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Fast professionell, so die allgemeine Wahrnehmung, wie die katholische Kirche auf einmal ihr Krisenmanagement betreibt. Dass es Visitator Klaus Küng in der Diözese St. Pölten innerhalb kurzer Zeit gelang, Schritte zu setzen, nötigte auch Medien, die der katholischen Kirche gern am Zeug flicken, Respekt ab: Noch vor kurzem hätte niemand darauf gewettet, dass sich Bischof Krenn tatsächlich einen Maulkorb verpassen lässt. Auch dass Küng St. Pöltens Priesterseminar kurzerhand zusperrt, ist ein - für "katholische" Maßstäbe - schnell und radikal erledigter Schnitt.

Vorarlbergs Bischof Küng wurde ob dieser Performance taxfrei zum heißen Nachfolge-Tipp für Kurt Krenn hochgeschrieben. Doch: Bei aller Euphorie übers halbwegs gelingende Troubleshooting sollten die Perspektiven der katholischen Kirche Österreichs im Blick bleiben.

Einmal mehr ist da festzuhalten, dass die Destruktion in St. Pölten das Ergebnis einer völlig verfehlten Kirchenpolitik ist: Die weltoffene Kirche Österreichs nachhaltig zu beschädigen - via Bischofsernennungen nach dem Abgang Kardinal Königs 1985 von Wien bis Salzburg und Feldkirch - ist gelungen, Österreichs Katholizismus wird sich davon nicht mehr so schnell erholen (dass in den letzten Jahren wieder moderatere Hirten ans Ruder kamen, mag auch als verhohlenes Eingeständnis Roms dafür gelten, was da angerichtet wurde).

Die Aussicht aber, dass statt des angriffslustigen Hardliners Kurt Krenn der nicht minder konservative Klaus Küng die Geschicke der maroden Diözese in die Hand nimmt, klingt alles andere als viel versprechend. Es soll nicht prinzipiell bestritten werden, dass sich unter einem Bischof Küng die Diözese St. Pölten konsolidieren könnte. Aber es sagt viel über den Kirchenzustand Österreichs aus, wenn schon die Ernennung eines Opus-Dei-Bischofs in St. Pölten als befreiend empfunden würde.

otto.friedrich@furche.at

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