bischof Maximilian als auch Bischof Ludwig sind in diesen Dingen sehr klar. Bischof Maximilian, indem er die Möglichkeiten des Kirchenrechts ausgenützt hat; Bischof Ludwig, der sagt, er möchte diese kirchenrechtlichen Möglichkeiten nicht ausnützen – ich sehe das anders. Es ist keine Frage der Klarheit und da ist auch nichts vermischt worden. Vor allem muss man sich die Größenordnung ansehen: Generalvikar Severin Lederhilger hat dazu einmal gesagt: Die Anzahl von Taufen, die von Pastoralassistenten durchgeführt wurden, ist verschwindend.

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