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„Ein Alarmruf"

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Volkstümlich würde man sagen, daß in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und vielen Theologieprofessoren „der Wurm drinnen" ist. Kaum eine Woche vergeht, ohrie daß die latenten Spannungen zwischen Rom und Theologen Ausdruck finden. Auf den alten Satz „Roma locuta, causa finita" (Rom hat gesprochen, die Sache ist erledigt) kann man sich auch nichtmehr verl!!S????m,

$????,it iμt·i!????????ntμ" ,1989 in der v???? über -200 Theologen im deutschen Sprachraum unterzeichneten (und später von weiteren 450 Theologen in Westeuropa unterstützten) „Kölner Erklärung" (FURCHE 7 / 19 89 ) Kritik an Rom und am Papst geübt wurde, hat sich der Konflikt zugespitzt. Daß Rom öffentlichen Widerspruch nicht akzeptiert, hat die unlängst von der Kongregation für die Glaubenslehre veröffentlichte „lnstruktic>n über die kirchliche Berufung des Theologen" (FURCHE 27 und 29/ 1990 ) deutlich gemacht. Daß Unterzeichner der „ Kölner Erklärung" auf einer „schwarzen Liste" stehen, geht aus dem Protokoll der Österreichischen Bischofskonferenz vom April 1990 hervor und zeigte sich auch ,schon in der Praxis: Die Berufung des L1 .Frankfur.t lehrenden Theologen Siegfried Wiedenhofer zum Ordinarius für Fundamentaltheologie an der Universität Graz scheiterte am römischen Veto

Mehr als 200 deutschsprachige Theologen, die sich mit Wiedenhofor solidarisch erklärten, zeigten sich betroffen darüber, „daß einem Kollegen, der bereits die ,missio canonica' hat, das ,nihil obstat' für eine Professur in Graz mit dem einzigen Argument verweigert wurde, er habe die ,Kölner Erklärung' unterzeichnet." Der Wortlaut des Schreibens dieser Theologen an die Bischöfe Deutschlands, Osterreichs und der Schweiz sowie die Namen der Unterzeichner wurden nicht veröffentlicht.

Während aus Paderborn die erfreuliche Meldung kam, daß der dortige Erzbischof Johannes Joa.: chim Degenhardt mit dem umstrittenen Theologen Eugen Drewermann „weitgehende Übereinstimmung in wichtigen Punkten" erzielen konnte; hat sich das allgemeine Klima in den letzten Wochen wieder deutlich verschärft. Das lag nicht nur am „Fali Wiedenhofer", sondern vor allem auch an der römischen Theologen-Instruktion, die manche lauthals begrüßten, gegen die andere aber heftige Einwände erhoben.

Einige Theologen, die der Theo- 1 logen-Instruktion besonders kritisch gegenüberstehen, haben sich zur am· 12. Juli publizierten „Tübinger Erklärung" zusammengefunden und bezeichnen darin das vatikanische Dokument als „einen Angriff auf die Freiheit katholischer Theologie und damit einen Angriff auf die Freiheit des ganzen VolkesGottes". Siehaben abernoch eine andere ????or????????„up.d. versteß ihr „nl,lr" ????IJts .???? ;tlnterschrüt????n, auf.:.weisendes Schreiben als „Aiarrri.:."' ruf". So meint Hans Küng, einer der Initiatoren, es sei um Eile und nicht um möglichst viele Unterschriften gegangen.

nenn angeblich plant Papst Johannes Paul II. noch im Sommer 1990 die Publizierung einer Enzyklika, und darin „$oll die päpstliche Lehre zur Geburtenregelung als definitive und unfehlbare Lehre hingestellt werden".

„ Um, Schaden von der Kirche abzuhalten", appellieren nun die Theologen (darunter auch der Grazer Ordinarius Johann Bauer): „ 1 . Der Papst möge auf eine Enzyklika über die umstrittenen Moralfragen verzichten, solange eine genaue- Klärung: der :damit verbundenen theologischen Fragen 'nicht erfolgt ist. . . · . 2. Diese Probleme sollen auf der nächsten römischen Bischofssyno-· de in allet .Öffentlichkeit verhandelt werden, insbesondere auf der schon angekündigten Synode der europäischen Bischöfe. 3 . Es soll ein???? fachkundige Kommission eingesetzt werden, um die Frage der Unfehlbarkeit des Papstes im Zusammenhang seiner Lehre zur Geburtenregelung zu untersuchen."

Wie immer man die „Tübinger Erklärung" sonst bewerten mag, welche Meinung immer man zu Fragen der Geburtenregelung vertreten mag, sollte es wirklich zu einer Moral-Enzyklika kommen, steht dabei ungeheuer viel auf dem Spiel, und die folgende Warnung - unabhängig davon, ob man dlejenigen mag, von denen sie stammt -gehört doppelt und dreifach unter-. strichen:

„Um das Wohl unserer Kirche besorgt, warnen wir vor einer solchen lehramtlichen Äußerung. Sie würde die Polarisierung innerhalb unserer Kirche auf katastrophale Weise verschärfen und den Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche beschleunigen. Eine solche Erklärung wird keine Problem???? lösen, wohl aber neue schaffen."

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