Katholische Turbulenzen. Eine Fortsetzung

Werbung
Werbung
Werbung

Die deutschen Bischöfe als Dialogverweigerer, Kardinal Martini und Hans Küng als "lüsterne Alte": starker Tobak der Lefebvrianer wider ihre Gegner.

Österreichs Bischöfe sind - nach der Krisensitzung Mitte Februar - zu ihrer regulären Frühjahrssession in Innsbruck zusammengekommen. Die Ergebnisse des Treffens gibt Kardinal Schönborn am Freitag in Wien bekannt. Zweifelsohne werden die Bischöfe Konsequenzen aus den Kirchen-Turbulenzen der letzten Wochen beraten. Dem Vorschlag des Grazer Pastoraltheologen Rainer Bucher in der FURCHE vom 26. Februar, als Verständigungsforum der Kirche wieder einen Katholikentag zu veranstalten, sind auch die anderen Pastoraltheologen Österreichs beigetreten. Wie die Bischöfe auf diesen Vorschlag reagieren, ist zur Zeit aber noch nicht bekannt.

Die Fronten der kirchlichen Auseinandersetzung im Gefolge der Begnadigung der vier lefebvrianischen Bischöfe haben sich in den letzten Tagen vor allem in Deutschland gezeigt. Denn die Frühjahrvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz fand bereits letzte Woche in Hamburg statt. Zum Abschluss veröffentlichten die Bischöfe eine "Erklärung zum gegenwärtigen Weg der katholischen Kirche", in dem sich die Bischöfe klar von den Lefebvrianern distanzieren.

Klartext in Deutschland

Die deutschen Bischöfe argumentieren, die Lefebvrianer hätten sich selbst von der Kirche abgespalten und dürften nach wie vor keine Messe feiern oder Sakramente spenden. Die von den Piusbrüdern angekündigten Priesterweihen würden "gravierend gegen die Ordnung und das Recht der Kirche" verstoßen. Die Lefebvrianer, so die deutschen Bischöfe, befänden sich nicht in Gemeinschaft mit der Kirche, solange sie nicht die Dokumente des II. Vatikanums - inklusive der Texte über die Religionsfreiheit, die Ökumene und die nichtchristlichen Religionen - eindeutig bejahen würden. Die Bischöfe schreiben weiters, dass die Distanzierung von der Holocaust-Leugnung durch Bischof Williamson nicht "ernsthaft" erfolgt sei.

Allerdings beklagen die deutschen Bischöfe in ihrer Erklärung auch "verzerrte und polemische" Äußerungen in der innerkirchlichen Diskussion und weisen "jeden Versuch zurück, das Ansehen und die Integrität des Papstes in Zweifel zu ziehen". Diese Äußerung bezieht sich nicht zuletzt auf die von Zehntausenden unterzeichnete "Petition Vaticanum 2" (die FURCHE berichtete), die sich kritisch mit der Begnadigung der Traditionalisten auseinandersetzt. Allerdings nahm der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, die bis letzte Woche von mehr 36.000 unterzeichnetet Petition persönlich entgegen. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, der drei Theologieprofessoren wegen deren Petitionsunterschrift mit schweren Konsequenzen gedroht hatte, führte mit den Beteiligten ein "klärendes Gespräch", in dem sich die Theologen u. a. hinter die Erklärung der Bischofskonferenz stellten.

Schwere Geschütze fuhren hingegen die Lefebvrianer gegen die deutschen Bischöfe auf. Ihr deutscher Oberer Franz Schmidberger beschuldigte die Bischöfe, dass sie durch ihre Erklärung den Dialog beenden würden, bevor er überhaupt begonnen habe. Die Bischöfe würden die Piusbruderschaft zudem mit dem Vorwurf des Antisemitismus verleumden. Außerdem bestehen die Piusbrüder darauf, dass Rom den angekündigten Priesterweihen der Traditionalisten in "persönlichen Gesprächen" zugestimmt habe.

Doch nicht nur in Deutschland geht die Auseinandersetzungen weiter: Die französischen Piusbrüder griffen den Mailänder Alterzbischof Carlo M. Martini frontal an: Der Kardinal sei ein Hans Küng, "der es in die kirchliche Hierarchie geschafft hat", heißt es etwa in der Glosse eines lefbvrianischen Abbé in der Zeitung Le Monde, in der dieser Küng und Martini überdies mit den beiden lüsternen Alten in der alttestamentarischen, als Gemäldemotiv oft dargestellten Geschichte von Susanna im Bade verglich.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung