Kurswechsel in Eisenstadt

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Der Pastoraltheologe Paul Zulehner prognostizierte, als im Juli die Ernennung von Ägidius Zsifkovics zum Eisenstädter Bischof bekannt wurde, der Diözese #30 Jahre Winter#. Und der neue Mann an der Kirchenspitze des Burgenlandes, jetzt gerade einen Monat im Amt, scheint diese Auguren zu bestätigen. Die Revirements bei diözesanen Schlüsselpositionen fanden unübersehbar schnell statt: Generalvikar, Pastoralamts- und Schulamtsleiter wurden ausgetauscht, der Regens des Priesterseminars und zuletzt auch der Caritas-Direktor ihrer Aufgaben entbunden. Und schließlich wurde # kirchenrechtlich möglich, aber in Österreich ein Novum # der Posten eines #Moderators der Diözesankurie# geschaffen, der # diese Einschätzung ist in der Diözese weithin zu hören # als Alter Ego des Bischofs fungieren dürfte.

Nüchtern betrachtet

Auch wenn die Vorgänge atemberaubend erscheinen, sollten sie nüchtern betrachtet werden.

Zum Ersten hat # kirchenrechtlich # alles seine Ordnung: Mit der Amtsübernahme steht es dem neuen Bischof weitgehend frei, seinen #Stab# nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Ob das menschlich angemessen, politisch klug und in der Kommunikation ausreichend geschehen ist, mag in Diskussion stehen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es daran wenig zu deuteln gibt. Außerdem standen einige der Neubesetzungen aufgrund der Alters der früheren Amtsinhaber längst an.

Zum Zweiten bringt das alles einmal mehr ins Bewusstsein, wie die Leitungsstruktur der katholischen Kirche beschaffen ist: im Letzten monarchisch # also auf einen Entscheidungsträger zugeschnitten, nicht partizipatorisch und vor allem auf ein hierarchisches Prinzip setzend. Der Ernennung eines Bischofs gehen wohl Konsultationen voraus, doch die verlaufen ebenso intransparent wie der weitere Bestellvorgang. Und danach ist alles auf eine möglichst freie Entscheidung des Bischofs zugeschnitten. Dass ein Amtsträger dies auch #nützt#, liegt in der Logik dieser Struktur. Hier ist das eigentliche Problem festzumachen und nicht in erster Linie an handelnden Personen. Doch wer die kirchliche Großwetterlage realistisch einschätzt, weiß: Besserung ist hier nicht in Sicht.

Normative Kraft des Symbolischen

Zum Dritten ist dann schon auch die konkrete Gestaltung des Amtes durch Bischof Ägidius Zsifkovics zu beurteilen. Es spricht zwar manches dafür, ihm # wie anderen öffentlichen Amtsträgern # eine 100-Tages-Frist einzuräumen.

Andererseits gibt es auch eine normative Kraft des Symbolischen. Ein Beispiel: Eine der ersten Aktivitäten des neuen Bischofs war die Absage des seit zwei Jahren geplanten Diözesantags, der am 23. Oktober hätte stattfinden sollen, um Perspektiven für die Zukunft der Diözese zu entwickeln. Wer die Absage als Zeichen für einen Kurswechsel nach dem von #Volksbischof# Paul Iby gegangenen Weg hin zu einem, plakativ gesprochen, #romtreuen# Kurs ortet, wird hier schnell fündig. In diese Richtung deuten auch Zsifkovics# Personalrochaden.

Vielleicht ist es für die Katholiken des Burgenlandes ja gut, so schnell zu wissen, woran sie sind: Man kann dem neuen Bischof zugutehalten, dass er zumindest prompt für klare Verhältnisse sorgt.

Wie sich das im Konkreten gestalten wird, bleibt dennoch abzuwarten. Die #30 Jahre Winter# (© Paul Zulehner) sind dabei das Damoklesschwert. Vielleicht ein Fingerzeig, dass die Diözese dieser Tage ihr 50-Jahr-Jubiläum begeht, auch wenn einigen nicht zum Jubeln zumute ist:

Mündiges Christsein ist gerade in solcher Zeit gefragt. Selbiges bedeutet auch, sich nicht mit den herrschenden Verhältnissen abzufinden. Erst recht nicht in der Kirche. Der Diözese Eisenstadt ist zu wünschen, dass sich Stimmen mündiger Christen merklich und engagiert artikulieren. Sollte sich ein Kurswechsel von oben verfestigen, muss dieser #unten# längst nicht hingenommen werden.

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