Überraschung war die kurz vor Pfingsten erfolgte Ernennung von Alois Schwarz zum neuen Bischof von St. Pölten kaum, auch wenn zuletzt vor allem Namen von Äbten der in dieser Diözese zahlreichen Stifte durch die Medien geisterten. Schwarz' dritter bischöflicher Wirkungsort bedeutet auch eine Rückkehr in sein Heimatbundesland, wenngleich nicht seine Heimatdiözese.
Alois Schwarz wurde 1952 in Hollenthon in der Buckligen Welt geboren. Nach seiner Priesterweihe 1976 lehrte er unter anderem Homiletik an der Universität Wien. Bis 1992 war er Pfarrer in der Buckligen Welt, ab 1987 leitete er zusätzlich das Pastoralamt der Erzdiözese Wien. 1997 wurde er Weihbischof, und Kardinal Christoph Schönborn ernannte ihn zum Bischofsvikar für das Wiener Südvikariat. Im selben und im darauffolgenden Jahr leitete Schwarz die Vorbereitungsgruppe zum "Dialog für Österreich", jenem bislang letzten gesamtösterreichischen Dialogprozess, der 1998 die nicht zuletzt durch die Affäre Groër zutage getretenen Gräben in Österreichs katholischer Kirche zu überwinden suchte.
2001 folgte Schwarz Egon Kapellari auf den Bischofsstuhl von Gurk-Klagenfurt. Über Kärnten hinaus engagierte er sich seither als Sportbischof und als gesamtösterreichisch zuständiger Bischof für Umwelt-, Wirtschafts-und Sozialfragen. Viele Jahre war er auch als Referatsbischof für die Katholische Aktion zuständig. Für nachhaltiges Wirtschaften setzte sich Bischof Schwarz immer wieder ein - auch in seinem letzten großen FURCHE-Interview zu Weihnachten 2016. Dort meinte er: "Als Kirche haben wir das Evangelium zu verkündigen, und das ist letztlich auch eine politische Botschaft. Das Evangelium ist nicht wertfrei, es ist ein Programm. Es ist eine Ansage an eine bestimmte Form des Menschseins."
Solches wird Alois Schwarz auch in seiner neuen Diözese, die er am 1. Juli übernimmt, bekräftigen müssen. Er kommt in ein gemachtes Haus, weil es Vorgänger Klaus Küng, der die Diözese St. Pölten seit 2004 geleitet hat, gelang, die Verwerfungen rund um den Skandal-Bischof Kurt Krenn (1936-2014) vergessen zu lassen.
Mit Küngs Emeritierung ist Alois Schwarz nach Kardinal Schönborn auch der Dienstälteste der heimischen Bischöfe. Er gehört zu jener konzilianten Hirtengeneration, die auf die konservativen Bischofsernennungen der 1980er-Jahre folgte, mit denen Rom Österreichs Kirche "auf Kurs" zu bringen gesucht hatte. Die Diözese St. Pölten weiß also, was sie von Alois Schwarz erwarten darf.
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