Der Mut einiger Bischöfe

Werbung
Werbung
Werbung

In einem Hirtenbrief an seine Diözesanen und in einem ZIB 2-Interview versuchte der Grazer Hirte Egon Kapellari, dienstältester Bischof Österreichs, die Wogen nach der Ernennung Gerhard Maria Wagners zum Linzer Weihbischof und der Begnadigung der vier Lefebvrianer-Bischöfe zu beruhigen. Der Papst vertraue Österreichs Bischöfen und ihrer Führungskompetenz, so Kapellari im ORF-Interview aus Rom, wo er kurz zuvor Benedikt XVI. getroffen hatte. Einen Aufruf zum Miteinander erließ auch der Linzer Bischof Ludwig Schwarz, der sein Bewusstsein zum Ausdruck brachte, dass es sich bei den Vorgängen in seiner Diözese durchaus um eine Krise der Kirche handle. Zuvor hatten - in einem bislang beispiellosen Akt - 31 von 35 oberösterreichischen Dechanten erklärt, mit der Weihe Wagners zum Bischof nicht einverstanden zu sein. Ebenfalls ungewöhnlich Bischof Ludwig Schwarz' Reaktion hierzu - kein "Rüffel", sondern er qualifizierte die Erklärung als "ernste Sorge um den gemeinsamen Weg als Kirche".

Rücknahme der Begnadigung verlangt

Andere Bischofskollegen gingen noch einen Schritt weiter: Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser (Bild) verlangte öffentlich die Rücknahme der Begnadigung von Bischof Williamson und warnte seine Kirche vor einem "Gesundschrumpfen in Richtung Sekte". Und sogar Kardinal Schönborn sprach im Mitarbeitermagazin thema kirche von "Vorgängen, die Kopfschütteln, Trauer, Empörung und Unverständnis auslösen". Der Wiener Erzbischof bat weiter, nicht zu resignieren: Man könne die Krise auch als Chance sehen. Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer forderte Rom in der Tiroler Tageszeitung zu einer "offenen Fehleranalyse auf" und der Herzogenburger Propst warnte im ORF die Kirche vor rechten Strömungen und wies auf diesbezügliche Querverbindungen der Pius-Bruderschaft hin.

Aber nicht alle österreichischen Bischöfe begaben sich auf eine (rom)kritische Linie. Elmar Fischer, Bischof von Feldkirch, unterstützte Gerhard M. Wagner sogar in dessen Positionen zur Homosexualität, und erklärte in einem ZIB 2-Interview, er wisse aus seiner Erfahrung als Psychotherapeut, dass Homosexualität "wie andere Neurosen" heilbar sei. Dementgegen mahnte der Grazer Bischof Egon Kapellari, die Bischöfe sollten sich vor allem zu "zentralen Fragen" äußern und mit dem Thema Homosexualität und den Menschen, die dahinterstehen, "intelligent und fürsorglich umgehen". (ofri)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung