Ein verfrühter Abschied aus Eisenstadt

Werbung
Werbung
Werbung

Der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Ägidius Zsifkovics, folgt Paul Iby auf den Bischofsstuhl in Eisenstadt nach. Bischof Iby hätte gerne noch das 50-Jahr-Jubiläum seiner Diözese im November als Mann an der Spitze gefeiert – doch das wollte der Vatikan scheinbar nicht.

Am 11. November 2010, dem Gedenktag des Heiligen Martin von Tours, feiert die Diözese Eisenstadt ihren 50. Geburtstag. Es war Papst Johannes XXIII., der die Gründung der Diözese 1960 verfügte. Die Vorbereitungen für das große Fest sind im Laufen. Kein Wunder, dass der bisherige Bischof von Eisenstadt, Paul Iby, gerne als Vorsteher der Diözese dieses Jubiläum gefeiert hätte. Mehrfach äußerte er diesen Wunsch öffentlich.

Von Rom abserviert

Seit 1993 ist Iby Oberhirte der Katholiken im östlichsten Bundesland Österreichs. Er ist volksnah, offen und bei den Menschen in den Pfarren, aber auch bei seinen Mitarbeitern aufgrund seiner herzlichen Art äußerst beliebt. Jetzt steht fest: Iby wird noch vor November als Diözesanbischof abgelöst. Am Dienstagabend vergangener Woche machten Gerüchte die Runde, am Mittwoch in der Früh stand es in allen Zeitungen. Aus diesen erfuhr es auch Iby selbst. Erst dann wurde er vom Apostolischen Nuntius in Wien informiert.

Für Beobachter Indizien dafür, dass Iby von Rom abserviert und für seinen teamorientierten Führungsstil sowie seine fortschrittlichen Äußerungen zu kritischen Themen bestraft wurde.

Dass ihm Ägidius Zsifkovics an die Spitze der Diözese nachfolgen wird, kommt nicht überraschend: Der 47-jährige Burgenland-Kroate, der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Chefredakteur der burgenländisch-kroatischen Kirchenzeitung Glasnik und Pfarrer in Wulkaprodersdorf ist, galt schon seit längerer Zeit als Favorit. Zeitgenossen und Mitarbeiter der Diözese attestieren ihm ein ausgeprägtes Karrierestreben, seit längerer Zeit schon solle er in Rom darauf hingearbeitet haben, den burgenländischen Bischofssitz zu übernehmen.

„Nicht jeder kann mit seinem Stil.“

Ansonsten ist er in weiten Teilen der Diözese ein unbeschriebenes Blatt. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter hatten bisher kaum persönlichen Kontakt mit dem zukünftigen Bischof – für viele war er in den vergangenen Jahren nicht präsent. „Man sollte schon davon ausgehen, dass einer Bischof wird, der die Diözese gut kennt. Aber nur wenige haben Zsifkovics schon einmal persönlich getroffen oder mit ihm zu tun gehabt“, kritisiert ein langjähriger Mitarbeiter der Diözese.

In seiner Pfarre in Wulkaprodersdorf – auf Kroatisch: Vulkaprodr sÇtof – freilich kennt man ihn gut. Im Dorf herrsche Jubel über die Ernennung, so Bürgermeister Hans Rudolf Haller gegenüber der APA. Zsifkovics könne besonders gut „mit der Generation 50-plus und mit Jugendlichen bis zum Firmalter“, doch: „Nicht jeder kann mit seinem Stil.“ Jedoch „freut man sich, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist“.

Mit seinem Stil kann wohl auch der Wiener Theologe Paul M. Zulehner wenig anfangen. Noch vor der offiziellen Bestellung äußerte sich Zulehner besorgt: „Er ist sehr jung. Die Diözese hat jetzt 30 Jahre Winter. In der jetzigen Situation der österreichischen Kirche ist das eine vertane Chance. Man hätte auf Erneuerung setzen können und sollen.“ Auch die Plattform „Wir sind Kirche“, die Laieninitiative sowie die Pfarrerinitiative äußerten Kritik an der Person und dem Bestellvorgang – eine Kritik „ohne Fundament“, meint Kardinal Christoph Schönborn.

Wenn die Diözese Eisenstadt am 11. November ihren 50. Geburtstag feiern wird, dann ist Paul Iby bestenfalls als Konzelebrant mit dabei – auch wenn er selbst und viele in der Diözese das Fest gerne mit „ihrem“ Bischof Iby an der Spitze gefeiert hätten.

Der neue Oberhirte für das Burgenland

Ägidius Zsifkovics wurde am 16. April 1963 im südburgenländischen Güssing geboren und gehört zur Volksgruppe der burgenländischen Kroaten. Nach der Volksschule trat er ins kirchliche Knabenseminar Mattersburg ein und studierte in Wien und Zagreb Theologie. Nach seiner Priesterweihe 1987 in Eisenstadt war er als bischöflicher Sekretär unter Stefan Laszlo, seinem Vor-Vorgänger an der Spitze der Diözese, tätig. Bis zu seiner Ernennung zum Generalsekretär der österreichischen Bischofskonferenz 1999 war er Ordinariatskanzler und leitete das bischöfliche Ordinariat in Eisenstadt. Zsifkovics ist Pfarrer in Wulkaprodersdorf/ VulkaprodrsÇtof und Chefredakteur der kroatisch-sprachigen Kirchenzeitung Glasnik. (sj)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung