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Gefahr einer Polarisierung

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Eine überquellende Mappe mit Leserbriefen, ein Thema: die Ernennung von Kurt Krenn zum neuen Wiener Weihbischof. Eine offene Diskussion mit aufschlußreichen Zwischentönen.

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Eine überquellende Mappe mit Leserbriefen, ein Thema: die Ernennung von Kurt Krenn zum neuen Wiener Weihbischof. Eine offene Diskussion mit aufschlußreichen Zwischentönen.

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Mir reicht’s! Wenn ich mir die letzten Nummern der FURCHE ansehe, frage ich mich, ob es wirklich die Aufgabe der sogenannten katholischen Presse ist, gegen die katholische Kirche aus allen Rohren zu schießen. Haben denn weder die hochgelehrten Professoren noch die Dechanten noch die diversen Laienvereine auch nur die geringste Ahnung vom Kirchenrecht? Was soll das Gekeife gegen eine päpstliche Entscheidung? Wo steht, daß ein Bischof Lokalmatador sein muß? Hatten wir nicht in Wien und eigentlich in allen österreichischen Diözesen schon viele „ausländische“ Bischöfe? War nicht Dr. König Niederösterreicher und ist nicht der Linzer Bischof Dr. Ai- chern Wiener? Warum kann dann ein Oberösterreicher nicht Hilfsbischof in Wien werden? Wenigstens die (noch) „katholische“ Presse sollte ehest mit dem beschämenden Geplärr aufhören.

Peter Henn 1030 Wien, R. v. Alt-Platz 4

Reinheit der Lehre

Die „Erfreuliche Offenheit“ in der FURCHE 14/1987 hat auch mich erfreut. Es soll endlich einmal Schluß gemacht werden mit den Beschuldigungen gegen einen gut katholischen Universitätsprofessor, der zum Weihbischof ernannt wurde und mit ihm und anderen Persönlichkeiten in christlicher Liebe und Brüderlichkeit eine Diskussion über die Richtigkeit des Kurses der österreichischen Kirche begonnen werden… Ich verstehe die ganze Aufregung um die Bestellung von Prof. Dr. Kurt Krenn überhaupt nicht. Da wird ihm vorgeworfen, er sei konservativ. Konservativ heißt: bewahren, er will also für die Reinheit der katholischen Lehre eintreten. Und das stört seine Gegner?

Dipl.-Ing. Josef Gerstbach 1130 Wien, Fournierg. 24

Es ist befremdend, daß viele Mitarbeiter in der Kirche ob der unerwarteten Bischofsernennung „entmutigt“ sind und „resignieren“, anstatt sich zu freuen, daß es es einen solchen Menschen wie Prof. Krenn mit diesen Charismen gibt. Jeder, der ihn kennt, weiß um seine Geistigkeit und schlichte Einfachheit. Es ist diskriminierend, im Zusammenhang mit Prof. Krenn von einem „Zurück hinters Konzil“ zu reden. Da wird das Konzil — wie so oft — falsch verstanden. Die negativen Stimmen bauen nicht auf.

Schlichte Gläubige, die ihr Leben lang für ihren Glauben Zeugnis abgelegt haben, auch in Verfolgungszeiten, erleben sich heute vielfach als Minderheit und sind zu Recht auch manchmal entmutigt, aber sie „emigrieren“ nicht, sondern halten der Kirche die Treue. Sie haben auch nicht „mitentschieden“, als man ziemlich ehrfurchtslos und radikal so viel Liebgewonnenes und Vertrautes in der Kirche beseitigte, die altbekannten Lieder, die ins Gemüt gingen, entfernte und die Gläubigen dafür mit so viel Fremdem berieselte.

Elfriede Pröll . 4161 Ulrichsberg, Schulg. 4

Ein echter Skandal

Die Umstände der Bestellung des neuen Wiener Weihbischofs mögen für viele anstößig sein, die sich erwarten, daß der Ortskirche in so wichtigen Fragen mehr Mitsprache eingeräumt wird. Dafür habe ich volles Verständnis.

Aber die Art, wie man nun im Schoß der Kirche gegen den Priester Stimmung macht, auf den die Wahl des Papstes gefallen ist, wie man ihm auf Vorschuß mißtraut und ihn vor einer hämischen Öffentlichkeit fast als Unperson hinsteilt, ist ein echter Skandal.

Ist die innerkirchliche „Demokratie“ wirklich ein so hoher Wert, daß daneben alle anderen Rücksichten verblassen? Rechtfertigt der Umstand, daß jemand ein „Konservativer“ ist, wirklich schon alle Mittel der Bekämpfung?

Von Bekämpfung muß man hier wohl sprechen und man fragt sich, wie sich das zu Joh. 13,35 fügt: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr’einander liebt.“

Univ.-Prof. Dr. Windfried Platzgummer 1190 Wien, Bauernfeldg. 7

Verzerrtes Bild

Die Ernennung des neuen Wiener Erzbischofs und besonders auch die des neuen Wiener Weihbischofs haben große Verunsicherung und Beunruhigung hervorgerufen. Die Gründe dafür sind dreifach:

1. Die Ernennung von Personen, die nicht aus der Wiener

Ortskirche kommen, lassen den Schluß zu, daß im Vatikan ein großes Mißtrauen gegenüber dem Wiener Klerus herrscht, ohne daß die Gründe dafür im brüderlichen Dialog ausgesprochen worden sind.

2. Die Ernennung von Personen ohne bzw. gegen den Willen eines^ großen Teiles der Ortskirche undv die Reaktion aus allen Teilen dieser Kirche lassen befürchten, daß viele Wiener Gläubige nicht voll hinter den Ernannten stehen. Es besteht die Gefahr einer unheilvollen Polarisierung unter uns Gläubigen, weil diese Bischöfe offensichtlich nicht das vom Vaticanum II geforderte „Prinzip und Fundament der Einheit“ verkörpern.

3. Wenngleich es nach dem geltenden Kirchenrecht klar und unbestritten ist, daß der Papst für die Ernennung von Bischöfen zuständig ist, hat die Art und Weise der beiden letzten Bischof sbestellungen in Österreich vielfach das Empfinden geweckt, daß in diesem, aber auch in ande-

ren kirchlichen Bereichen den Absichten des Zweiten Vatikanischen Konzils zuwidergehandelt werde.

Ich bekomme langsam, aber sicher den Eindruck, daß das Bild von der Wiener Kirche im Vatikan durch einseitige Informationen verzerrt wird.

Ich möchte unseren Kindern eine Kirche weitergeben, die den gelebten Glauben und damit die Liebe Christi verkörpert. Ich fühle mich dafür verantwortlich, daß für meine Kinder die Frohbotschaft Jesu nicht wieder von einer Minderheit zu einer Drohbotschaft gemacht wird.

Dipl.-Ing. Erich Hartl 1190 Wien, Paradiesg. 48

Gesunde Lehre

In den mir bekannten Schriften des neuen Weihbischofs von Wien habe ich keine Häresie gefunden, aufgrund derer man ihn berechtigterweise als Bischof ablehnen müßte, vielmehr steht seine Verkündigung auf der gesunden Lehre der katholischen Kirche. Somit gewinne ich den Eindruck, daß es für manche kirchliche Kreise wohl möglich erscheint, jede beliebige, eigene Meinung zu vertreten, daß aber jemand, der die kirchliche Lehre verkündet, unerwünscht erscheint.

Elisabeth Rotzer 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 6

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