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Es geht „nur” um den Stil und die Glaubwürdigkeit

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Sollen Kirchenzeitungen Sprachrohre der Bischöfe oder Plattformen für einen innerkirchlichen Dialog sein? Erzbischof Georg Eder hat diese Frage für das Salzburger „Bupertusblatt” klar beantwortet: Das Lehramt hat Vorrang.

Hatte der Erzbischof schon vor Jahren Aufsehen erregt, als er keine Beiträge des Linzer Familienseelsorgers Bernhard Liss mehr duldete, so „säuberte” er nun die Redak-tion „seiner” Diözesanzeitung gründlich. Die Kooperation mit den Zeitungen der Diözesen Feldkirch, Innsbruck und Linz wurde gekündigt, der geistliche Assistent des Blattes, Pastoralamtsleiter Balthasar Sieberer, mit einem Drei-Zeilen-Brief seines Amtes enthoben, und jetzt ging „einvernehmlich” Chefredakteur Bernhard Strobl.

Wer immer ihm nachfolgt - interimistisch ist es Strobls bisheriger Mitarbeiter Martin Lösch berger, der dem „Opus Dei” nahesteht, aber auch der Pressereferent der Erzdiözese, Karl Roithinger, gilt als Anwärter - und wer immer die Verantwortung für die nun geplante Kooperation mit Wien und Eisenstadt übernimmt, begibt sich auf ein „Himmelfahrtskommando”. Man braucht kein Prophet zu sein, um dem „Rupertus-

blatt” einen deutlichen Leserschwund vorherzusagen. Laut Umfrage waren nur vier Prozent der bisherigen „Ruper-tusblatt”-Leser mit der Linie der Zeitung unzufrieden, 87 Prozent dagegen schon.

Viele von ihnen dürften die eingangs gestellte Frage doch mit dem Wunsch nach einer Plattform für den innerkirchlichen Dialog und damit anders beantworten als der Erzbischof. Dieser hat bereits mit seinem Vorgehen bei der Bestellung des neuen Weihbischofs Andreas Laun das Salzburger Kirchenklima beträchtlich verschärft.

Die sich später als Unwahrheit herausstellende Aussage des Erzbischofs, er wisse nichts von einer bevorstehenden Ernennung Launs, die später mit der Rücksicht auf römische Gepflogenheiten erklärt wurde, war sicher nicht dazu angetan, Sympathie für die katholische Kirche zu wecken. Wenn diese vatikanische Personalentscheidung zudem, wie Karl Heinz Rit-schel in den „Salzburger Nachrichten” darlegte, eher die Frucht der Intervention eines Salzburger Bürgers als des Informationsprozesses durch den Nuntius gewesen sein sollte, darf man sich über den Schwund an Vertrauen in die Kirchenleitung (unter dem leider auch das Vertrauen in die christliche Botschaft leidet) nicht wundern.

Es sei betont, daß es hier nicht um Glaubensfragen, sondern um Fragen des Stils und der Glaubwürdigkeit geht, die mit dem Zugang zu ersteren aber sehr viel zu tun haben.

Bischof Laun wird es sehr schwer haben, in dieser Atmosphäre das für seine Arbeit nötige Vertrauen zu gewinnen. Und nur mit der autoritären Ausübung eines Amtes, aber ohne Vertrauen seitens der Mitarbeiter, bringt man heute nirgends mehr etwas Zukunftsträchtiges zustande. Das sollte man auch in allen kirchlichen Kreisen endlich begriffen haben!

Daß an der Gerüchtebörse nun eine Berufung von Generalvikar Johann Paarhammer als Weihbischof nach Wien und eine baldige Resignation des Erzbischofs gehandelt wird, zeigt, wie unruhig die Lage in Salzburg geworden ist. Sogar die (das Recht des Domkapitels, den Erzbischof aus einem Dreiervorschlag Roms zu wählen, umgehende) Erhebung Launs zum Ko-adjutor mit Nachfolgerecht -an sich undenkbar, wenn man nicht bewußt „Churer Verhältnisse” riskieren will -wird diskutiert. Wieviel Porzellan muß noch zerschlagen werden, bis man begreift, daß autoritäre Handlungen, die solchen Gerüchten Nahrung geben, der katholischen Kirche nur schaden können?

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