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Feuerprobe für den neuen Nuntius

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Zwei Dominikaner gelten als erste Anwärter auf die beiden nächsten in Österreich zu besetzenden Bischofsstühle: Eisenstadt und St. Pölten. Zugleich verdichten sich die Gerüchte um die Ernennung eines neuen Weihbischofs in der Erzdiözese Wien.

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Zwei Dominikaner gelten als erste Anwärter auf die beiden nächsten in Österreich zu besetzenden Bischofsstühle: Eisenstadt und St. Pölten. Zugleich verdichten sich die Gerüchte um die Ernennung eines neuen Weihbischofs in der Erzdiözese Wien.

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Was Bischofsernennungen in Österreich betrifft, nimmt die Zahl jener katholischen Insider, die vermuten, daß heuer im Sommer noch „etwas passiert", zu. Zu sehr mehren sich die Gerüchte, daß die Diözese Eisenstadt bald einen neuen Ordinarius und die Erzdiözese Wien demnächst -einen neuen Weihbischof bekommen wird.

Daß etliche Ernennungen der letzten Zeit - und zwar nicht nur in Österreich - zu Spannungen geführt haben, ist ein unbestreitbares Faktum. In Österreich hat inzwischen ein neuer Nuntius, Erzbischof Donato Squic-ciarini, sein Amt angetreten, der mehr als sein Vorgänger das Gespräch mit unterschiedlich denkenden Menschen in der Kirche sucht und von seinen Gesprächspartnern als sehr aufmerksamer Zuhörer geschildert wird. „Seine Schonzeit läuft mit den Emennungen ab", heißt es einhellig. Es wird erwartet, daß die von Squicciarini in Rom vorgeschlagenen Kandidaten mit dem Ziel ausgewählt sind, zu keiner weiteren Polarisierung beizutragen.

Insofern hat das unlängst in der „Presse" kolportierte Gerücht, der Pfarrer der Wiener Dominikanerkirche, P. Martin Gyöngyös, könnte zum Nachfolger des 78jährigen Eisenstädter Diözesanbischofs Stefan Läszlö ausersehen sein, Hand und Fuß. Der 1940 in Langental geborene Dominikaner war Spiritual im burgenländi-schen Priesterseminar, später Prior des Wiener Dominikanerklosters und gilt als Mann der Mitte. Dazu kommt, daß es immer hieß, der nächste Eisenstädter Bischof müsse zumindest zwei der im Burgenland gebräuchlichen Sprachen - Deutsch, Kroatisch und Ungarisch - sprechen, Gyöngyös beherrscht wie Stefan Läszlö sogar alle drei.

Es gibt natürlich noch weitere Kandidaten für Eisenstadt, von denen der Moraltheologe P. Andreas Laun in der rechtskatholischen Zeitschrift „Der 13." sogar namentlich schon als Läszlö-Nachfolger genannt wurde. Das sei nur „eine Spekulation" gewesen räumt ,,13."-Herausgeber Friedrich Engelmann gegenüber der FURCHE ein. Er rechne aber schon damit. daß Laun irgendwo einmal Bischof werde, denn sein Name sei schon mehrmals im Gespräch gewesen.

Sicherer ist sich Engelmann nach wie vor bezüglich St. Pölten. Dort sei der Dominikaner P. Christoph Schönborn „zum Bischof bestimmt", schrieb „Der 13." schon im Februar 1991 in einem Beitrag, der Schönborn offensichtlich schaden wollte, indem er kritisch über dessen maßvolle FUR-CHE-Stellungnahme zum Turrini-Stück „Tod und Teufel" (46/1990) berichtete.

Für einen Bischof „zu weich"?

Und im Mai 1991 warf „Der 13." Schönbom vor, er habe in Brixen (FURCHE 18/1991) „bei einer Tagung mehrheitlich linkskatholischer" Publizisten „Kritik an der römischen Informationspolitik" geübt. Dort hat übrigens Herbert Binder, Direktor des Niederösterreichischen Pressehauses in St. Pölten und derzeit Präsident des Verbandes ÖsterreichischerZeitungs-herausgeber und -Verleger, „einen ganz hervorragenden Eindruck" von Schönborn gewonnen.

Will „Der 13." Schönbom als Bischof verhindern? Dazu Friedrich Engelmann zur FURCHE: „Von seiner Theologie her gehört ihm unsere Zuneigung, Schönbom ist aber vielleicht ein bißchen zu weich für diese Zeit. Wir brauchen gestandene Bischöfe."

Die Information der diözesanen „Kirche bunt" (Dezember 1990) mit Berufung auf höchste Stellen, der derzeitige Oberhirte, Franz Zak werde bis zum Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren im kommenden Jahr im Amt bleiben, wirkt dazu nicht wie ein Widerspruch, eher als Bestätigung. Denn Schönborn, 1945 in Skalken (heute CSFR) geboren, seit 1975 Dogmatik-Professor in Fribourg, derzeit aber in Rom als Sekretär mit der Vorbereitung des 1992 erscheinenden „Weltkatechismus" betraut, wäre vorher gar nicht abkömmlich.

Schönborn, dessen theologischer Lehrmeister der Schweizer Hans Urs von Balthasar war, wirkte in derGrazer Hochschulseelsorge unter dem heutigen Bischof von Gurk-Klagenfurt, Egon Kapellari, der sicher wie Kardinal Joseph Ratzinger zu seinen Förderern zählt. Daß Schönbom „episcopa-bile" ist, steht außer Zweifel. Daß er Niederösterreich gut kennt (in Retz, knapp außerhalb der Diözese St. Pölten, hält er sich nicht selten auf und hilft dann dort auch als Seelsorger aus), gilt als weiteres Indiz für die etwaige Nachfolge in der Diözese St. Pölten, die natürlich auch eine Reihe eigener ansehnlicher Kandidaten (vor allem Klostervorsteher und Pfarrer) aufweisen kann.

Rätselraten um Wien

Überraschungen sind immer noch möglich, auch in Wien. Hier sind schon seit zwei Jahren ständig wechselnde Gerüchte um (zumindest) einen neuen Auxiliarbischof und/oder Koadjutor im Umlauf. Sicher ist, daß auch hierein verdienter Kirchenmann vor der Pensionierung steht: der 77jährige Weihbischof Karl Moser. Weit weniger sicher ist, ob das sonst übliche Vorgehen - ein über 70 Jahre alter Ordinarius bekommt keinen Hilfsbischof mehr, sondern gleich einen (laut neuem Kirchenrecht immer mit dem Recht der Nachfolge ausgestatteten) Koadjutor - auch für Diözesen mit mehreren Weihbischöfen gilt. Und völlig unsicher ist, ob selbst die hartnäckigsten Gerüchte nicht reine Spekulation sind. Diese deuten auf den Wiener Theologen Rudolf Weiler oder den Benediktiner P. Ildefons Fux als neuen Weihbischof hin, es werden aber auch noch andere Namen - vor allem mit dem Anfangsbuchstaben F - genannt.

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