7124967-1997_01_05.jpg
Digital In Arbeit

Bischöfe in Geiselhaft Kurt Krenns

Werbung
Werbung
Werbung

Der Bischof von St. Pölten hat versucht, seine österreichischen Amtskollegen in eine Art Geiselhaft zu nehmen. Es ist zu wünschen, daß man von ihnen möglichst rasch erfährt, ob sie sich das widerspruchslos gefallen lassen.

In der Nummer 52/96 des Nachrichtenmagazins „News" geht Bischof Kurt Krenn mit den Unterstützern des Kirchenvolks-Begeh-rens brutal um wie nie zuvor: „Diese Leute" stünden nicht für Beform und Fortschritt, sondern für „Spaltung und Verfall", sie „gehören nicht mehr zur Glaubensgemeinschaft der Kirche", in die sie „zurückkommen" müssen, ehe man überhaupt mit ihnen redet.

Und jetzt die Geiselnahme: In der Bischofskonferenz habe man sich „nach langer und geduldiger Diskussion" geeinigt, bis 1998 nur noch einstimmige Beschlüsse zu fassen. Und „das hält, da muß man keine Angst haben". Im Klartext: Bischof Krenn hat sich ein Veto recht gesichert. Er kann jedes weitere Gespräch der Kirchenleitung mix Katholiken und Katholikinnen, die ihm nicht zusagen, verhindern. So etwas hat es in der römisch-katholischen Kirche in Österreich noch nie gegeben.

Wenn es stimmt. - Und ob es stimmt, müßte bald geklärt werden.

Träfe die Behauptung zu, dann wären alle Befürworter des Kir-chenvolks-Begehrens vor und nach Mariazell von einer ganzen Reihe von Rischöfen, die Dialogbereitschaft signalisierten, hinters Licht geführt worden. Dann hätten jene recht, die alle bisherigen Schritte der Bischofskonferenz für Verzögerungsmanöver mit dem Ziel hielten, die Reformer wie Fische in der Luft ersticken zu lassen.

Die Ausführungen von Bischof Krenn sind aber auch eine ordentliche Ohrfeige für jene Amtskollegen, die im Sinn des Kirchenvolks-Begehrens Modelle für eine stärkere Einbeziehung der Diözesanen in die Bestellung neuer Bischöfe ausgearbeitet und auch schon angewendet haben. Haben sie sich damit auch außerhalb der Kirche gestellt? Die Probe aufs Ex-empel werden wir bald erleben, nämlich wenn der Nachfolger für den Volksbischof Reinhold Stecher von Innsbruck ernannt wird, dessen Scheiden aus dem Amt aus Altersgründen viele Gläubige in Tirol und weit über die Grenzen der Diözese hinaus bedauern.

Ernennt der Vatikan einen Bischof, der nicht im Spitzenfeld der von Bischof Stecher eingereichten Vorschlagsliste aufscheint, wird die Vorschlagsliste veröffentlicht werden. Dann darf man sich auf einiges gefaßt machen. Im Interesse der römisch-katholischen Kirche und ihres Oberhauptes in Born muß man hoffen, daß uns eine neuerliche Kraftprobe dieser Art erspart bleibt. Als neuer Wiener Weihbischof wurde der bisherige Pastoralamtsleiter Alois Schwarz, ein Mann des Dialogs, ernannt -ein positives Signal auch für Tirol?

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung