Kirchen-Uhren werden NEU GESTELLT

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Vier lange Jahre warteten die steirer auf Wilhelm Krautwaschl, ihren neuen Bischof. Auch an der spitze der Militärdiözese vollzieht sich ein Generationenwechsel.

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Vier lange Jahre warteten die steirer auf Wilhelm Krautwaschl, ihren neuen Bischof. Auch an der spitze der Militärdiözese vollzieht sich ein Generationenwechsel.

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Das Procedere ist klar. Und wurde nicht eingehalten: Nach den Bestimmungen des Konkordats informiert Rom die Bundesregierung über bevorstehende Bischofsernennungen, und letztere gibt ihr Statement dazu ab, ob es dagegen "Gründe allgemein politischer Natur" einzuwenden gebe. Danach steht einer Veröffentlichung im täglichen vatikanischen Pressebulletin nichts mehr im Wege.

Doch diesmal informierten der Bundeskanzler und der Vizekanzler nach dem Ministerrat, was schon am Abend zuvor durchgesickert war: Die Regierung stimme der Ernennung von Wilhelm Krautwaschl zum Bischof von Graz-Seckau und von Werner Freistetter zum Militärbischof zu.

Zwei Personalien erledigt

Damit sind die beiden lang anstehenden Personalien an der Spitze der katholischen Kirche in Österreich erledigt. Vor allem die Grazer Entscheidung wurde allgemein als richtungsweisend angesehen. Und es gab durchaus Befürchtungen, dass einmal mehr eine polarisierende Persönlichkeit die innerkirchliche Konsolidierung der letzten Zeit konterkarieren könnte.

Vor allem, dass Egon Kapellari, der 1982 Bischof wurde, und der der steirischen Kirche ab 2001 vorstand, weit über seinen 75er hinaus im Amt bleiben musste, nährte diesbezügliche Mutmaßungen. Kapellari warf -unüblich für ihn -im Jänner 2015 das Handtuch, ohne dass der Nachfolger benannt war.

Mit der nun bekannt gewordenen Ernennung des 52-jährigen Wilhelm Krautwaschl ging ein Aufatmen in der Diözese und darüber hinaus einher. Denn Krautwaschl gilt als ein weltoffener, auf die Menschen zugehender Priester, der überdies selber aus der Diözese stammt und sowohl auf langjährige Erfahrung als Pfarrseelsorger als auch in Leitungsaufgaben zurückgreifen kann. Seit seiner Eröffnung 2009 leitet Krautwaschl in Graz das diözesane Bildungs-und Berufungszentrum Augustinum, das so unterschiedliche Institutionen wie Schulen, das bischöfliche Seminar oder die Kirchliche Pädagogische Hochschule unter einem Dach vereint. Krautwaschl lebt dort in einer Priesterwohngemeinschaft.

"Kein negativer klerikaler Touch"

Die geistliche Heimat des neuen Bischofs ist die Fokolar-Bewegung. Er gilt auch als einer, der sich neuen pastoralen Konzepten nicht verschließt, sondern im Gegenteil als einer, der den positiven Blick in die plurale Welt richtet, in der sich die Kirche heute bewähren muss. Außerdem konzediert man ihm Offenheit im Umgang mit Laien, er sei einer, den "kein negativer klerikaler Touch" umgebe, heißt es etwa.

In diese Richtung gehen die meisten Reaktionen auf die Ernennung - nicht nur in der Diözese. Auch Gerda Schaffelhofer, die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, sieht "der Zusammenarbeit mit ihm mit großer Freude" entgegen. Dass Roms Wahl auf Krautwaschl fiel, "entschädigt für das lange Zuwarten", so Schaffelhofer.

Auch der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner freut sich über den neuen Grazer Bischof: Er "kommt aus der Seelsorge, riecht also nach der Herde. Solche Hirten wünscht sich der Bischof von Rom, Papst Franziskus", schreibt Zulehner in seinem Blog. Der Pastoraltheologe moniert aber einmal mehr, dass die Bischofskandidatensuche "immer noch intransparent und der katholischen Kirche unserer Zeit unwürdig ist". Zulehner schließt seinen Blog mit: "Und nicht zuletzt gehört zur Freude über den neuen Bischof auch die Freude darüber, dass es andere nicht geworden sind."

KAÖ-Präsidentin Schaffelhofer würdigt auch Diözesanadministrator Heinrich Schnuderl, der die Diözese seit der Emeritierung von Bischof Kapellari geleitet hat. Sie sei dankbar, so Schaffelhofer, dass Schnuderl "auf eine bescheidene und kompetente Weise" die Übergabe der Diözesanleitung an den neuen Bischof vorbereitet hat.

Sozialethiker als Militärbischof

Auch die zweite, kirchenpolitisch nicht ganz so brisante Ernennung begrüßt die KAÖ-Präsidentin voll und ganz: Mit Werner Freistetter erhalte die Militärdiözese nicht nur einen erfahrenen Seelsorger als Bischof, der das Bundesheer bestens kenne, sondern auch einen anerkannten Theologen und Ethiker, "der sich entschieden für ein friedliches Zusammenleben von Nationen, Völkern und Religionen einsetzt", so Schaffelhofer Das Revirement an der Spitze der Militärseelsorge war nötig, weil der bisherige Militärbischof Christian Werner bereits 2013 aus gesundheitlichen Gründen um seinen Rücktritt eingekommen war.

Der 1953 in Linz geborene Werner Freistetter arbeitete nach Tätigkeiten in der Pfarrseelsorge sowie als Sozialethiker an der Wiener Theologischen Fakultät ab 1993 in Rom beim Päpstlichen Kulturrat. Neben Einsätzen als Militärseelsorger auf dem Golan, in Bosnien und im Kosovo baute Freistetter ab 1997 das "Institut für Religion und Frieden" der Militärdiözese auf.

Nach den beiden Ernennungen stehen sogleich zwei weitere Bischofsstühle zur Neubesetzung an: Denn auch der Linzer Hirte Ludwig Schwarz und sein St. Pöltner Amtsbruder Klaus Küng vollenden in Kürze ihr 75. Lebensjahr. Der Generationenwechsel in Österreichs Episkopat könnte also noch in diesem Jahr weitergehen.

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