Nur Haider störte

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Noch bevor Alois Schwarz als neuer Bischof präsentiert wurde, spielte Jörg Haider den Störenfried: Ein Vorgeschmack auf künftige Kärntner Verhältnisse?

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Noch bevor Alois Schwarz als neuer Bischof präsentiert wurde, spielte Jörg Haider den Störenfried: Ein Vorgeschmack auf künftige Kärntner Verhältnisse?

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Auch wenn die Bestellung von katholischen Bischöfen nach wie vor mit Intransparenz behaftet ist: Nach der wenig eleganten Regelung der Bischofsnachfolge in Graz bot die Bestellung des Wiener Weihbischofs Alois Schwarz zum neuen Hirten von Kärnten weder Überraschung noch Anlass zum Ärger: Kärntens Katholiken, Vorgänger Egon Kapellari, der im März in die Steiermark berufen worden war, und wohl auch das übrige katholische Österreich konnten aufatmen: Kein konservativer Hardliner kam zum Zug, sondern ein bodenverhafteter Geistlicher, der kaum für Aufregung, dafür aber umso mehr für Ausgleich steht.

Letztere Eigenschaft wird Alois Schwarz im zweisprachigen Kärnten brauchen. Anstatt innerkirchlicher Querschläger erwies sich der oberste Kärntner Politiker, das einfache FP-Mitglied Jörg Haider, als Störer der Harmonie des bischöflichen Amtswechsels: Bei einer Firmung im zweisprachigen Gebiet sei der Gottesdienst fast ausschließlich auf slowenisch abgehalten worden. Haider forderte den neuen Bischof noch vor seiner offiziellen Vorstellung auf, "sich sehr rasch mit den Besonderheiten Kärntens vertraut zu machen, damit nicht alte Zustände wieder einreißen".

Scharf wie noch nie wies Bischof Kapellari - zur Zeit noch für die Diözese Gurk-Klagenfurt zuständig - den Landeshauptmann in die Schranken: Zuletzt hätten kommunistische Machthaber" versucht, auf die Liturgie Einfluss zu nehmen; die Landespolitik täte gut daran, "josephinistische Mahnungen an meinen Nachfolger und an die Kirche überhaupt zu unterlassen". Kapellari verwahrte sich auch gegen die Behauptung, dass der kritisierte Firmgottesdienst in Südkärnten nur auf Slowenisch gehalten worden sei.

Bischof Schwarz enthielt sich bislang einer Stellungnahme zur Kärntner Firm-Causa, fast erwartungsgemäß richtete hingegen der St. Pöltner Hirte Kurt Krenn via "profil" seinem Amtsbruder Kapellari aus, er verstehe nicht, warum dieser die Sache nicht seinem Nachfolger überlassen habe.

Fingerspitzengefühl wird Alois Schwarz in Kärnten somit mehr als gut brauchen können. Der 48-jährige Wiener Weihbischof hat schon in der Vergangenheit diesbezüglich einiges bewiesen: Als bischöflicher Organisator des "Dialogs für Österreich" gelang es ihm, die Interessen der uneinigen Bischofskonferenz und der vielen Engagierten so unter einen Hut zu bringen, dass beim Salzburger Delegiertentag im Oktober 1998 zumindest einen Augenblick lang ein Neuaufbruch in der österreichischen Kirche möglich schien. "Humorvoll, lebenslustig und verschmitzt": Diese Eigenschaften, mit denen sich Schwarz bei seiner Vorstellung in Klagenfurt selbst charakterisierte, waren auch bei seinem Weitertreiben des "Dialogs für Österreich" stets sichtbar.

Nach den Tagen von Salzburg engagierte sich Schwarz - vielleicht auch aus dem Bewusstsein heraus, dass die Bremser unter den Bischöfen gemeinsam mit dem langen Arm Roms den "Dialog" einschlafen lassen würden - nicht mehr intensiv. Er richtete gesamtösterreichisch sein Augenmerk auf die Berufungspastoral (Österreichs Bischöfe haben 2003 zum "Jahr der Berufung" ausgerufen) sowie auf die von ihm geleitete Pastoralkommission Österreichs, wo seelsorgliche Leitlinien konzipiert werden. Schwarz kennt die Probleme der Seelsorge von der Pike auf und wirbt - als ausgebildeter Pastoraltheologe ebenso wie als menschenverbundener Seelsorger im Südvikariat der Erzdiözese Wien, das er seit seiner Bischofsweihe 1997 leitet -, auch in schwieriger Zeit für seine Kirche. Dieser Aufgabe wird sich Alois Schwarz nun in Österreichs südlichster Diözese widmen.

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